Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
sie. Aber es war klar, dass er ihre Reaktion entzückend fand. Als ich die beiden anderen Männer anschaute, sah ich, dass sie mein Gefühl teilten. Na ja, es war nicht direkt das gleiche Gefühl. Adrians Zuneigung war offensichtlich brüderlicher Natur. Und Eddies? Schwer zu erkennen, irgendwie eine Mischung aus beidem. Vielleicht eine Art Wächterzuneigung.
Jill gestikulierte zum Wasserfall hinüber, und plötzlich löste sich ein Teil der herabstürzenden Kaskade. Der Wasserstrahl formte sich zu einem Zopf, dann drehte er sich hoch in der Luft und beschrieb einige Spiralen, bevor er in Millionen Tropfen zersprang, die über uns allen einen Nebel bildeten. Ich hatte das Spektakel wie erstarrt und mit großen Augen verfolgt, aber diese Tropfen, die mich trafen, erschreckten mich so sehr, dass ich aufwachte.
»Jill«, sagte ich mit einer Stimme, die ich kaum als die meine erkannte. »Tu das nicht wieder.«
Jill, deren Augen glänzten, würdigte mich kaum eines Blickes, während sie einen anderen Wasserstrahl in der Luft tanzen ließ. »Ist doch niemand da, der es sehen könnte, Sydney.«
Das war es gar nicht, was mich so aufgeregt hatte. Das war es nicht, was mich mit solcher Panik erfüllte, dass ich kaum noch Luft bekam. Die Welt stand kurz davor, sich um mich zu drehen, und ich hatte Angst, ohnmächtig zu werden. Harte, kalte Angst durchlief mich, Angst vor dem Unbekannten. Dem Unnatürlichen. Die Gesetze meiner Welt waren gerade gebrochen worden. Dies war Vampirmagie, etwas Fremdes und für Menschen Unzugängliches – unzugänglich, weil es verboten war. Es war etwas, das kein Sterblicher erforschen durfte. Ich hatte nur ein einziges Mal Magie erlebt, als sich zwei Geistbenutzer gegeneinander gewandt hatten – und ich wollte sie nie wieder erleben. Eine Geistbenutzerin hatte die Pflanzen der Erde dazu gezwungen zu tun, was sie wollte, während der andere mit Hilfe von Telekinese Gegenstände durch die Luft geschleudert hatte, die töten sollten. Es war beängstigend gewesen, und obwohl ich nicht die Zielscheibe gewesen war, hatte ich mich wie in einer Falle gefühlt und war angesichts einer solch anderweltlichen Macht überwältigt gewesen. Es erinnerte mich daran, dass dies keine unterhaltsamen, unbeschwerten Leute waren, mit denen ich da herumhing. Dies waren Kreaturen, die vollkommen anders waren als ich.
»Hör auf damit!«, verlangte ich mit wachsender Panik. Ich hatte Angst vor Magie, Angst, dass sie mich berühren würde, Angst vor dem, was sie mir vielleicht antäte. »Lass das sein!«
Jill hörte mich nicht einmal. Sie grinste Lee an. »Du bist Luft, nicht wahr? Kannst du Nebel über dem Wasser erzeugen?«
Lee schob die Hände in die Taschen und wandte den Blick ab. »Äh, hm, ist wahrscheinlich keine gute Idee. Ich meine, wir sind hier in der Öffentlichkeit … «
»Komm schon«, flehte sie. »Das wird dich nicht die geringste Mühe kosten.«
Er wirkte tatsächlich nervös. »Nein, nicht jetzt.«
»Nicht du auch.« Sie lachte. Über ihr und vor ihr kreiselte das Dämonenwasser immer noch, kreiselte, kreiselte …
»Jill«, sagte Adrian in einem härteren Tonfall, als ich je von ihm gehört hatte. Tatsächlich konnte ich mich nicht daran erinnern, dass er sie jemals bei ihrem richtigen Namen genannt hatte. »Hör jetzt auf.«
Mehr sagte er nicht, aber es war, als sei eine Welle von irgendetwas durch Jill geflossen. Sie zuckte zusammen, und die Wasserspiralen verschwanden und fielen als Tröpfchen herunter. »Na schön«, antwortete sie. Und wirkte verwirrt.
Es folgte ein peinlicher Moment, dann ergriff Eddie das Wort: »Wir sollten uns beeilen. Es ist bald Sperrstunde.«
Lee und Jill machten ihre Schläge, und schon bald lachten und flirteten sie wieder. Eddie beobachtete sie weiterhin besorgt. Nur Adrian achtete auf mich. Er war der Einzige, der wirklich verstand, was geschehen war, begriff ich. Er musterte mich mit seinen grünen Augen, in denen keine Spur des gewohnten bitteren Humors lag. Ich ließ mich jedoch nicht täuschen. Ich wusste, dass gleich eine witzige Bemerkung kommen würde, mit der er meine Reaktion verspottete.
»Geht es Ihnen gut?«, fragte er leise.
»Alles klar«, antwortete ich und wandte mich von ihm ab. Ich wollte nicht, dass er mein Gesicht sah. Er hatte bereits zu viel gesehen, hatte meine Angst gesehen. Ich wollte nicht, dass einer von ihnen erfuhr, wie sehr ich mich vor ihnen fürchtete. Ich hörte, dass er einige Schritte auf mich zukam.
»Sage …
Weitere Kostenlose Bücher