Bloodman

Conway?«, fragte Jake.
    Â»Nein. Scopes mit seiner Kamera.«
    Â»Scopes?« Jake schüttelte den Kopf. »Der Wagen musste an Ort und Stelle untersucht werden. Eine Fahrt mit dem Abschleppwagen wird ihn durchschütteln wie ein Cocktailshaker.«
    Â»Ich konnte ihn nicht am Strand lassen«, verteidigte sich Hauser.
    Â»Nein, aber Sie hätten den Tatort vernünftig aufnehmen können. Ist Scopes ein Spitzenfotograf, und ich hatte nur noch nicht davon gehört?«
    Hauser schwieg.
    Â»Wann wurde David getötet?«, wollte Jake wissen.
    Â»Ich weiß es nicht. Dr. Reagan befasst sich gerade mit der Leiche.«
    Â»Haben Sie an Ort und Stelle eine Temperaturmessung durchgeführt?«
    Spencer fragte: »Eine Temperaturmessung?«
    Jake schüttelte den Kopf, als wäre er gerade Zeuge eines Kongresses von Dorftrotteln. »Eine Leiche gibt gleichmäßig Körperwärme ab. Indem man die Temperatur misst, kann man auf den Todeszeitpunkt zurückschließen.«
    Spencer wurde ein wenig blass. »Und wie nimmt man die Temperatur?«
    Jake verdrehte die Augen. »Wo sind wir hier – im Kindergarten? Mit einem rektalen Thermometer. Ohne die schützende Hautschicht ist die Abkühlungsrate natürlich anders, aber ohne Temperaturmessung geht es nicht. Die Zeitschiene festzulegen ist wichtiger als alles andere.« Jake sah Hauser an. »Wer hat ihn gefunden?«
    Â»Scopes«, antwortete Hauser.
    Jake kannte Mann’s Beach, er war nach der Arbeit im Jachtklub manchmal mit Spencer hingefahren. Es war ein idealer Ort, an dem man mit Mädchen abhängen konnte, weil fast nie jemand hinkam. Der Strand lag eingezäunt an einer kleinen, felsigen Landzunge und hätte sich ebenso gut auf der anderen Seite des Mondes befinden können. »Was hatte Scopes am Mann’s Beach zu suchen?«
    Hauser beäugte Jake. »Wegen dem Mist da draußen«, sagte er und ruckte mit dem Daumen in Richtung der Fenster, des Hurrikans, »ließ ich alle Strände überprüfen. Ich wollte nicht, dass so ein Halbidiot von Sturmjäger getötet wird, während er in einem Wurfzelt kampiert, um den Hurrikan mit seiner Videokamera zu filmen.«
    Finchs Tod berührte Jake nicht. Er war damit beschäftigt, Verbindungen zwischen den einzelnen Punkten herzustellen. »Jetzt also auch noch Finch. Was hat mein Vater nur getan, um diesen Kerl so anzupissen?«
    Frank legte den Kopf schief, und wenn Jake besser aufgepasst hätte, hätte er eine in den Genen widergespiegelte Geste seines Vaters erkannt. »Warum glaubst du, das hat etwas mit deinem Dad zu tun, Jakey?«, fragte er. Wie Hauser musste auch er fast schreien.
    Jake zuckte abermals mit den Schultern. »Ich bin seit dreiunddreißig Jahren auf der Suche nach diesem Kerl, Frank. Ich wusste es nicht, aber so ist es. Er hat meine Mutter getötet. Er hat ein Stück von hier entfernt eine Frau und ihr Kind ermordet. Er hat die Krankenschwester meines Vaters getötet. Dann David. Und jetzt …« Er ließ den Satz verklingen.
    Jakes Kopf schwang herum, und er heftete die schwarzen Nieten, die einmal seine Augen gewesen waren, auf Hauser. »Ich würde ja gern annehmen, dass Madame und Klein X eine Fingerübung waren. Das würde ich wirklich gern glauben. Aber ich kann es nicht. So würde dieser Kerl nicht arbeiten.« Obwohl er laut sprach, hatte seine Stimme wieder diesen distanzierten Klang. »Mein Vater muss etwas mit Madame und Klein X zu tun gehabt haben. Bei ihm laufen alle Fäden zusammen.« Hinter dem Schock, der irgendwo in ihm weiterglomm, spürte Jake, wie sich noch etwas anderes regte. Er dachte an Sobel und den Bloodman, an Jeremy und den Mann im Boden.
    Hauser nickte fatalistisch. »Ich habe einen Wachtposten ins Krankenhaus abgestellt.« Angesichts des Sturms war das ein teures Personalopfer. »Wir kümmern uns um Ihren alten Herrn. Keine Sorge.«
    Jake blickte auf. »Wirke ich so, als würde ich mir Sorgen um ihn machen?«
    Â»Ich muss wissen, was in Ihrem Kopf vor sich geht. Was sehen Sie oder was sehen Sie nicht, das mir weiterhelfen könnte? Wie können wir ihn packen? Wo liegen seine Schwachpunkte?«
    Â»Schwachpunkte, Mike?« Er reichte Hauser das Foto von seiner Frau und seinem Kind. »Das sind die Schwachpunkte.«
    Hauser betrachtete Kay und Jeremy. »Was haben Sie vor?«
    Jake nahm sein T-Shirt vom Piano und streifte es