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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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einzige Geheimnis, das er vor seinem Bruder hatte. Bis Jacob es eines Nachts, ein paar Jahre nach Mias Ermordung, in einem seiner von Highballs befeuerten Anfälle ausgespuckt hatte wie einen giftigen Tumor, der seinen Magen zerfraß. Frank konnte der Konfrontation nicht ausweichen. Er hatte gelogen, den Kopf geschüttelt, geleugnet, geleugnet, geleugnet. Aber Jacob hatte keine Ruhe gegeben und die Beherrschung verloren, mit der Faust auf den Tisch geschlagen, dann gegen die Wand und Frank ins Gesicht. Und das war das Ende ihrer Beziehung gewesen.
    Als Frank jetzt seinen Zwillingsbruder ansah, am Bett festgeschnallt, unter starken Betäubungsmitteln, klein, schlafend, fragte er sich, was diese Opernaufführung hier sollte. Die einzige Antwort war das leise Rasseln von Jacobs Atem und das Summen der Leuchtstoffröhren.
    Seine Stimme klang getragen, feierlich, und er streckte die Hand aus, um den Fuß seines Bruders unter den Laken zu berühren. Für einen kurzen Augenblick hoffte er, dass sich gute Wünsche und beste Absichten durch die Bettdecke übertragen ließen. Er drückte Jacobs Fuß, der sich warm und steif anfühlte, dann zog er die Hand zurück. Jacobs Kopf bewegte sich, und er versuchte, den Arm zu heben. Die Schnalle klackte. Dann sprangen seine Augen auf und glänzten kränklich im gelben Licht der Lampe über dem Bett.
    Jacob leckte sich über die Lippen, und seine Augen glitten vom Fenster, dem sein Gesicht zugewandt gewesen war, zu seinem Bruder am Fußende des Betts. Ihre Blicke trafen sich, und in diesem Moment wurde Frank klar, dass ihr Leben vorbei war, dass der Sand fast zur Gänze in den unteren Teil des Stundenglases gelaufen war.
    Â»Frank?«, sagte Jacob zögernd, als würde er seinen Augen nicht trauen.
    Â»Ja, Jacob, ich bin es.«
    Jacob sah sich im Zimmer um wie ein Betrunkener, der in einer Gasse aufwacht und sich nicht sicher ist, wie er dort hingelangt ist.
    Â»Frank«, sagte er wieder und versuchte, den Arm zu bewegen. Die Gurte und Schnallen, die ihn festhielten, strafften sich, und er drehte den Kopf, um die Riemen anzustarren. Seine Augen strichen über das Spinnennetz aus Nylongewebe, das ihn festhielt. »Frank, was zum Teufel geht hier vor?«
    Franks Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen, denn jetzt wusste er, dass sein Bruder klar im Kopf war. »Krankenhaus, mein Alter.«
    Â»Bist du hier, um mich rauszuholen?« Jacobs Augen fokussierten sich auf die Keulen an den Enden seiner Handgelenke. Sein Gesicht verzog sich erst verwirrt, dann wütend, als wäre er eine Figur in einem Science-Fiction-Film, die in einem Labor aufwacht und feststellt, dass man ihre Hände durch riesige Hummerscheren ersetzt hat. »Was zum …« Jacob brach ab und holte lange und tief Luft. »O Gott. Das Feuer. Das Fenster.« Er versuchte, das Bein zu bewegen, den anderen Arm. »Frank, kannst du ein paar dieser Schnallen aufmachen?«
    Â»Das letzte Mal, als du Arme und Beine frei hattest, hast du dir die Bandagen abgenagt und mit deinem eigenen Blut ein Bild an die Wand gemalt. Wenn ich dich losmache, musst du mir versprechen, liegen zu bleiben.«
    Jacobs Gesicht lief rot an, aber im gelblichen Licht sah es aus wie ein fahles Pink. »Herrgott noch mal, verdammt, Frank. Schnall mich los oder schneide diese verdammten Riemen durch, ansonsten verpiss dich.«
    Zu jeder anderen Zeit, an jedem anderen Ort, hätte er das alte Ka-Bar aus seiner Scheide gezogen und seinen Bruder losgeschnitten. Doch man hatte ihn gewarnt, und er brauchte ein paar Sekunden, um sich zu einer Entscheidung durchzuringen. »Also gut. Aber reiß dich zusammen.«
    Â»Sonst?«
    Â»Sonst kommt die Krankenschwester und spritzt dir genügend Betäubungsmittel in deinen Arsch, dass sie dir das Gehirn mit dem Staubsauger entfernen können, ohne dass du das Geringste davon merkst. Verstanden?«
    Jacob funkelte ihn mit den beiden harten Kieselsteinen an, die ihm als Augen dienten.
    Frank löste die Gurte an den Füßen und Handgelenken seines Bruders, ließ aber den Hüftriemen geschlossen, damit er nicht aus dem Bett steigen konnte. Die großen Knollen an den Enden seiner Arme machten es ihm unmöglich, die Schnalle selbst zu öffnen.
    Jacob dehnte sich, hob das, was von einer seiner Hände übrig war, und rubbelte sich über Augenbrauen und Wange wie ein Bär, der sich an einem Baum scheuert. Die

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