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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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wirklich am Dampfen.
    Wohl kam mit einem rosafarbenen Telefonprotokoll in der Hand auf ihn zugerannt. »Sheriff, ein Fenster in der Myrtle Avenue wurde eingedrückt, und die Splitter haben eine Frau verletzt, so dass sie nichts mehr sehen konnte. Ihre siebenjährige Tochter hat es gemeldet. Die Sanitäter sind mit zwei Herzanfällen beschäftigt und einem Typen, der sein Bein verloren hat, daher sind alle Einheiten im Einsatz. Soll ich das übernehmen?«
    Hauser schüttelte den Kopf. Wohl war ein guter Organisator, er brauchte ihn auf dem Revier, um Prioritäten zu setzen. »Schicken Sie Scopes hin.«
    Wohl schüttelte seinerseits den Kopf. »Scopes ist zu einem Notruf unterwegs. Er hätte schon vor einer halben Stunde zurück sein sollen, ist es aber nicht.« Ein hoffnungsvoller Blick trat in Wohls Augen – er wollte etwas Vorzeigbares für seine Gemeinde tun, nicht die ganze Nacht im Schutz des Reviers verbringen, wo er Sandwiches mit Eiersalat aß und Telefondienst schob.
    Â»Spencer?«
    Wohl zuckte die Achseln. »Spencer ist auch irgendwo draußen.«
    Hauser zog die Mundwinkel nach unten. »Scheiße.« Er trank noch einen Schluck Kaffee, dann drückte er Wohl den Becher in die Hand. »Geben Sie mir die Adresse«, sagte er und ging seinen Poncho holen. Es war allemal besser, sich mit Gott auseinanderzusetzen als mit dem Teufel, dachte er.

73
    Jake hielt Frank die Tür auf, und sein Onkel eilte ins Haus. Die vergangenen Stunden hatten ihren Tribut von dem Mann gefordert. Er war ein zäher Hund, aber die Nacht hatte an seiner harten Fassade genagt, und durch die Risse sah man ihm sein Alter an. Jake schloss die Tür hinter ihm.
    Frank schüttelte das Regenwasser ab und blieb neben der Nakashima-Konsole stehen. Wie ein Sputnik ruhte darauf das Gittermodell einer Kugel, das Jacob vor so vielen Jahren zusammengeschweißt hatte. Jake betrachtete es jetzt mit neuen Augen, in neuem Kontext. Frank ging es ebenso.
    Im Haus sah es ähnlich aus wie in der Einfahrt. Was einmal eine vernachlässigte, schmutzige Wohnung gewesen war, hatte der Sturm vollständig verwüstet. Die großen Terrassenfenster waren eingedrückt, der Boden in ein Meer aus Sand und Wasser und Glassplittern verwandelt. Der Pool draußen hing schief, neigte sich gefährlich dem Ozean entgegen, während der Grund, auf dem er ruhte, von den Wellen, die schon seit Stunden dagegendonnerten, nach und nach weggefressen wurde. Es war klar, dass ihr unablässiger Ansturm seinen Widerstand irgendwann brechen und ihn ins Wasser stürzen würde – alles nur eine Frage der Zeit.
    Jake legte ein paar Lichtschalter um, aber natürlich war der Strom ausgefallen. Es geschah in dem Sekundenbruchteil zwischen der Erwartung von Licht und dessen Ausbleiben. Sein Verstand vollführte jenen magischen Trick, den niemand verstand, und plötzlich passten alle Puzzleteilchen zusammen. Keine fragwürdigen, lückenhaften Theorien, sondern nahtlose Gewissheit.
    Er hielt Frank die Pistole an den Kopf. »Wo ist meine Familie?«, fragte er ruhig.

74
    Es schien fast, als wären Wohl ein paar zusätzliche Hände gewachsen, seit der Sturm begonnen hatte. Den größten Teil der Nacht hatte er zu jedem x-beliebigen Zeitpunkt mindestens fünf Anrufe gleichzeitig beantwortet und sich schneller Notizen gemacht, als er je für möglich gehalten hätte. Die Leitungen hatten ziemlich viel mitgemacht, aber irgendwie hielten sie immer noch. Die Mobilfunkmasten waren schon vor Stunden ausgefallen – einer nach dem anderen hatte der Wucht des Sturms nachgegeben, während Blitzschläge wie aus der Apokalypse aus dem Himmel herniederfuhren.
    Wohl hatte die Nacht drinnen verbracht, und obwohl die Fenster verbrettert waren, leuchtete die Welt draußen immer wieder in einem gleißenden, weißglühenden Licht auf, so dass die Spalten um Jalousien und Verschalung sekundenlang hell wie die Sonne strahlten, bevor sie wieder erloschen. Das Stromnetz war unter einem einzigen Monster-Blitzschlag zusammengebrochen, der gleichzeitig fast alles verschmorte, was noch dranhing, einschließlich der Haushaltsgeräte. Aber irgendwie, wie durch Zauberhand, hielten die Telefonleitungen. Wenn dieser Hurrikan vorbei war, würde Wohl in Aktien von Bell Atlantic investieren – die Mobilfunkwichser konnten ihn mal kreuzweise. Nach dieser Erfahrung hieß das Zauberwort

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