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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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einer Naturkatastrophe oder einer Pandemie gar nicht mitgerechnet.
    Zwei Leichen lagen unter halbtransparenten Plastikplanen. Beide waren jetzt auf dem Rücken ausgestreckt, die Totenstarre musste entweder abgeklungen oder gebrochen worden sein. Einer der Körper war wesentlich kleiner als der andere. Beide wirkten schwarz unter dem halb durchsichtigen Polyethylen, nur wo die Folie feucht anlag, war es rot.
    Sheriff Hauser stand am Fußende der beiden Tische, die Arme fest vor der Brust verschränkt, während sich seine Kiefer durch ein halbes Päckchen starken Pfefferminzkaugummi mahlten. Sein Hut lag auf einem Stuhl bei der Tür, und er hielt sich ein wenig schief – nicht besonders auffällig, aber merklich, wenn man genau hinsah.
    Dr. Reagan besaß hier natürlich Heimrecht, und sie tat ein paar Minuten lang so, als wäre sie beschäftigt. Jake zog in Erwägung, zu ihrem Schreibtisch zu gehen und sie am Ellbogen herbeizuschleifen, beschloss dann aber, ihr den kleinen Triumph zu lassen. Von all den Gliedern in der Kette war sie nach Sheriff Hauser das wichtigste – wobei an diesem Punkt der Ermittlungen die Reihenfolge vielleicht sogar umgekehrt war.
    Jake stand neben der größeren Leiche, die Hände in die Hüften gestemmt, kontrolliert und langsam atmend, während er darauf wartete, dass Dr. Reagan von ihrem Powertrip genug hatte und sie alle ein bisschen mehr darüber erfahren konnten, was Madame und Klein X zugestoßen war.
    Endlich stand die Gerichtsmedizinerin auf, strich ihren Laborkittel glatt, trank noch einen Schluck Kaffee und kam auf sie zu, während ihre Pumps – elegant und schwarz – auf dem kalten Linoleum klick-klackten.
    Sie warf einen Blick in den Autopsiebericht. »Zunächst einmal: Special Agent Cole hatte recht. Es gibt noch keine DNA -Bestätigung, aber ich habe die Blutgruppen verglichen, und sie deuten auf Mutter und Kind hin. AB negativ.«
    Â»Einer von hundertsiebenundsechzig Menschen«, zitierte Jake aus dem Gedächtnis.
    Dr. Reagan lugte über den Rand ihrer Brille. »Weiblich. Etwa ein Meter dreiundfünfzig. Alter zwischen fünfundzwanzig und fünfunddreißig. Ich würde sagen, Anfang dreißig. Vierzig Kilo postmortal. Davor? Wahrscheinlich rund fünfundfünfzig, abhängig davon, wie viel subkutanes Fett sie hatte. Ich würde sagen, eher wenig. Sie war fit.«
    Â»Todesursache?«, fragte Hauser.
    Reagans Augen balancierten weiter auf dem oberen Brillenrand. »Verblutet. Beide.«
    Hauser nickte, als würde er die Frage bereuen, dann verfiel er wieder in seine alte Verdrossenheit.
    Â»Besondere körperliche Merkmale?«, fragte Jake, während seine Hand langsam zum Kopfende der Plane wanderte.
    Die Gerichtsmedizinerin schüttelte den Kopf. »Ihr rechtes Handgelenk war mal gebrochen. Eine alte Verletzung, höchstwahrscheinlich durch einen Sturz verursacht. Ein komplizierter Bruch. Keine weiteren alten Brüche. Keine Verletzungen, Operationen oder Narbengewebe.« Dr. Reagan blätterte in ihren Notizen und deutete auf die Leiche auf dem Edelstahltisch.
    Â»Das hat sie gestern Nacht nachgeholt«, sagte Hauser. Es war kaum mehr als ein Flüstern.
    Reagan holte tief Luft, aber es hatte nichts Theatralisches oder Nachdenkliches an sich, sie wollte einfach genügend Sauerstoff haben, um ihre Ergebnisse vorzutragen. »Drei verschiedene Brüche am Kiefer, verursacht durch einen einzigen Schlag mit einem kantigen Objekt – es hat einen achteckigen Abdruck im Knochen hinterlassen. Ihre Nase war gebrochen und die linke Augenhöhle eingedrückt. Ihr wurde zweimal gegen die Brust geschlagen, wobei der erste Schlag die vierte bis siebte Rippe auf der linken, und der zweite die dritte bis siebte auf der rechten Seite brach. Diese Schläge dienten vermutlich dazu, zu verhindern, dass sie zu viel Lärm machte.«
    Â»Da draußen hätte sie sowieso niemand gehört«, bemerkte Jake ausdruckslos.
    Hauser trat unbehaglich von einem Stiefel auf den anderen, musterte Jake und erinnerte sich daran, wie er gestern Nacht Scopes abgefertigt hatte.
    Â»Rasse?«, fragte Jake, während sich seine Finger um den Rand der Plastikplane schlossen. Sie fühlte sich seidig an wie Schlangenhaut.
    Â»Ihre Augenlider sind nicht mehr da. Keine Haut zwischen den Zehen. Gar nichts.«
    Hauser erinnerte sich, dass sich Jake wie ein Schlangenmensch auf den

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