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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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blutverkrusteten Teppich gekauert und zwischen die Zehen der Frau gespäht hatte. Er musste schlucken.
    Jake zog die Plastikfolie zurück.
    Der Sheriff sah Madame X daliegen wie ein verkohltes Bratenstück. Ihr Körper hatte einen Großteil seiner Menschlichkeit eingebüßt. Er war dankbar dafür, dass er nicht mehr in der entsetzlichen Pose des Todeskampfs lag, sondern in der Haltung, in der man sie begraben würde, auch wenn das absolut nichts dazu beitrug, die Spuren der Gewalteinwirkung abzumildern. Sie sah immer noch missbraucht und vergewaltigt aus, und Hausers Kaugummi schmeckte nach der Galle, die ihm in die Kehle hochstieg. Er wandte sich ab und spuckte den Kaugummi in einen Mülleimer, an dessen Rand ein einzelner, blutiger Latexhandschuh klebte.
    Dr. Reagan sah zu Jake hoch. »Wir haben heute Morgen DNA -Proben an das FBI geschickt. Können Sie uns sagen, wie lange das etwa dauern wird?«
    Â»Mitochondrial- DNA dauert etwa zwölf Stunden. Das dürfte uns die Rassenzugehörigkeit, die Haplogruppe und eine Bestätigung der Mutter-Kind-Beziehung zwischen den beiden Opfern liefern. Zell- DNA dauert etwa zweiundsiebzig Stunden, und mit etwas Glück ist sie schon im System. Vorstrafen. Staatliche Anstellung. Diplomatin. Vermisste Personen.«
    Hauser hob den Kopf und räusperte sich. »Ich habe veranlasst, jeden Fall von häuslicher Gewalt in den letzten sechs Monaten herauszusuchen, bei dem ein zwei bis vier Jahre alter Junge in der Familie ist. Vielleicht hatte sie einen Ehemann, der sie verprügelte, und sie rannte weg. Vielleicht hat er sie gefunden.«
    Jake schüttelte den Kopf. »Das hat kein zorniger Ehemann getan.«
    Dr. Reagan hörte geduldig zu, während ihr Blick über Jakes Haut glitt. Sie betrachtete seine Hände, die über und über mit dunkler Tinte tätowiert waren, eine Schrift, die aus seinem Ärmel gewirbelt kam, über die Handgelenke und Metakarpale verlief und an den Fingerknöcheln endete. In ihrer ganzen Zeit als Gerichtsmedizinerin war ihr nie jemand begegnet, der aussah oder redete wie Jake Cole – vor allem nicht diesseits des Gesetzes, als Ermittlungsbeamter.
    Jake betrachtete Madame X mit zusammengekniffenen Augen und nahm, ohne hinzusehen, eine Taschenlampe von einem Rollwagen zu seiner Rechten. Er beugte sich vor, knipste sie an und leuchtete Madame X in den Mund. Die zersplitterten Zähne glühten weiß, und das tiefe Schwarz ihres Fleisches verwandelte sich unter dem grellen Lichtstrahl in ein helles Rot. »Zahnschema?«
    Â»Die meisten ihrer Zähne sind zerschmettert. Das FBI -Labor sagt, dass die Rekonstruktion etwa zwei Wochen dauern wird. Was ich Ihnen schon sagen kann, ist, dass sie drei Füllungen hatte – zwei aus Keramik, eine aus Gold. Ihre Zähne sind zerbrochen, weil sie von Natur aus nicht allzu stabil waren. Sie hat irgendwann einmal unter Vitamin-D-Mangel gelitten und sich nie richtig davon erholt.«
    Jake rollte die Folie zurück und hob sie an. Kleine Stücke von angetrocknetem Blut und Muskelgewebe blätterten ab und regneten herunter. Jake legte die Plane am Fußende des Edelstahltisches zusammen und starrte den tiefen Y-Einschnitt in der Brust der Frau an, der jetzt mit großen, blutigen Stichen in einem Zopfmuster genäht war.
    Reagan entfernte das Leichentuch des Jungen.
    Hauser kniff die Augen einmal ganz fest zusammen, und als er sie wieder aufschlug, war sein Mund eine schmale Linie, die ausdrückte, dass er im Cop-Modus lief. Jedenfalls für ein paar Minuten.
    Jake ignorierte das Kind und konzentrierte sich weiter auf die tote Frau. Er dachte an das Haar, das er vor einer Weile in seinem Kopf gesehen hatte. »Was ist mit dem blonden Haar auf dem Boden des Gästezimmers? Es gab auch noch mehr davon, im Wohnzimmer, vor dem Fenster.«
    Hauser horchte auf. »Welches blonde Haar? Ich habe keins …«
    Â»Ich habe es auch erst heute Morgen entdeckt.«
    Hauser war in einer Haltung erstarrt, bei der man nicht genau wusste, wollte er die Flucht ergreifen oder jemanden schlagen. »Unsinn. Sie waren heute Morgen nicht in dem Haus. Mein Deputy hätte mich …«
    Jake versuchte, nicht von oben herab zu antworten. Das war der Teil, den sie nie begriffen. »Nicht im wirklichen Haus.« Er tippte sich mit dem Zeigefinger an die Schläfe. »Ich habe alles aufgezeichnet, was ich gestern Nacht gesehen habe, und bin es heute

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