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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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verständnislos an. »Inwiefern?«, fragte er.
    Â»Mit der Post Ihres Vaters. Sie stapelt sich.«
    Jake seufzte und spannte die Brustmuskulatur, um den Sauerstoff etwas effizienter zu verwerten. Dann zuckte er die Achseln. »Legen Sie sie einfach auf den Nachttisch. Ich kümmere mich darum.«
    Die Schwester starrte ihn ein paar Sekunden lang an, dann wiegte sie den Kopf und zog eine Augenbraue hoch. »Es ist schrecklich viel Post, Mr Coleridge.«
    Â»Cole. Ich heiße Cole.«
    Sie verstummte eine Sekunde lang, als wäre ihre Festplatte abgestürzt. Ȁh, unten liegen neun Säcke Post für Ihren Vater. Ich rechne damit, dass noch viel mehr kommt. Und auch mehr Blumen.«
    Jakes Gehirn hing immer noch an der Frage fest, warum sie ihm so bekannt vorkam. »Neun Säcke?«, wiederholte er und wies mit dem Daumen auf seinen Vater. »Für ihn?«
    Â»Anscheinend ja.«
    Jake stieß einen Seufzer aus, dem er ein erneutes Achselzucken folgen ließ. Es war schwer zu vergessen, dass sein Vater eine Berühmtheit war, aber ihm war es irgendwie gelungen. In der Welt mit den drei Ws schwirrten sicher alle möglichen Gerüchte um den Unfall seines Vaters herum. »Was schlagen Sie vor?«
    Â»Wir hatten einmal Peter Beard über Nacht hier. Seine Leute haben sich um alles gekümmert. Wir sind nicht ausgerüstet für solche Mengen Post.«
    Jake lächelte. »Ich habe keine Leute.« Und auch nicht den Wunsch, hier zu sein, hätte er gern hinzugefügt. »Ich beauftrage jemanden damit, sie abzuholen.« Das Schnarchen seines Vaters endete in einem abgehackten Atemzug und verstummte schließlich. »Haben Sie eine Kinderstation?«, fragte Jake.
    Schwester Rachael nickte. »Natürlich, im zweiten Stock. Warum?«
    Â»Bringen Sie alle Blumen für meinen Vater dorthin. Und werfen Sie die Genesungskarten weg.«
    Die Schwester nickte langsam, als versuchte sie, einen Fehler in seiner Anweisung zu entdecken. Als sie keine Lücke fand, lächelte sie. »Das ist eine wundervolle Idee.« Plötzlich begriff Jake, warum sie ihm so bekannt vorkam.
    Er drehte sich zu seinem Vater um. »Ist er überhaupt schon einmal zu sich gekommen?«
    Schwester Rachael nickte erneut. »Gestern Nacht zu Beginn meiner Schicht war er wach.« Wie als Wink mit dem Zaunpfahl unterdrückte sie mit dem Handrücken ein Gähnen. »Er war recht guter Dinge.«
    Â»Was?«, fragte Jake und versuchte, nicht allzu überrascht zu klingen. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass sein Vater jemals gute Laune gehabt hätte. Das Licht legte tiefe Schatten über sein faltiges Gesicht und höhlte die Wangen aus. Er sah aus wie tot. Dann setzte das Schnarchen wieder ein, und die Illusion verblasste. »Hat er etwas gesagt?«
    Â»Wir haben uns ein bisschen unterhalten. Er bat um etwas zu trinken, und ich brachte ihm ein Glas Wasser. Nach dem ersten Schluck fragte er: ›Was ist denn das für eine Pisse?‹ Er hatte wohl Scotch erwartet.« Sie lächelte. »Er mag mich anscheinend. Bei den anderen Schwestern regt er sich immer auf. Aber wenn ich da bin, scheint seine Angst ein wenig nachzulassen. Er sagt immer wieder, dass ich aussehe wie Mia.«
    Jakes Vitalfunktionen flackerten, und er spürte wieder eine kleine Welle der alten Furcht. Also war es seinem Vater auch aufgefallen. »Das stimmt.« Er holte tief Luft und dachte wehmütig an die Zeiten zurück, als man in einem Krankenzimmer noch rauchen durfte. Glorreiche Tage, hatte Springsteen dazu gesagt. »Mia war meine Mutter. Mein Vater hat ihren Namen seit dreiunddreißig Jahren nicht mehr ausgesprochen.«
    Schwester Rachael – wie eine Doppelgängerin – nickte wissend. »Geschieden?«
    Jake dachte an das letzte Mal zurück, als er seine Mutter gesehen hatte. Es war nach einer Galerieeröffnung in New York gewesen, als er zwölf Jahre alt war. Sie kam allein nach Hause und überließ Jacob seinem Hofstaat, den Kritikern und dem Schnaps. Als Jake wie aus einem Nebel aufgewacht war, saß sie an seiner Bettkante. Ihre Haare waren zerzaust von der Fahrt im offenen Kabriolett, und sie trug ein schwarzes Cocktailkleid mit Perlenkette. Sie duftete schwach nach Parfüm und salziger Meeresluft.
    Sie beugte sich über ihn und gab ihm einen Kuss. Sagte ihm, dass sie ihn liebhabe. Dass sie noch schnell Zigaretten holen fahren wollte. Und eine

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