Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
Vom Netzwerk:
im Scheinwerferlicht der Medien wiederfand. Er hatte erlebt, wie der Polizeichef von Montgomery County, Charles Moose, drei ganze Monate lang zehnmal am Tag hochnotpeinlich von ihnen verhört wurde. Jake hatte ihm gezeigt, wie er es vermeiden konnte, in eine solche Lage zu kommen, indem er von Anfang an klarmachte, dass hier ausschließlich nach seinen Regeln gespielt wurde. Und dass er jeden, der seine Ermittlungen behinderte, ins Gefängnis stecken würde. Mit Jakes Anleitung war es ihm gelungen, sich überzeugend zu präsentieren. Aber jedes Mal, wenn dieser freakige, unheimliche, tätowierte Kerl den Mund aufmachte, schien er Kontakt mit dem Jenseits aufzunehmen. Und das machte Hauser Sorgen. Vielleicht sogar ein bisschen Angst.
    Was Hauser jetzt brauchte, war ein klarer Kopf für die Pressemitteilung. Denn da braute sich ein heilloser Schlamassel zusammen, das spürte er. Dr. Sobel hatte ihm beigebracht, sich zu entspannen, indem er sich auf etwas konzentrierte, das wie ein Mini-Urlaub war. Hauser hatte das für Psycho-Geschwätz gehalten, bis er es an einem besonders grauenhaften Tag selbst ausprobierte und sich Sobels ginsbergesken Ausspruch ins Gedächtnis rief: Wird das Leben zu hart, nimm dir eine Auszeit – konzentrier dich auf etwas, das dir ein gutes Gefühl gibt. Und während ihm der vollmundige Spruch in den Ohren klang, gelang es Hauser tatsächlich, sich zu entspannen, indem er an seine Jagdtrophäen dachte.
    Sein Prunkstück war ein großer Hirschkopf an der getäfelten Wand hinter dem Schreibtisch, den er im Herbst vor vier Jahren in der Nähe von Albany geschossen hatte. Es war ein herrlicher Wandschmuck, ein Neunender, und das Reinigungspersonal musste ihn nach präzisen Vorgaben abstauben. Den Hirschkopf flankierten zwei bis zur Schulter aufgezogene Schwarzbären, beide mit dem Bogen erlegt. Neben dem Garderobenständer hing der Kopf eines Dall-Schafes, das er im letzten Herbst in Sitka, Alaska, während einer Sheriffs-Tagung erbeutet hatte. Und der da neben dem Fenster das Büro aus riesigen, braunen Augen betrachtete, war Bernie, ein großer Elchbulle.
    Hauser hatte das Gefühl, dass der Raum noch unvollständig war ohne einen Rothirsch, und er hatte schon vor geraumer Zeit mit Martin, seinem Schwager, einen Jagdausflug geplant. In zwei Tagen hätte es losgehen sollen. Aber jetzt, angesichts eines Doppelmords vor seiner Tür und des heraufziehenden Hurrikans, musste er absagen. Martin, der in Arizona lebte, würde beteuern, wie sehr er das bedaure, aber ein paar Minuten später einen seiner reichen Golfkumpel anrufen, der dann als Ersatz einsprang. Und Hauser musste bis nächstes Jahr auf diesen Hurensohn von Rothirsch warten. Scheiße.
    Er streckte die Hand aus und streichelte das Fell des großen Neunenders, während er sich auf seine Atmung konzentrierte. Für Hauser entsprach es genau dem, was seine Frau als Yoga beschrieb. Er starrte in die leblosen Glasaugen, dachte an die Jagd und fühlte sich wie das Rollenklischee eines Sheriffs.
    Fünf Minuten später schleppte Jeannine einen an mindestens drei Stellen mit Isolierband geflickten Faltkarton herein, der ihr die Arme in die Länge zu ziehen und gleichzeitig die Brüste zusammenzuquetschen schien. »Es sind noch zwei mehr da. Geben Sie Bescheid, wenn Sie sie haben wollen.« Ihr Tonfall besagte, dass sie nicht ausgesprochen begeistert von der Aussicht war, noch weitere Zwanzig-Kilo-Schachteln aus dem Archiv zu holen.
    Â»Bringen Sie die auch noch rauf«, antwortete Hauser nicht direkt knurrig, aber entschieden.
    Jeannine nickte, blies einen Kaugummiballon auf und ließ die schwere Schachtel auf die Schreibtischecke krachen. Hauser war überrascht, dass keine Staubwolken aufstiegen. Sie ging und machte die Tür hinter sich zu.
    Er griff nach einem seiner bevorzugten Notizblöcke und versuchte, sich eine Erklärung aus den Fingern zu saugen, die keine der Sicherheitsvorschriften für eine Ermittlung dieser Art verletzte. Cole hatte empfohlen, den Medien regelmäßig Stoff zu liefern, um die öffentliche Meinung zu formen und gleichzeitig Informationen zu bekommen, die den Fall vielleicht voranbrachten. Narrensicher. Ganz einfach. Ein Kind konnte so etwas zu Papier bringen. Auf einmal bereute Hauser sein Sportstipendium.
    Es war gerade bis zu In unserem Bemühen, die Öffentlichkeit zu informieren gekommen, als das Lämpchen

Weitere Kostenlose Bücher