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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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an seinem Telefon aufleuchtete.
    Â»Was denn?«, schnappte er.
    Â»Ein Mr Ken Dennison vom National Hurricane Center ist am Apparat. Er sagt, er muss sofort mit Ihnen sprechen.«
    Hauser zog die Stirn kraus. »Sind Sie sicher, dass es kein Reporter ist?«
    Â»Er sagte, das wäre heute Ihr wichtigster Anruf.«
    Hauser schob die Kappe auf seinen Füller und warf ihn auf den Schreibtisch, auch wenn er nicht vollständig überzeugt war – aber alles war besser als der Versuch, eine Version dessen, was in dem Haus am Strand geschehen war, für die Hauptsendezeit aufzubereiten. »Geben Sie ihn mir.«
    Drei Sekunden später stellte sich Mr Dennison vor. »Carl Dennison, Sheriff Hauser. Ich arbeite beim nationalen Hurrikanzentrum, dem NHC . Abteilung für Vorwarnungen. Wir haben Neuigkeiten über Dylan.«
    Hauser sagte »Und?«, als gäbe es nichts, was ihm gleichgültiger wäre.
    Â»Er bewegt sich in direkter Linie auf Sie zu. Alle unsere Computermodelle sagen übereinstimmend, dass er bei Ihnen auf Land treffen wird.«
    Â»Scheiße.«
    Â»Sheriff, wissen Sie Bescheid über den Hurrikan von 1938 ?«
    Hauser war 1938 überhaupt noch nicht geboren, doch der Sturm hatte derartige Verwüstungen angerichtet, dass er bis heute das Maß war, an dem Stürme in dieser Gegend gemessen wurden. Schon als Kind hatte er die ganzen Schreckensgeschichten gekannt. Die schlimmste davon war, wie das Kino in West Hampton ins Meer hinausgespült worden war, wobei zwanzig Kinogänger und der Filmvorführer ums Leben kamen. Wenn es um Naturkatastrophen ging, war der Hurrikan von 1938 schwer zu übertreffen. »Natürlich.«
    Â»Als er auf die USA traf, hatte er sich von Kategorie 5 bereits auf Kategorie 3 abgeschwächt. Ich fürchte, mit dem hier werden wir nicht so viel Glück haben.«
    Hauser kniff sich in den Nasenrücken. Das Wort Glück im Zusammenhang mit dem großen Sturm von 1938 gefiel ihm überhaupt nicht. Noch einmal sagte er: »Scheiße.«
    Â»Wir sehen keine Chance für eine ausreichende Abkühlung, wodurch sich ein Teil seiner Energie verbrauchen könnte, bevor er auf Land trifft. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen komisch, aber Sie werden Walkie-Talkies benötigen.«
    Â»Walkie-Talkies? Das ist ein Witz, oder?«
    Â»Sheriff, die Größenordnung dessen, was da auf Sie zukommt, ist so ungeheuerlich, dass es in den Wetteraufzeichnungen keinen Vergleich dafür gibt. Dylan erzeugt in einer Minute mehr Elektrizität als ein Kernkraftwerk in einer Woche.«
    Â»Moment, Moment.« Hauser hob die Hand, als wollte er schlechte Nachrichten abwehren. »In einem Hurrikan gibt es keine Blitze.«
    Â»Sie sind nicht auf dem Laufenden. Rita, Emily und Katrina – die stärksten Stürme von 2005 – waren allesamt elektrische Hurrikane. Unsere Satelliten registrieren Blitze in den Wänden um das Auge, die wahrscheinlich die stärksten seit Beginn der Aufzeichnungen sind. Dylans elektrische Feldstärke liegt vermutlich um fünfzig Prozent höher als die der schlimmsten je gemessenen Gewitter. Und er ist hundertzwanzigmal so groß wie die größte jemals aufgezeichnete Superzelle. Sie müssen mit Blitzen rechnen, wie sie nie zuvor jemand gesehen hat, Sheriff.«
    Hauser hörte etwas aus Dennisons Stimme heraus, das noch über diese schlechte Nachricht hinausging. Etwas Wichtiges. Hauser konnte es spüren, er war es gewohnt, zwischen den Zeilen zu lesen. »Und was verschweigen Sie mir?«, fragte er.
    Â»Es wird noch etwa zwei Stunden bis zu einer endgültigen Entscheidung dauern, aber alles deutet darauf hin, dass Sie Ihr County evakuieren müssen. An Ihrer Stelle würde ich sofort damit anfangen. Sehen Sie zu, dass die Leute so schnell wie möglich ihren Arsch da wegschaffen, wenn Sie mir die offenen Worte verzeihen wollen.«
    Hauser fühlte sich versucht zu sagen, dass Montauk nicht New Orleans war, wo die Armen zurückbleiben mussten und es hinterher keiner gewesen sein wollte. Nein, hier würden die arbeitslosen Fischer und die entlassenen Arbeiter aus der Konservendosenfabrik mit größtem Vergnügen die Gelegenheit ergreifen, auf Regierungskosten eine Busreise zu unternehmen und eine Woche in einer Schule in irgendeinem anderen Staat zu verbringen, wo sie den ganzen Tag umsonst Kaffee trinken und Karten spielen konnten. Vielleicht bekamen

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