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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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verdrücken.«
    Jeannines Augen huschten unruhig hin und her. »Wird es denn so schlimm?«
    Â»Es wird schlimmer als schlimm, Jeannine.« Hauser starrte blicklos auf seinen Notizblock. »Sehr viel schlimmer.«

14
    Sein Vater schlief noch immer. Schnarchte noch immer. Sah immer noch so aus wie eines dieser Danach -Fotos, die in ländlichen Gemeinden manchmal am Straßenrand stehen, um die Leute daran zu erinnern, ihre Rauchmelder mit frischen Batterien zu bestücken. Jake war hergekommen, weil das Büro des Sheriffs die Berichte nicht fertigbekam. Acht Stunden mochte zwar gerade noch als Standard durchgehen, aber ein kompetentes Forensik-Team des FBI hätte sich damit keinesfalls zufriedengegeben. Deshalb wollte er hier noch ein bisschen Arbeit erledigen. Die neuen Fakten von der Gerichtsmedizin erweiterten seine Informationspalette, und er brauchte Zeit, um die frischen Details mit den alten abzugleichen. Also setzte er sich in die Ecke und versuchte, in das Haus am Strand hineinzusehen. Aber ständig schob sich das Bild des Krankenzimmers dazwischen.
    Die Blumenpracht war in die Kinderabteilung hinuntergeschafft worden und der Regenwald-Effekt damit so gut wie verflogen. Das Zimmer roch zwar noch nach Flora und Erde, aber nicht mehr so feucht. Ein einzelnes, geschmackvolles Arrangement aus Calla und Schleierkraut stand in einer großen, handgeschliffenen Kristallvase auf dem Nachttisch aus Holzimitat.
    Die dazugehörige Karte steckte in einem kleinen weißen Umschlag und war mit einer Heftklammer befestigt. Jake riss den Klebestreifen auf und sah hinein. Auf einem schlichten weißen Blatt standen die Worte: Werde bald wieder gesund, alter Freund – David Finch.
    Jake schüttelte den Kopf, schob die Karte wieder in den Umschlag und warf sie in den Papierkorb. Finch war der erste Galerist gewesen, der es mit Jacob riskiert hatte. Aus diesem Grund, und weil er der gerissenste Kunsthändler an der ganzen Ostküste war, war Jacob ihm mehr als fünfzig Jahre lang treu geblieben. Jake hasste Finch seit eh und je, und bei dem Gedanken an den aufdringlichen kleinen Mistkerl zog sich sein Magen zu einem engen Knoten zusammen.
    Â»Gottverdammte Schwuchtelblumen«, krächzte eine Stimme.
    Jake fuhr zu seinem Vater herum. »Hallo … äh, Jacob. Wie geht es dir?« Der Arzt hatte ihm versichert, dass sein Vater durch den Medikamentencocktail, den sie ihm mit dem Tropf verabreichten, noch zwei Tage lang schlafen würde.
    Â»Was für ein Tag ist heute? Mehr Rot, gottverdammich! Mehr Rot!«
    Mehr Rot? Was zum Teufel sollte das heißen? Wo blieb die Schwester? »Du bist Jacob Coleridge. Erinnerst du dich?«
    Â»Beim verschissenen Herrgott, bist du beschränkt? Ein Mongo? Klar bin ich Jacob Coleridge. Was sollen diese scheußlichen Blumen? Weiß? Ist das eine Hochzeit oder eine Beerdigung? Wer zum Teufel kauft weiße Blumen? Nur Trottel, Bürokraten und Arschkriecher schicken Weiß. Die müssen von Dave sein. Was zum Teufel willst du? Wo sind meine Kleider?«
    Und dann bemerkte er seine Hände, zwei dicke, in Gaze gewickelte Stumpen, groß wie Ananas. An seiner Linken sah man den schwarzen, blutigen Schorf hart und rissig durch das weiße Gewebe hindurchschimmern. »Was zum Teufel ist das ?«, fragte er und hielt Jake seine Hände vor die Nase. »Nimm sie mir ab, um Himmels willen.«
    Der Arzt hatte Jake gewarnt, dass das Morphium die Persönlichkeit seines Vaters verändern könnte. Die meisten Patienten glitten gegen Ende einer tödlichen Krankheit einfach in eine halluzinatorische Demenz hinüber, die ihnen einen Großteil ihrer Identität raubte. In Kombination mit dem Alzheimerleiden könne das Morphium Jacob Coleridge in einen höchst unangenehmen Zeitgenossen verwandeln, hatte der Arzt gemeint. Nachdem Jake aus dem Lachen wieder herauskam, hatte er dem Mann empfohlen, seinem alten Herrn so viel Morphium zu verabreichen, wie in eine Lackierpistole hineinpasste. Aber es schien ihn trotzdem nicht sehr zu bremsen. Plötzlich fiel Jake wieder ein, von wem er seinen eigenen Metabolismus geerbt hatte.
    Â»Schneid mir die gottverdammten Dinger von den Händen!« Er sah zu Jake hoch. Dann fügte er ohne den geringsten Anflug von Aufrichtigkeit hinzu: »Bitte.«
    Jake betrachtete seinen Vater, über dessen Züge der größere Teil eines Jahrhunderts hinweggezogen war, sie hatte erschlaffen,

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