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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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plumpste direkt vor seinen Füßen zu Boden, und er hob ihn wieder auf, um die Übung zu wiederholen. Diesmal schaffte er es bis zur schäumenden Uferlinie. Er nickte triumphierend und lief davon, um den Strand nach weiteren geeigneten Steinen abzusuchen.
    Kay war ein paar Sekunden lang still. Das war ihre gelassene Art, Informationen zu verarbeiten. Jake war ihr dafür dankbar. Es gehörte zu den Dingen, die er an ihr liebte – sie hörte ihm zu und glaubte an ihn. Vielleicht lag es daran, dass sie so viel gemeinsam durchgemacht hatten – jedenfalls traute sie ihm zu, dass er auf sich selbst aufpassen konnte. Und auf sie und auf Jeremy. Wieder einmal spürte er, wie sein auf Hochtouren laufendes Gehirn und sein Körper nur durch ihre Gegenwart auf magische Weise zur Ruhe kamen.
    Â»Wir können auch auf dem Boden schlafen, wenn es sein muss. Mach dir um uns keine Sorgen, Jake, du hast alle Hände voll zu tun. Ich weiß, dass du ganz erschlagen sein musst, nachdem …« Sie schwieg und lächelte wieder. »Man höre sich das an – du und erschlagen? Wann hätte dich jemals etwas erschlagen können?« Sie sagte es nicht kritisch, einfach nur sachlich. Der Griff an seiner Hand verstärkte sich, und er wartete, weil er wusste, dass sie ihm eine Frage stellen wollte. »Wie geht es deinem Vater?« Die Worte kamen zögernd heraus, denn sie kannte zumindest Teile der Geschichte.
    Er überlegte, wie es hatte kommen können, dass sich sein Leben, das vor ein paar Tagen noch so geordnet schien, seit dem Anruf wegen seines alten Herrn völlig verknotet hatte. Was sollte er sagen? Ihm geht’s gut. Bis auf das Entsetzen, das ich jedes Mal in seinen Augen lese, wenn ich mit ihm spreche. Ach ja, er malt jetzt mit seinem eigenen Blut. Und bevor ich es vergesse, sie haben ihm so viel Morphium eingetrichtert, dass ein Tyrannosaurus Rex betäubt wäre, und er schlägt trotzdem noch mehr Krach als eine ganze Armee von hungrigen Zombies. Und dann die Teppichmesser. Ja, meinem alten Herrn geht’s wirklich glänzend. »Könnte besser sein«, äußerte er als brauchbaren Kompromiss.
    Kay kannte ihn gut genug, um Zwischentöne zu erkennen, und drückte einfach noch einmal seine Hand. Jeremy warf wieder einen Stein, und diesmal schaffte er es tatsächlich bis ins Wasser. Er klatschte mit einer Begeisterung in die Hände, um die Jake ihn beneidete. Er zog Kay an sich, so dass sich ihre Hüfte an seinen Oberschenkel schmiegte, und ihre Schritte bekamen einen angenehm synchronen Rhythmus.
    Â»Haben wir was zu essen?«, fragte sie.
    Â»Klar. Massenhaft. Tonnenweise. Thunfisch, Spaghetti, Fleischwurst und Senfsandwiches. Ein paar Tütchen Zucker. Wir sind versorgt.«
    Kay kicherte und ließ ihren Kopf gegen seine Schulter sinken. »Wir bestellen uns einfach Pizzas.«
    Ein Paar mittleren Alters kam den Strand entlanggeschlendert, gekleidet in Chinos und grobe Strickpullover im Partner-Look. Sie sprachen nicht und hoben kaum die Köpfe. Ihre Füße traten Fahnen von feinem Sand los, die im Wind davonwehten. Jeremy hörte auf, mit Steinen zu werfen, und winkte begeistert, weil im Fernsehen die Leute am Strand immer nett zueinander waren. Das Pärchen ging jedoch weiter, ohne den Jungen eines Blickes zu würdigen, obwohl sie ihn gesehen haben mussten; er stand genau in ihrem Blickfeld.
    Â»So was von unhöflich«, sagte Kay. »Wer würde denn einem Kind nicht zurückwinken?«
    Jake sah gar nicht hin. Er zuckte die Achseln und ging weiter. »Ihr beide seid nicht von hier, diese Leute da schon. Hier winkt man Fremden nicht zu.«
    Â»Du verscheißerst mich.«
    Â»Mach schon, wink ihnen.«
    Also winkte Kay.
    Keine Erwiderung.
    Ein zweites Mal.
    Sie gingen einfach weiter.
    Â»Jetzt du«, forderte sie Jake auf.
    Â»Ich stamme von hier. Das wissen sie.« Jake hob den Arm, winkte einmal wie Richard Nixon und steckte dann die Hand wieder in die Tasche.
    Sowohl der Ehemann als auch seine Frau hoben die Hand, winkten, nickten grüßend und setzten dann ihren Spaziergang fort.
    Â»Ist ja unheimlich.« Kay klang angewidert. »Willkommen im Purgatorium.«
    Â»Für die«, versuchte sich Jake an einer Art von Erklärung, »existiert ihr nicht einmal.«
    Â»Warte ab, bis ich dem Ehemann meine Titties zeige. Dann werden wir schon sehen, wer hier nicht existiert, ich oder seine alte Mumie

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