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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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gedacht.« Er lächelte und tippte sich auf die Brusttasche. »Aber ich habe ein paar geraucht. Und ich glaube, es waren nicht die letzten.«
    Â»Du hast Zigaretten?« Sie verzog die Miene in gespielter Überraschung, wie eine aufblasbare Sexpuppe, der Mund gerundet, die Augen weit aufgerissen.
    Er fischte die Marlboros heraus. »Krieg nur ja keinen Krebs. Dazu höre ich dich viel zu gern spielen.«
    Kay schüttelte sich eine heraus und schnupperte daran, als wäre es eine gute Zigarre. »Mmm … ganz frisch.« Sie tastete seine Taschen ab, bis sie den harten Umriss eines Feuerzeugs erspürte. Sie zündete sich die Zigarette an, inhalierte tief und stieß einen geraden Rauchstrom senkrecht nach oben aus. »Mann, Wahnsinn. Halte diese Dinger bloß von mir fern. Ganz egal, was ich dir dafür anbiete.«
    Jakes Augenbrauen wölbten sich hilflos. »Sicher. Kein Problem. Aber du spielst nicht fair – ist einfach nicht deine Art. Du wirst wieder die Dinger da rausholen«, sagte er und nickte zu ihren Brüsten hin, »und schon bin ich Wachs in deinen Händen. Das ist ein unsportlicher Vorteil. Ich erkläre hiermit einseitig meine Neutralität.«
    Sie inhalierte noch einmal tief und stieß den Rauch in kleinen Stößen zwischen den Zähnen hervor, während sie lachte. »Okay, spielst du jetzt bitte den harten FBI -Agenten und machst mir diese Tür auf, damit ich sehen kann, ob alles da ist, was wir brauchen? Bettwäsche, Wasser und Schrotmunition ...«
    Â»Das Schlafzimmer meines Vaters oben?«
    Sie nickte. »Er hat es verbarrikadiert, als wären wildgewordene Mutanten hinter ihm her.«
    Jake zuckte die Achseln. »Ich habe noch nicht hineingesehen. Keine Zeit gehabt. Vielleicht sollten wir noch warten.« Seine Stimme hatte einen spröden Klang angenommen, der ihr fremd war.
    Kay schmiegte sich an ihn. Ihre Haut war warm, und sie roch so gut wie unten am Strand, dieser schwache Hauch nach Papaya, der sich angenehm mit Seife und Zigarettenrauch mischte. »Worauf?«, fragte sie und sog an der Marlboro.
    Â»Auf morgen. Auf nächste Woche. Ich weiß nicht. Es gibt hier eine Menge zu tun.«
    Sie drehte den Kopf und ließ den Blick über das riesige Kirchenschiff des Wohnzimmers gleiten. Unter dem Staub und den Schnapsflaschen lag das Knochengerüst eines einstmals schönen Raums, wie ein Garten, den man hatte verwildern lassen: wuchernde Vernachlässigung, hinter der sich eine ehemalige Ordnung verbarg. »Jake, du hast mir nie von diesem Haus erzählt und wie es war, hier aufzuwachsen. Ich meine, sieh dich doch nur um.« Sie machte eine raumumspannende Geste. »Das ist etwas ganz Besonderes.«
    Jake wusste, was sie meinte. Es war unmöglich, sich nicht in dieses Haus zu verlieben. Trotzdem hatte er es irgendwie geschafft. Er antwortete nicht, zog sie nur enger an sich, ließ die Hand über die Rundung ihrer Hüfte gleiten, bis sie auf ihrem Hintern zu liegen kam.
    Â»Du musst doch auch schöne Erinnerungen haben.« Halb Erklärung, halb Frage.
    Â»Ich denke schon.«
    Â»Wimmel mich nicht ab. Im Ernst.«
    Er ließ seine mentalen Finger über die alten Akten in seinen Speicherbänken gleiten. Einer der abgegriffenen Ordner funkelte, und er zog ihn heraus, klappte den brüchigen Umschlag auf. Er spürte, wie sich sein Mund unwillkürlich zu einem Lächeln verzog, und ihre Finger drückten ermutigend seinen Nacken.
    Widerstrebend begann er. »Eines Nachts, ich muss damals etwa acht gewesen sein, und es war – ich weiß nicht genau, vielleicht zwei oder drei Uhr morgens, da klingelte es an der Tür. Mein Vater war in seinem Atelier, und meine Mutter ging in einem ihrer Nachthemden öffnen – ein Hauch aus Federn und Seide, sie sah aus wie ein Filmstar. Andy Warhol stand draußen mit seiner zwei Meter großen skandinavischen Tussi, und eine Stretchlimousine spuckte einen Haufen Leute aus wie in einem Trickfilm. Man hatte sie aus irgendeinem Club in Manhattan hinausgeworfen, worauf sie sich in den Lincoln gezwängt hatten und den einzigen Ort ansteuerten, wo sie sich noch ein bisschen vergnügen konnten. Egal, wie sehr mein Vater in seine Arbeit vertieft war, es war bekannt, dass er nie nein sagte zu einem Drink oder zu ein bisschen Spaß. Ich kletterte aus dem Bett, meine Mom steckte mich in eine ihrer Jeans, und ich verbrachte die Nacht damit,

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