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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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persönlichen Symbolik und deren Subtext nachspürte. Wenn er eine Mordszene durch die Augen des psychopathischen Täters sehen konnte, warum fiel es ihm dann so schwer, diesen Raum aus der Warte eines Mannes zu betrachten, mit dem ihn so vieles verband? Es war eine andere Sprache – die Sprache des Wahnsinns –, aber immerhin eine Sprache . Und das hieß, sie war entschlüsselbar. Was, wenn …?
    â€¦ Der Stromstoß traf ihn aus dem Nichts und brachte den Maschinenraum unter seinen Rippen zum Erzittern. Er konnte sich gerade noch an die Brust greifen, bevor es einen weiteren Kurzschluss im Stromkreis gab. Fiel auf die Knie.
    Dann auf den Bauch.
    Der Fußboden dehnte sich im rechten Winkel zu seinem Gesichtsfeld in die endlose Dunkelheit, und mit jedem Atemzug tanzten Staubmäuse vor seinem Gesicht.
    Wie viele irre Bilder malt ein irrer Maler?, hallte es wie ein Echo aus der Ferne. Dann hüllte Dunkelheit alles ein, selbst den Baldachin der gesichtslosen Blicke.

28
    Eine Sekunde lang brannte der schwarz-heiße Schmerz eines Krampfes in seinem Schädel, und so rasch er zugepackt hatte, verklang er zu einem entfernten Hämmern gegen die Membrane seines Geistes. Kay stand in einem Rechteck aus Licht, und ihre Haare waren von einer phosphoreszierenden Aura umrahmt, während sie auf ihn zurannte und stumm den Mund aufriss. Zwischen ihren Backenzähnen blitzte eine Füllung auf.
    Â»Herrgott! Scheiße! Jake!«
    Er stemmte sich auf die Knie hoch und griff sich an die Brust.
    Â»Mir ist ›Mein! Gott! Walter!‹lieber, aber wenn es dich anmacht …« Er ließ den Satz verklingen.
    Kay half ihm auf die Füße.
    Â»Tut mir leid, Baby. Die alte Spieluhr hat einen Treffer abbekommen. Ich schätze, ich habe mich zu sehr aufgeregt.« Er stand unsicher auf und massierte sich das Brustbein.
    Sie puffte ihn gegen den Arm. »Danke, dass du mir einen Heidenschreck eingejagt hast. Normalerweise krümmst du dich einfach ein bisschen, und dann ist alles wieder in Ordnung.« Kay fragte sich, was seine Pulsrate bis zum Anschlag getrieben haben mochte.
    Jake drehte sich um und wies auf die Bilder an den Wänden und an der Decke. »Was hältst du davon?«, fragte er.
    Sie folgte seinem Blick, und ihr Mund verzog sich zu einem unbehaglichen Grinsen, ganz Zähne und kaum Lippen. »Das ist Gustave Doré auf einem psychotropischen Trip.«
    Jake nickte. »Guter Vergleich.«
    Kay ging langsam durch den Raum.
    Wie Jake war sie mehr beeindruckt von den endlosen Türmen aus aufgestapelten kleinen Bildern als von den blutenden Männern am schwarzen Himmel der Decke. Aber man sah an der Art, wie sie unbehagliche Blicke nach oben warf, dass auch sie sich von ihnen verfolgt fühlte. Sie schlängelte sich zwischen den Säulen von Leinwänden hindurch und versuchte, sich einen Reim darauf zu machen. »Das müssen ja dreitausend von diesen Dingern sein.«
    Jake stellte eine über den Daumen gepeilte Berechnung an. »Eher fünf.«
    Â»Im Haus ist auch noch eine ganze Ladung.« Kay blieb stehen und nahm eines in die Hand. »Haben sie alle unterschiedliche Formen?«
    Jake zuckte die Achseln. »Es sieht so aus. Allein die Dinger zu rahmen muss ein Jahr gedauert haben. Dann noch die Leinwände grundieren und bemalen …« Er ließ den Satz auslaufen. »Verrückt wie ein …« – er blickte um sich, und eine Flut von Traurigkeit fraß sich in sein Fleisch – »… Maler. Bist du sicher, dass du den Rest deines Lebens mit einem Typen wie mir verbringen willst? Das hier«, sagte er mit einer ausladenden Geste zu den aufgetürmten Bildern hin, »ist erblich. Mit dem einzigen Unterschied, dass es bei mir die Bilder von toten Menschen sein werden.« Jake setzte sich auf die Kante des Rahmungstisches, eine der wenigen freien Flächen im Atelier.
    Kay deutete auf die Tür zur Garage. »Was ist da drin?«
    Jake tauchte auf aus einer Geisterbahnfahrt durch das von Dämonen heimgesuchte Universum seines Vaters und sah zu ihr hin. »Garage.«
    Â»Darf ich?«
    Er zuckte die Achseln. »Nur zu.«
    Sie drehte den Knauf der Tür, und zu ihrer beider Überraschung schwang sie in gutgeölten Angeln auf. Kay betätigte den Lichtschalter, und die Lampen in der Garage erwachten summend zum Leben. Der Raum war in scharfem Kontrast zum Atelier schneeweiß getüncht. Darin stand ein

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