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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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Team waren. Und das ist man nur, wenn man sich gut kennt. Sehr gut kennt. Jacob Coleridge könnte stockbetrunken sein, während ihm gleichzeitig der Schwanz durch einen Anfall Syphilis abfällt, er könnte die Leber von jemand anderem verwenden, weil seine eigene gerade in der Reinigung ist, aber er würde trotzdem nie Hand an einen Chuck Close legen. Zu viel Respekt. Zu viel professionelle Hochachtung. Niemals. Auf keinen Fall. Unmöglich.« Finch drehte sich wieder zu dem Gemälde um.
    Jake folgte seinem Blick und sah dann in die Küche. Kay und Jeremy waren verschwunden. Vielleicht machten sie einen Spaziergang am Strand. Sein eigenes Spiegelbild starrte ihm entgegen. »Wenn du das sagst.«
    Â»Hatte dein Vater etwas Neues in Arbeit?«, fragte der Galerist, und der unverkennbare Klang der Gier lag in seiner Stimme.
    Â»Das Atelier ist leer. Es war voller Abfall, und den habe ich weggeschafft.« Das war gelogen, aber Jake hatte keine Lust, mit Finch zu streiten. Wenn er den kleinen Arschkriecher gewähren ließ, würde er noch den farbbekleckerten Fußboden des Ateliers abschälen und bei Sotheby’s im Frühjahrsverkauf der wichtigen amerikanischen Künstler stückweise verscherbeln.
    Finch starrte Jake einen Moment lang ins Gesicht. »Jake, dir ist aber klar, dass ich deinen Vater exklusiv vertrete? Wir haben einen Vertrag auf ›Lebenszeit und darüber hinaus‹.«
    Â»Und was zum Teufel soll das heißen?« Jake verlor langsam die Geduld. Sein alter Herr hatte sich die Hände abgefackelt, und dieser Parasit hier dachte nur an seine Kommission.
    Â»Das heißt, dass ich in Bezug auf den Verkauf Anspruch auf seine Gemälde habe. Niemand, außer mir – und das schließt auch dich ein –, kann einen Jacob Coleridge verkaufen.«
    Jake durchmaß die Distanz zwischen ihnen mit einem einzigen, langbeinigen Schritt, auf den Hauser stolz gewesen wäre. »David, du und mein Vater, ihr wart vielleicht Freunde, aber was mich angeht, bist du nur ein schmieriger kleiner Blutsauger, der alles für sein Bankkonto tun würde. Erinnerst du dich noch an die Nacht, als ich dich um Hilfe gebeten habe, nachdem ich hier fortgegangen war?«
    Finch schien zu schrumpfen und senkte den Kopf. Er sagte nichts.
    Â»Ich war siebzehn Jahre alt, David, ganz allein, und ich stand in New York auf der Straße. Ich bin zu dir gekommen, weil du der einzige Mensch warst, den ich in der Stadt kannte. Der einzige . Und erinnerst du dich noch, worum ich dich gebeten habe?«
    Finch schüttelte den Kopf, aber sein Gesichtsausdruck sagte etwas anderes.
    Â»Ich hatte Hunger, David. Ich bat dich um eine Mahlzeit und um einunddreißig Dollar. Nicht mehr, weil ich dein Verhältnis zu meinem Vater nicht gefährden wollte – ich wusste genau, dass er dich sonst ohne weiteres absägen würde. Darum habe ich nur sehr wenig verlangt.« Jake hielt seine Hände entspannt, aber Finchs Blicke kehrten immer wieder zu ihnen zurück, denn irgendetwas an der Art, wie sie locker herunterhingen, wirkte bedrohlicher, als wenn er sie zu tätowierten Fäusten geballt hätte. »Du hast nein gesagt. Weißt du, was ich tun musste, um etwas zu essen zu bekommen? Weißt du das, David?«
    Finch schüttelte langsam den Kopf, ohne Jakes Hände aus den Augen zu lassen.
    Â»Ich musste einem Fremden einen blasen, David. Ich weiß, dir gefällt so was, aber mir nicht. Ich war siebzehn und mutterseelenallein, und ich musste einem Fremden den Schwanz lutschen, damit ich etwas zu essen hatte. Hübsch, nicht wahr? Wenn du also die Absicht hast, jemandem zu drohen, hast du dir den Falschen ausgesucht. Du wirst nie wieder ein Bild meines Vaters in die Hand bekommen, vielleicht verbrenne ich sie sogar.«
    Finch keuchte, als hätte man ihm einen Tritt in die Weichteile versetzt.
    Â»Oder ich könnte sie als Zielscheibe benutzen.« Er zog den großen Edelstahlrevolver heraus und setzte ihn Finch an den Kopf. »Weißt du, was ich tue, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, David?« Finch hatte sich bestimmt danach erkundigt, bevor er herkam – er war der Typ, der nichts dem Zufall überließ.
    Finch nickte. Es war eine ängstliche, gehetzte Bewegung.
    Â»Dann weißt du ja, dass mich so leicht nichts erschüttern kann.« Jake spannte den Hammer des Revolvers und presste den schweren Lauf gegen Finchs Schläfe, dass

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