Bloodman
Der Wagen stand nämlich in der Einfahrt.« Spencer wies mit dem Daumen auf einen Prius. »Das Opfer hätte eigentlich zu Hause sein müssen. Die Nachbarin dachte, sie wäre vielleicht unter der Dusche, und kam eine Stunde später wieder. Immer noch keine Regung. Sie sah durchs Fenster und entdeckte etwas Blut auf dem Küchenboden. Dann rief sie uns an. Ich bin ums Haus gegangen. Habe durch die Fenster gesehen. Ging zur Hintertür rein.«
»Und?«
Spencer schluckte hörbar. »Und sie hatte recht gehabt.«
»Sie haben etwas Blut auf dem Boden gefunden?«
Spencer hob den Blick, und seine Augen waren stecknadelkopfgroÃe Löcher in der Blässe seines Gesichts. »Etwas? Nein. Mike, da ist nicht nur ein bisschen . Da ist eine Menge Blut.«
»Haben Sie die Spurensicherung angerufen?« Hausers Stimme schien aus tausend Metern Entfernung zu kommen.
»Gleich nach Ihnen.« Spencer fuhr sich verwirrt mit der Zunge über die Zähne, und Jake wusste, dass es der kupfrige Geschmack von Blut war, auf den er sich keinen Reim machen konnte.
Jake trat einen Schritt näher zu Spencer. »Was ist da drinnen los, Billy?«
»Noch eine«, sagte er, und sein Blick tanzte unruhig zur Seite.
»Noch eine was?«
Spencers bläulich weiÃe Haut schien sich über seinem ganzen Körper zu spannen, und er schürzte die Lippen. »Abgehäutet wie eine Jagdtrophäe, Jake. Und eimerweise Blut überall.« Er wandte sich ab und spuckte ins Gras.
»Tu das nicht. Wenn du spucken oder kotzen musst, kontaminiere den Tatort nicht, geh dazu auf die andere StraÃenseite. Mach dich nicht zum Gespött und der Spurensicherung die Arbeit schwer.«
Spencers Gesicht pulsierte vorübergehend ins Rötliche. »Mich zum Gespött machen? Das ist ein Horrorfilm, Jake, und du sagst mir, ich soll mich nicht zum Gespött machen? Was zum Teufel ist bloà los mit dir? Hast du überhaupt irgendwelche Gefühle?«
Jake deutete über die Schulter. »Willst du in den Nachrichten wie irgendein Hinterwäldler-Bulle aussehen?«
Ein Ãbertragungswagen bog gerade in die StraÃe ein. Er beschleunigte, als er das gelbe Fadenkreuz aus Flatterband erblickte.
Jake knurrte kaum hörbar: »Versuch, professionell auszusehen.«
Hauser drehte sich zu ihm um. »Ich dachte, die Medien wären unsere Freunde. âºWir wollen, dass sie für uns arbeiten, nicht gegen unsâ¹ und so weiter.« Hausers Sarkasmus klang kaum verschleiert. Das entfernte Heulen einer Polizeisirene kam näher.
Der Van vom Fernsehen stoppte am StraÃenrand, und das Kamerateam strömte heraus. »Hier wird es von Fernsehteams nur so wimmeln, wenn sie erst einmal auf die Idee kommen, wir hätten einen Serienkiller.« Er wandte sich an Spencer. »Lassen Sie sie nicht durch die Absperrung.«
»Und wenn sie es trotzdem versuchen?«, fragte Spencer und tippte auf seine Waffe wie schon gestern Nacht am Tor der Farmers.
»Warnen Sie sie zweimal laut. Dann schieÃen Sie einmal in die Luft. AnschlieÃend eine letzte Warnung. Sagen Sie denen, dass Sie das Feuer eröffnen, wenn sie nicht zurückweichen. Dann schieÃen Sie jemandem ins Bein.« Hauser beäugte das näherkommende Fernsehteam. »Halten Sie sich exakt an die Anweisungen.«
Spencer grinste, und bei der Aussicht, auf vertraute Weise mit der Situation umgehen zu können, kehrte wieder etwas Farbe in sein Gesicht zurück.
Während die Nachrichtenleute Scheinwerfer, Kameras und Mikrophone aufbauten, beugte sich Jake zu Hauser und flüsterte ihm ins Ohr: »Erzählen Sie ihnen, dass es sich um ein noch nicht kategorisiertes Verbrechen handelt, das mit dem anderen in keinerlei Verbindung steht. Wenn Sie gefragt werden, ob es sich um einen Mord handelt, sagen Sie, dass Sie keinen Kommentar abgeben, weil das die Ermittlungen gefährden könnte.«
Er drehte sich wieder zu Spencer um und wünschte sich, ein anständiges FBI -Team im Rücken zu haben. »Spencer, sorg dafür, dass sie nicht mit der Nachbarin sprechen, die das Opfer gefunden hat. Sag ihr, wenn sie mit den Medien spricht, steht ihr eine Anklage wegen Behinderung ins Haus. Sag ihr, das könnte sie wie eine Verdächtige aussehen lassen. Jag ihr Angst ein, wenn es sein muss, aber sorg dafür, dass sie den Mund hält. Stell einen Cop zu ihrer Bewachung ab, damit keiner sie unter Druck setzen
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