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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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Emotionalität.
    Â»Das war er , Daddy.«
    Jake löste den Kopf seines Sohnes aus seiner Halsbeuge. Jeremys kleiner, tränenüberströmter Totenschädel starrte ihn mit gebleckten Zähnen und dunklen Augenhöhlen an, wie das Logo für ein Albumcover. »Er hat gesagt, er will mit dir spielen, Daddy.«
    Jake spürte, wie sich abermals ein Ring um seine Brust zusammenzog, und er ließ sich aufs Sofa sinken, während sein Sohn sich an ihn klammerte wie ein Äffchen.
    Â»Dann hat er mich angefasst«, sagte der kleine Junge. »Er hat mein Gesicht angefasst. Und jetzt riecht es schlecht. Er hat gesagt, er hat mit dir gespielt, als du auch noch ein kleiner Junge warst, und er spielt sehr gern mit dir. Er sagt, du kriegst keine Angst. Stimmt das, Daddy? Ich hab nämlich Angst. Ich hab furchtbar Angst, und ich will nach Hause, und ich mag nicht mehr mit ihm spielen. Er ist nicht nett. Er ist gemein und hässlich, und er riecht schlecht und …« Er brach ab und blickte sich gehetzt um, als wäre der ganze Raum verwanzt.
    Â»Ist schon gut, mein Sohn«, wiederholte Jake.
    Jeremys Augen weiteten sich, zwei Kugeln, die aus schwarz-roten Höhlen herausleuchteten. »Weißt du noch, wie ich im Park den Vogel gefunden hab, Daddy? Weißt du noch? Ich hab gesagt, er riecht ekelig, und du hast gesagt, das ist, weil er tot ist. Weißt du noch? Und du hast gesagt, manchmal haben Vögel oder Tiere Unfälle, oder sie werden krank, und das macht sie tot, und dann riechen sie schlecht. Weißt du noch, Daddy? Weißt du noch?« Im Tonfall des Jungen lag etwas Fiebriges, Überreiztes.
    Jake sah Kay an. Sie hatte dem Fenster den Rücken zugewandt und die Arme um sich geschlungen, während ihr helle Tränen in Strömen über die Wangen liefen. Sie nahm ihn nicht wahr. Auch Jeremy nicht. Sie befand sich in dem Zuschauerraum hinter ihren Augen und sah ein Testbild.
    Â»Ich weiß, mein Sohn.«
    Â»Der Mann im Boden riecht genau wie der Vogel im Park, ganz schlecht und krank und tot. Und er ist gar nicht mehr nett. Spiel nicht mit ihm. Bitte sag, dass du nicht mit ihm spielst.«
    Jake zog Jeremy eng an sich und barg seinen Kopf erneut in seiner Halsbeuge. Er stand auf und streckte die Hand nach Kay aus, und erst die Berührung eines anderen menschlichen Wesens schien sie aus ihrer Trance zu reißen. Sie schniefte, hob den Blick und sah ihm in die Augen.
    Â»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte er.
    Kay schüttelte den Kopf. »Sehe ich so aus?« Sie wischte sich die Nase mit dem Saum ihres T-Shirts ab. »Ich will nicht, dass du hierbleibst. Es ist mir egal, wie wichtig dieser Job ist. Es ist mir egal, wenn die ganze Scheißstadt ins Meer geschwemmt wird. Du kommst mit uns nach Hause.«
    Jake nickte.
    Â»Ohne Hose lassen sie ihn aber nicht in den Bus, Mommy.«
    Jake und Kay senkten den Blick auf seinen nackten Körper. »Da könnte was dran sein, mein Freund«, bestätigte Jake, während er nach dem Telefon griff, um Hauser zu verständigen.

44
    Jake war erleichtert, dass die Gerichtsmedizinerin in einer Ecke des Labors an einem Olympus-Mikroskop saß und sich nicht in den Long-Island-Hurrikan-Exodus eingegliedert hatte, der Richtung Westen strömte. Offensichtlich hatte sie die ganze Nacht hier verbracht. Sie hockte vornübergebeugt, und ihr Gesicht trug diesen verkniffenen Ausdruck von Leuten, die ständig durch Mikroskope starren. Er warf einen Ziploc-Plastikbeutel mit Jeremys blutigem T-Shirt auf den Tisch, und das Geräusch riss sie aus ihrer wissenschaftlichen Kurzsichtigkeit.
    Â»Special Agent Cole«, murmelte sie zur Begrüßung.
    Jake war froh, dass die Leute die Charles-Bronson-Geschichte jetzt bleibenließen – er hasste das. »Dr. Reagan.«
    Sie schenkte ihm ihre Version eines Lächelns – die schmale Linie, die er schon aus der Nacht von Madame und Klein X kannte. »Welchem Umstand verdanke ich das Vergnügen?« Das letzte Wort klang nicht ganz aufrichtig.
    Jake setzte sein Sei-nett-Gesicht auf, wie Kay es nannte. »Könnten Sie bitte das Blut darauf analysieren?«
    Sie griff nach dem Beutel und musterte ihn. Das T-Shirt klebte feucht am Polyethylen, rot wie ein Notverband. »Was ist das?«
    Â»Ein T-Shirt. Es könnten ein paar Verunreinigungen wie Schleim und Speichel aus einer anderen Quelle dabei sein, aber es ist das Blut, um das es mir geht.«
    Â» DNA

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