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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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    Â»Vergleichen Sie zunächst die Blutgruppe mit den drei Leichen. Madame und Klein X und Schwester Macready.«
    Â»Wo haben Sie das her?«, fragte sie.
    Â»Etwas hat es meinem Sohn ins Gesicht geschmiert.«
    Â»Sie meinen jemand .«
    Â»Nein.« Jakes Stimme klang wie aus weiter Ferne, sogar für ihn selbst. »Das meine ich nicht.«

45
    Das Wartezimmer des Arztes sah genauso aus wie alle, die er kannte. Die Stühle waren nicht mehr ganz neu, die Wände mit einer einfallslosen Kombination aus alten Gesundheitspostern und hässlicher Hotelzimmerkunst geschmückt.
    Jake hatte den Kopf in die Hände gestützt, und sein Gehirn fühlte sich so an, als wäre es voller Ameisen. Jeremys Totenmasken-Make-up ging ihm nicht aus dem Sinn, er kam einfach nicht dahinter, wie es entstanden sein konnte. Der Polizist in der Einfahrt hatte nichts gesehen. Niemand war von der Straße her gekommen, und so, wie das Haus innerhalb des Grundstücks positioniert war, hätte er jeden Eindringling von drei Seiten sehen müssen. Womit der Strand als einziger Zugang übrigblieb.
    Aber genau betrachtet, vergaß er dabei die wichtigste Frage von allen zu stellen: Wer war der Mann im Boden, und was wollte er?
    Jake hob den Kopf, lehnte sich in das Vinylpolster zurück und gab sich der Vorstellung hin, die Zelte abzubrechen und in die Stadt zurückzukehren. Aber er wusste, dass er noch nicht wegkonnte – selbst der Gedanke daran kam ihm vor wie ein Verrat. Er musste in Montauk bleiben, bis alle losen Enden verknüpft und der Fall in trockenen Tüchern war. Der alte Scherz darüber, wie man einen Elefanten isst, kam ihm in den Sinn. Einen Bissen nach dem anderen. Und so wusste Jake, dass der nächste Schritt in dem Prozess hier begann, im Sprechzimmer des Psychiaters.
    Sobels Vorzimmerdame, eine Frau von fünfundzwanzig Jahren mit der unglücklichen Miene einer Depressiven im Anfangsstadium, war hinter ihrem Schreibtisch zugange. Eine Mutter saß mit ihrer Tochter in der anderen Ecke des Wartezimmers. Das Mädchen war ungefähr zwölf und hatte einen Gesichtsausdruck, als wäre sie mit einem völlig anderen sensorischen Universum verbunden. Jake vermutete, dass sie autistisch war. Sie spielte mit einer Schüssel voller farbiger Bonbons. Ihre Mutter las in einem dicken Taschenbuch, auf dessen Umschlag ein schöner Mann mit schönem Haar eine schöne Frau mit schönem Haar umarmte, und sie trugen schöne Kleider, und weiter hinten, in der Entfernung, über ihre Schultern, sah man –
    â€“ wie dieser gottverdammte Leuchtturm hinter Rachael Macreadys Schulter –
    â€“ gehäutet –
    â€“ ein schönes Haus, das sie mit ihrem schönen Leben erfüllten. Der Titel des Buchs lautete Die Blaublütigen von Connecticut , und Jake war klar, dass in der Geschichte Pferde vorkamen. Pferde mit langen, schönen, gutgepflegten Schweifen. Wahrscheinlich auch ein Privatjet. Küsse und muskulöse Umarmungen. Die ganze Scheiße.
    Das Mädchen starrte in die Ferne, als würde ein Film hinter der Leinwand ihrer Augen ablaufen. Sie schob die große Glasschüssel mit Bonbons von der Mitte an den Rand des Couchtisches und stapelte alle Zeitschriften zu einem säuberlichen Haufen zusammen. Während ihre Mutter von den schwülen erotischen Abenteuern der schönen Menschen auf dem Landsitz in Connecticut las, sah Jake zu, wie das Mädchen mechanisch die Bonbons einen nach dem anderen aus der Schüssel nahm. Sie saß auf dem Boden, ihre Hand tauchte in die Schüssel und legte einen einzelnen Bonbon auf den Tisch. Dann wiederholte sie die Prozedur. Der Tisch war bald von Bonbons ohne erkennbare Ordnung übersät, von denen die meisten sich nicht berührten. Ihre Mutter war zu sehr vertieft in die Brunftschreie zwischen den Seiten ihres Taschenbuchs, um zu bemerken, was für eine Schweinerei ihre Tochter anrichtete.
    Â»Mr Cole«, sagte die Vorzimmerdame mit den herabhängenden Mundwinkeln. »Sie können jetzt hineingehen.«
    Jake stand auf und ging um den Couchtisch herum. Weder die Frau noch ihre Tochter schienen ihn zu bemerken.
    Dr. Sobel erhob sich hinter seinem Schreibtisch und schüttelte Jake die Hand. »Es tut mir leid wegen gestern, Jake. Wenn ich geglaubt hätte, dass Ihr Vater eine Gefahr für sich selbst darstellt, hätte ich ihn schon längst festschnallen lassen.«
    Jake

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