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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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gutes Zeichen. Schließlich wollen Sie ja wohl kaum im Old Bailey zu einem Prozeß antreten oder von der amerikanischen Rauschgiftbehörde mit Ermittlungen überzogen werden.« Hartang wollte nicht.
    »Die spielen also mit offenen Karten«, fuhr Schnabel fort. »An Ihren Geschäften sind sie nicht interessiert, sondern nur auf Schadensersatz aus.«
    »Wieviel?«
    »Vierzig Millionen.«
    »Vierzig Millionen?« krächzte Hartang. »Vierzig Millionen ist ›nur‹? Wie kommen die auf so einen Betrag? Beim letztenmal waren es noch zwanzig.«
    »Kudzuvine könnte schuld sein«, sagte Schnabel. »Was sie an Informationen von ihm bekommen haben. Vielleicht verlangt er seinen Anteil. Keine Ahnung. Ich gebe nur weiter, was die Porterhouse-Anwälte sagen.«
    »Beschissene Erpressung«, schrie Hartang und wußte, daß man ihn reingelegt hatte. Als ob das noch nicht reichte, war gerade Dos Passos in London und wollte ihm immer noch ans Leder, weil er damals die Lieferung Bogota Best verloren hatte. Und da erzählte ihm Schnabel, er solle sich am besten außergerichtlich mit Porterhouse einigen oder sich auf die unangenehme Alternative einstellen, im Old Bailey auf der Anklagebank zu sitzen oder sogar in die USA abgeschoben zu werden, wo ihn eine Anklage wegen RICO erwartete. »Und damit meine ich nicht Puerto Rico«, sagte Schnabel. »Angeblich zeigt das FBI Interesse. Und das hört man aus zuverlässigen Quellen.«
    »Wie gut?«
    »Lord Tankerell«, sagte Schnabel. »Von dem haben Sie schon gehört, Mr. Hartang. War vor etlichen Jahren zufällig der Generalstaatsanwalt.«
    »Der? Einen beschissenen Ex-Generalstaatsanwalt nennen Sie eine zuverlässige Quelle? Diese Rechtsverdreher sind zu dämlich, um ihren Namen zu buchstabieren.« »Klar. Was Karl K. und Ross Skundler unterschrieben und beeidet haben, brauchen sie auch nicht zu buchstabieren«, gab Schnabel zu bedenken. »Das wird verlesen, und schon schieben Sie für zwölf bis zwanzig in den Bau. In den Staaten wohl eher neunundneunzig plus. Da gibt’s eine Hochsicherheitseinrichtung für RICO–Leute, nämlich Marian. Da unten isses bombensicher. Da kommt keiner an Sie ran, bis die Bestatter geholt werden.« Es blieb lange still, während Edgar Hartang diese Information verdaute, bis ihm speiübel war. »Was hat es mit diesem RICO auf sich?« fragte er dann.
    »Racketeer Influenced and Corrupt Organizations Act, Sondergesetz zur Bekämpfung von Mafia und so weiter. Aber das wissen Sie doch, Mr. Hartang. Sozusagen winzige Maschen für große Fische, und raus kommt man nie.« Hartang schwieg. Er dachte über einen Ausweg nach. »Ich muß Ihnen noch einen Rat geben. Ich würde gar nicht erst versuchen, mich aus dem Staub zu machen.« »Staub? Über was für ’n Scheißstaub reden Sie da, Mann?« »Beispielsweise, das Land zu verlassen. Man weiß zuviel über eine andere Sorte Staub. Wie das Talkumpuder, das Sie am 15. Juni 1987 aus Venezuela eingeflogen haben. Oder die am 11. November 89 aus Ekuador nach Miami verbrachte Ladung. Steht alles hier drin, und keine Schlupflöcher. Falls Sie also vorhaben, mit Ihrem Learjet irgendwohin zu entschweben, lassen Sie’s. Ross Skundler hat das alles kommen sehen und sich eine weitere Lebensversicherung zugelegt. Nämlich eine Mini-Videokamera in Ihrem Bad, damit er weiß, für wen er arbeitet. Typ mit Glatze, keine Brille, nicht beschnitten, Leberfleck auf der rechten Schulter, Blinddarmnarbe, holt sich vor Bildern von kleinen Jungs einen runter. Kennen Sie so einen vielleicht, Mr. Hartang? Denn wenn Sie ihn kennen, dann zahlen Sie besser Ihre vierzig Millionen, und seien Sie dankbar.« »Vierzig Millionen? Guter Gott.« Er hielt inne und sah den Anwalt giftig an. »Schnabel, für wen arbeiten Sie eigentlich? Für mich oder die anderen?«
    Schnabel seufzte. Mit diesen Gangstern war es immer das gleiche. Wenn sie so richtig in der Scheiße saßen, mußte man ihnen die Konsequenzen Punkt für Punkt auseinanderklamüsern. »Mr. Hartang«, erklärte er geduldig, »ich arbeite für mich selbst, und Sie haben mich beauftragt, Ihnen reinen Wein einzuschenken, damit Sie eine vernünftige Entscheidung treffen können. Wenn ich Ihnen einen Wetterbericht übermitteln soll, in dem es heißt, bis in alle Ewigkeit scheint tagsüber die Sonne, und Regen fällt nur nachts, hab ich nichts dagegen, bloß verliere ich einen wertvollen Klienten, weil er den Rest seines Lebens einsitzt, und muß auf meine üblichen Honorare verzichten, wenn er mal wieder

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