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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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bißchen Verstand verloren. Er ist zum hoffnungslosen Fall und Einzelgänger geworden.«
    »Genau meine Rede. Und die Überprüfung seiner Angelegenheiten wird nicht bei ihm haltmachen. Er zieht uns mit rein. Zugegeben, wir sind lediglich seine Rechtsvertreter, aber wenn die Kacke am Dampfen ist, kriegen wir auch was davon ab. Wir werden selbst mit gewissen einflußreichen Kräften in Verhandlungen treten müssen.« »Wenn er das rausfindet, bringt er uns um«, sagte Bolsover. Schnabel schüttelte den Kopf. »Er wird es nicht rausfinden, und um klar zu denken, ist er viel zu verängstigt.« »Kurzum, wir machen einen Deal. Darauf läuft Ihr Vorschlag ja wohl hinaus«, sagte Feuchtwangler.
    »Wir werden uns absichern, und wenn man nach meinen Gesprächen mit Lord Tankerell gehen kann, und das möchte ich doch sehr annehmen, läßt sich die Lage ohne große Probleme entschärfen. Genau das habe ich Hartang eben gesagt.« »Sie alter Fuchs, Sie haben mit den Verhandlungen schon begonnen«, sagte Bolsover.
    Doch erneut lächelte Schnabel nur geheimnisvoll. Über das Gesicht des Praelectors huschte kaum die Andeutung eines Lächelns, als die Herren Retter und Wyve ihm die Nachricht überbrachten. »Vierzig Millionen Pfund? Sind Sie da ganz sicher? Transworld Television Productions drucken ihr Geld wohl selbst.«
    »Das könnte man wohl beinahe wörtlich so formulieren«,
    sagte Mr. Wyve, »und Edgar Hartang, das soll keine Wertung beinhalten, stinkt vor Geld.«
    »Wenn man bedenkt, daß das alles von Fernsehsendungen über Wale und Delphine stammt«, sagte der Praelector. »Neulich sah ich eine sehr interessante Sendung über Bären in Alaska. Sie waten in Flüsse hinaus und fangen springende Lachse. Man sollte nicht meinen, daß ein Bär mit Auge und Hand so flink sein kann. Oder müßte es Tatze heißen? Höchst bemerkenswert. Doch schließlich beruhen so viele Wunder der Natur darauf, daß sich an den unmöglichsten Orten etwas Genialisches entwickelt. Ich habe einmal Darwin gelesen und auch wenn es wirklich schwere Kost war, habe ich herausgefunden, was er mit Überleben der Art gemeint hat.« »Der Praelector«, sagte Mr. Retter, als sie ernst, aber von stiller Freude erfüllt den Fellows’ Garden durchschritten, »ist ein wirklich bemerkenswerter alter Gentleman. Ich verwende das Wort durchaus positiv. Ist Ihnen aufgefallen, daß er taktvollerweise alles vergessen hat, was dieser Verrückte Kudzuvine auf Tonband gesprochen hat? Auch hat er beide beeideten Erklärungen äußerst sorgfältig gelesen, aber über den ganzen Schmutz hinweggesehen. Es war eine Ehre, mit ihm zusammenzuarbeiten.«
    Mr. Wyve pflichtete ihm aufrichtig bei. Ihn hatte das mit den Bären beeindruckt, die in den reißendsten Flüssen Lachse fingen. Der unausgesprochene Vergleich war gelungen. »Ich glaube nicht, daß der Praelector und seinesgleichen so etwas wie eine vom Aussterben bedrohte Art sind«, sagte er. »Wie Sie so richtig sagten, es war eine Ehre, einen gebildeten Verstand der alten Schule bei der Arbeit zu erleben.« »Bis vor ein paar Tagen hätte ich Ihre Verwendung des Wortes ›gebildet‹ in Frage gestellt. Jetzt nicht mehr«, stimmte Mr. Retter zu.
    Der Praelector war besorgt. Natürlich war es angenehm zu wissen, daß dem College kein Konkurs mehr drohte, doch es lauerten andere Probleme. Der Schatzmeister befand sich in der Nervenheilanstalt Fulbourn, und merkwürdigerweise tat er dem Praelector leid. Schließlich verdankte man dem Schatzmeister versehentlich die vierzig Millionen Pfund, und er hatte sich, obwohl der Praelector den Mann nicht unbedingt mochte, nach Kräften darum bemüht, daß Porterhouse zahlungsfähig blieb und auch bleiben würde – jetzt, da die Finanzierung des Colleges gesichert war.
    Am Nachmittag ließ der Praelector ein Taxi kommen und sich zur Heilanstalt fahren, um dem Schatzmeister einen Besuch abzustatten.
    »Welche Droge er auch genommen haben mag, von ihren Folgen hat er sich erholt, doch ich bezweifle, ob man ihn schon so bald entlassen sollte«, sagte ihm der für Entgiftung zuständige Psychiater. »Er ist immer noch extrem verängstigt und leidet an schweren depressiven Schüben. Offenbar beschäftigt er sich obsessiv mit einer äußerst seltsamen Menagerie.«
    »Lassen Sie mich raten, mit welchen Tieren«, sagte der Praelector. »Schweine, Schildkröten, Oktopusbabys, Haie und eventuell Piranhas. Habe ich zufällig recht?» Der Arzt musterte ihn erstaunt. »Woher wußten Sie das?« Doch

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