Bloody Mary.
in Schwierigkeiten steckt. So ist es nun mal. Ich will bloß, daß Sie eine vernünftige Entscheidung treffen, mehr nicht. Die nötigen Informationen habe ich Ihnen gegeben. Treffen Sie die Entscheidung. Die kann ich Ihnen nicht abnehmen.«
»Haben Sie schon.« Hartang klang verbittert. »Nämlich vierzig beschissene Millionen, und das nennen Sie eine vernünftige Entscheidung?«
»Eigentlich nicht. Ich nenne es notwendig. Wie in lebensnotwendig.«
»Scheiße«, sagte Hartang so ökonomisch wie gewohnt. »Da wäre nur noch eins, Mr. Hartang«, fuhr Schnabel fort.
»Eine Kleinigkeit, aber sie liegt Schwarz auf Weiß vor. Waren Sie jemals in Damaskus, Syrien? Khartum, Sudan? Am Arsch der Erde?«
Hartungs Grunzen hieß, das sei durchaus möglich. »Schon mal mit einem gewissen Carlos ein paar Drinks genommen?«
»Klar hab ich mit Hunderten Burschen namens Carlos einen getrunken. Ich habe geschäftlich mit Südamerika zu tun. Glauben Sie, da kann man vermeiden, mit irgendwelchen Carlosen einen zu heben?«
»Nur eine Frage, Mr. Hartang. Sagt Ihnen Abu Nidal etwas? Sie haben nicht vielleicht zu Ihrer Absicherung in der arabischen Welt das eine oder andere Kommandounternehmen von denen finanziert? Sie haben wirklich sonderbare Freunde, aber ich fürchte, daß die Ihnen in dieser Situation kaum helfen werden.« »Was genau wollen Sie damit sagen, Schnabel? Nur heraus damit.«
»Heraus kommt folgendes«, sagte Schnabel. »Sie zahlen die vierzig Millionen plus sämtliche anfallenden Kosten und kaufen sich damit Immunität in London. Wenn Geld reinkommt, fragt keiner nach dem Warum. Die Bank von England freut sich, weil Sie in Großbritannien so viel investieren. Der Finanzminister schützt Sie, weil Sie eine Menge Steuern bezahlen, und alle lieben Sie, weil Sie einem College in Cambridge unter die Arme gegriffen haben. Sogar Bolsover liebt Sie, was schwierig ist, so wie Sie ihn beschimpft haben. Wenn Sie unsere Honorare zahlen, haben wir Sie alle lieb. Stimmt’s?« Er machte eine kurze Pause, dann fuhr er fort: »Aber wenn Sie den Talkumweg beschreiten, wird Sie keiner lieben. Die britische Regierung, der Generalstaatsanwalt der Vereinigten Staaten, das FBI und natürlich die US-Rauschgiftbehörde DEA, die Drug Enforcement Agency, aber das wußten Sie ja, nicht wahr, Mr. Hartang? Sie haben sich Feinde gemacht, und mit Freunden wie Carlos und Abu Nidal gibt es für Sie schlimmere Aufenthaltsorte als Marian, Illinois. Es kursiert das Gerücht, die Israelis seien der Meinung, kaum hätten Sie sich bei ein paar bösen Buben rückversichert, ginge in Tel Aviv schon eine Bombe hoch. Bei dem Video, das Ross Skundler aufgenommen hat, können Sie sich so vieler Gesichtsoperationen unterziehen, wie Sie wollen, und ’ner Geschlechtsumwandlung noch dazu, die kriegen Sie doch. Ich sage nur Mossad, Mr. Hartang, Mossad.«
Mittlerweile lief Hartang der Schweiß in Strömen übers Gesicht. Er nahm noch eine Tablette, und Schnabel fuhr fort: »Natürlich nur ein Gerücht, und vielleicht ist nichts dran, aber falls doch, stecken Sie meiner Ansicht nach tiefer in der Scheiße, als Sie ahnen. Damit will ich nicht sagen, daß es wahr ist, aber so sind nun mal Gerüchte. Und wenn Sie mir nicht glauben, dann schauen Sie mal aus dem Fenster und sehen sich diese beiden Wagen da unten an, denn eins ist so sicher wie der Tod, diese Burschen sind keine Transworld-Groupies, das können Sie mir glauben.«
Als er schließlich das Gebäude verließ, fühlte sich Schnabel ausgezeichnet. »Er zahlt«, berichtete er Feuchtwangler und Bolsover, sobald er wieder im Büro war. »Und zwar zahlt er sich dumm und dämlich. Das mit den beiden Wagen und den Gorillas drin war eine gute Idee von Ihnen, Bolsover. Das muß ich Ihnen lassen. Das drücken wir dem Mistkerl auf die Spesen.«
»Was soll das alles von wegen Skundlers Video?« fragte Feuchtwangler. »War mir völlig neu.«
Doch Schnabel lächelte nur geheimnisvoll. »Gehen wir irgendwo einen Kaffee trinken«, sagte er. »Wir sollten unsere Position überdenken.«
Feuchtwangler und Bolsover nickten. Ihnen war der gleiche Gedanke gekommen. Sie gingen auf die Straße und nahmen ein Taxi.
»Wir dürfen nie vergessen, daß wir es mit einem Mann zu tun haben, der jedes Gefühl für Realität verloren hat«, sagte Schnabel.
»Mit Genies ist das nun mal so«, gab Feuchtwangler zu bedenken, »und in finanziellen Dingen ist er eins. Er hat mehr Geld als Verstand, und mittlerweile hat er sein letztes
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