Bloody Mary.
Rechtsberater sind anwesend, Mr. Hartang, damit Sie nicht das Gefühl haben, unter dem Zwang zu stehen, Fragen beantworten zu müssen, die Sie nicht beantworten wollen oder die Sie Ihrer Ansicht nach belasten könnten«, hatte die ältere Frau mit den blaugetönten Haaren höflich erklärt. »Das sollen Sie unseres Erachtens wissen.«
Hartang wußte es besser. Die wollten ihm bloß weismachen, die Todesspritze täte kein bißchen weh. Doch ihm war klar, daß er keine andere Wahl hatte, als ihnen das zu erzählen, was sie hören wollten. Schnabel und Feuchtwangler hatten pro forma versucht, Einspruch zu erheben, worauf Hartang sie gestoppt hatte. Sie wußten nicht, was Sache war. So hatte er es natürlich nicht formuliert. Er hatte sie lediglich darauf hingewiesen, ihre Anwesenheit sei nicht erforderlich, und er habe mit den beiden Herren und den beiden Damen Geschäftliches zu besprechen, das ginge schon in Ordnung. Mitarbeit gegen Schutz. Und als die Anwälte gegangen waren, hatte er nur eine Bedingung gestellt: Wenn sie die Informationen bekamen, die er ihnen jetzt geben würde, dann sollten sie so tun, als hätten Sie diese Informationen von anderen erhalten, mit denen Hartang noch eine Rechnung zu begleichen hätte. Falls sie diese simple Forderung akzeptierten, konnten sie jedes Mikron Information haben, das er besaß, allerdings nicht mündlich. Sie würden das, was sie suchten, in Computerdateien finden, die unter elektronisch so extrem gesicherten Bedingungen entstanden waren, daß selbst raffinierteste Geräte die Signale aus der Zentraleinheit nicht abrufen konnten. Wieder gab er ihnen keine präzise Erklärung. Dafür war später noch Zeit, falls sie ihren Teil der Abmachung einhielten und ihm Zeit und Gelegenheit gaben, sich Sicherheit und Schutz zu beschaffen. Dies sprach er nicht laut aus, doch das war auch nicht nötig. Sie wußten es, und vorausgesetzt, er gab ihnen besagte Dateien, mit deren Hilfe sie Festnahmen und zufriedenstellende Urteile erwirken konnten, hatten sie nichts dagegen. Sie sagten, sie verstünden seine Wünsche, und nach einer kurzen Unterbrechung des Gesprächs, während der Hartang das Büro verließ, um Disketten zu holen, waren sie verschwunden.
Eine Woche danach kam Schnabel vorbei und teilte Hartang mit, der Rektorenposten von Porterhouse stehe zu seiner Verfügung.
Bei seinem ersten Besuch hatten ihn die Fellows ernst und höflich begrüßt und ihm das College gezeigt. Die drehbaren Dornen auf den Mauern und die vergitterten Fenster, die, wie man ihm versicherte, verhindern sollten, daß sich Eindringlinge Zutritt verschafften, hatten ihn beruhigt. Die Gruft unter der Kapelle war allerdings geradezu irritierend gewesen. »Dort liegen die Rektoren begraben«, hatte ihn der Dekan aufgeklärt, als sie die Treppe hinuntergingen. Voller Widerwillen hatte Hartang die aufeinandergestapelten Särge betrachtet. Er hatte würdevolle steinerne Sarkophage erwartet, nicht so eine chaotische Ansammlung von Holzkisten. Doch trotz der unordentlichen Gruft, und obwohl man die ramponierte Kapelle wegen der Renovierungsarbeiten nicht betreten konnte,
hatte Porterhouse etwas an sich, das Schnabels Versicherung glaubwürdig erscheinen ließ, als Rektor könne er hier sämtliche Verbindungen zu seiner Vergangenheit abbrechen. Sogar Hartang konnte sich nicht vorstellen, daß Mosie Diabentos oder Dos Passos ihre Experten in diese uralten Höfe schickten, um ihn umlegen zu lassen. Das wäre ja so, als würde man den Erzbischof von Canterbury in der Westminster Abbey wegpusten. Zu einem Augenblick der Spannung war es nur gekommen, als ihnen der Chefkellner den Gemeinschaftsraum zeigte. »Hier nehmen die Dons nach dem Dinner ihren Kaffee ein«, hatte er gesagt.
»Dons?« flüsterte Hartang Schnabel heiser zu. »Sie haben nie was von gesagt, daß es hier Dons gibt. Was sind das für Dons, verdammte Kacke?«
»Nicht solche Dons, keine Mafiosi. So nennt man in Cambridge die Fellows eines Colleges. Beispielsweise den Dekan, die Professoren und so weiter.«
»Dann bin ich der Oberdon?«
»Sie sind der Rektor. Man wird Sie nicht einmal Mr. Hartang nennen, sondern nur mit Rektor anreden. Es ist eine große Ehre.«
»Fünfhundert Millionen Ehre, Schnabel.« »Dann ist eben Ihr Pensionsfonds das Kleingeld los, Rektor. Sehen Sie’s doch so.«
Hartang sah es aus verschiedenen Blickwinkeln, aber die Entscheidung war ihm bereits abgenommen worden. Er hatte immer noch Transworld Television Productions und
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