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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Sir-Godber-Evans-Gedächtnis-Fellow haben Sie lediglich den Auftrag, im Hinblick auf die mögliche Veröffentlichung einer Biographie zu recherchieren. Seine Amtszeit als Rektor von Porterhouse war nur sehr kurz und endete mit seinem Tod ...«
    Purefoy Osbert las weiter und versuchte den Haken zu finden.
    Anscheinend gab es keinen. Er konnte seine eigenen Studien fortsetzen, wenn er wollte, und sein Stipendium in einer Höhe von 55 000 Pfund wurde aus Mitteln bezahlt, die ein anonymer Sponsor garantierte. Kurz, man bot ihm einen Bombenjob an, und wenn sein Eindruck richtig war, barg die Sache keinerlei Risiken. Besonders schmeichelte ihm die wiederholte Betonung, wie sehr der Sponsor seine Methoden schätzte. Purefoy Osbert blieb den gesamten Abend euphorisch und spielte sogar mit dem Gedanken, Mrs. Ndhlovo aufzusuchen und ihr diese bemerkenswerte Neuigkeit mitzuteilen. Doch er ließ es bleiben. Er war sich immer noch nicht sicher, ob er nicht irgendeinem Streich aufgesessen war. Falls sich das Ganze als wahr erwies, konnte keine Rede mehr davon sein, daß es ihm an Geld oder Ehrgeiz mangelte. Und gewiß würde sie nicht mehr sagen können, er sei kein richtiger Mann.

4
    Auch in Porterhouse gab es eine Verzögerung. Daß Goodenough darauf bestand, die Öffentlichkeit nicht zu informieren, und den Obertutor wegen dessen angeblicher Diskretion gelobt hatte, hatte letzteren in ein gewisses Dilemma gebracht. Zum einen konnte er das geplante Fellowship nun nicht mit dem Schatzmeister besprechen, weil dem nach Goodenoughs Ansicht – die der Obertutor teilte – nicht zu trauen war, und zum anderen weilte der Dekan zur Zeit nicht in Cambridge, sondern bei einer angeblich kranken Verwandten in Wales. Und in Abwesenheit des Dekans durfte der Collegerat keine Beschlüsse fassen. Ohne Zustimmung des Dekans würde der Rektor das neue Stipendium nie absegnen. Und auch wenn Skullion mittlerweile wieder reden und sich ein wenig bewegen konnte, so hatte er doch nie jene Ehrerbietung – besonders gegenüber dem Dekan – verloren, die er sich in fünfundvierzig Jahren Tätigkeit als College-Pförtner angeeignet hatte. Zudem zog es auch der Obertutor vor, sich den Wünschen des Dekans zu fügen. Zwar hatten sie einander nie gemocht und waren manchmal so heftig zerstritten gewesen, daß sie nicht mehr miteinander redeten, doch gemeinsam hatten sie verhindert, daß Porterhouse dem Vorbild aller anderen Colleges in Cambridge gefolgt war. Genauer gesagt, sie hatten jegliche Liberalisierung so verlangsamt, daß die Vergangenheit Schritt halten und alte Werte auf Neues pfropfen konnte. Nach endlosen Diskussionen im Collegerat war man endlich übereingekommen, Studentinnen aufzunehmen, allerdings hatte der Obertutor die Einschränkung durchgesetzt, daß dadurch die für männliche Erstsemester vorhandenen Unterbringungsmöglichkeiten in keiner Weise beeinträchtigt werden dürften. Dieser Antrag war unbemerkt verabschiedet worden. Daß der Dekan von der Porterhouse- Frauenfraktion bekehrt worden war, hatte die jüngeren und eher progressiven Fellows so verblüfft – schließlich hatte er sich jahrelang vehement dagegen gesträubt –, daß sie nicht vorhersahen, welche Auswirkungen der Nachtrag des Obertutors oder dessen Unterstützung durch den Praelector haben würde, die dieser traditionsgemäß auf lateinisch vortragen durfte. Erst viel später, als die Frage aufkam, wie viele Frauen im College aufgenommen werden sollten, schwante den von Dr. Buscott geleiteten progressiven Fellows, welche Krise auf sie zukam. Porterhouse war einmal reich gewesen, doch dann hatte der damalige Schatzmeister, Lord Fitzherbert, das gesamte Vermögen in Monte Carlo verspielt. Nach dieser Katastrophe war Porterhouse in Armut versunken.
    Selbst der Schatzmeister, der für Veränderungen und die Aufnahme von Frauen gestimmt hatte, war entsetzt gewesen, als man vorschlug, ihnen hinter der Kapelle einen neuen Wohnblock zu errichten. »Natürlich unterstütze ich den Vorschlag prinzipiell«, sagte er, »muß aber auf seine Undurchführbarkeit hinweisen. Ein solches Bauvorhaben würde Millionen verschlingen. Wie soll ich Ihrer Meinung nach diese Summen auftreiben?«
    »Vermutlich genauso, wie andere Colleges solche Dinge auch regeln«, schlug der Astronom Professor Pawley vor, der bedeutendste Wissenschaftler von Porterhouse, der sich sein Leben lang mit Pawley Eins, einem ungeheuer weit entfernten Nebel, beschäftigt hatte. »Andere Schatzmeister greifen auf

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