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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Ich habe gar keine eingereicht.« »Aber ich«, flötete Vera. »In deinem Namen.« »Du kannst doch nicht herumlaufen und im Namen anderer Leute Bewerbungen abgeben. Erst mußt du ihre Zustimmung einholen, und außerdem kennst du ja weder meine Veröffentlichungen noch meinen Lebenslauf. Und du weißt nicht, worüber ich gegenwärtig forsche.« »Natürlich weiß ich das. Hab ich von der Sekretärin an deiner Fakultät. Sie war sehr hilfreich.«
    »Was?« krächzte ein mittlerweile äußerst irritierter, ja, wütender Purefoy. »Sie ist absolut nicht berechtigt, solche vertraulichen Informationen weiterzugeben. Ich hätte ihr mehr Verstand zugetraut, als so etwas zu tun ...« »Apropos Verstand«, unterbrach ihn Vera. »Du hast einen überragenden Verstand, und deshalb gehst du nach Porterhouse.«
    »Kommt gar nicht in Frage«, entgegnete Purefoy. »Ich will wissen, warum dir Mrs. Pitch Einzelheiten aus meinem Lebenslauf gegeben hat. Sie kann doch nicht herumlaufen und allen Leuten ...«
    »Ach, sei doch still. Sie hat nichts dergleichen gemacht. Aber wenn du dich erinnern würdest – ich bin deine Cousine und weiß so ziemlich alles über dich. Außerdem steht es im Computer der Universität Kloone, und weil ich dein Paßwort kenne, mußte ich mich bloß einklinken und alles ausdrucken lassen.«
    »Mein Paßwort? Das kennst du nicht. Von Mrs. Pitch kannst du’s auch nicht haben, weil sie es nicht kennt.« »Sie kennt es gewißlich nicht, aber ich kenne es gewiß.« »Was um alles in der Welt soll das heißen?« wollte Purefoy wissen.
    Vera kicherte. »Purefoy, mein Lieber, du bist so leicht zu durchschauen. ›Gewißheit‹ heißt dein Paßwort. Ich wußte, daß es etwas in der Art sein mußte. Schließlich ist es für dich zur Manie geworden.«
    Purefoy Osbert stöhnte auf. Vera war schon immer klüger als er gewesen. »Wenn das so ist, werde ich es ändern«, sagte er. »Und ich gehe auf gar keinen Fall auch nur in die Nähe von Porterhouse College. Es gilt als schrecklich snobistisch und vieles andere mehr.«
    »Und eben darum macht man dich dort zum Fellow. Damit du die Lage zum Besseren änderst«, sagte Vera. »Dort muß ernsthaft geforscht werden, und das wirst du tun. Dein Gehalt wird dreimal so hoch sein wie jetzt, und du wirst ohne irgendwelche Lehrverpflichtungen deinen eigenen Forschungen nachgehen können.«
    Purefoy Osberts Schweigen sagte mehr als Worte. Erst an diesem Tag hatte er an einer überaus langweiligen Sitzung des Finanzausschusses teilnehmen müssen. Man hatte eventuelle finanzielle Kürzungen besprochen, auch vom Einfrieren der Gehälter war die Rede gewesen, und anschließend hatte er ein Seminar über Bentham geleitet, in dem mehrere Studenten ihre Überzeugung geäußert hatten, nach dem panoptischen System erbaute Gefängnisse wie Dartmoor seien für Mörder und Sexualverbrecher weit besser geeignet als die von Purefoy befürworteten moderneren, offeneren Anstalten. Einige hatten sogar die Ansicht vertreten, Kinderschänder sollten kastriert und Mörder hingerichtet werden. Purefoy hatte das Seminar als höchst betrüblich empfunden, vor allem die Art, wie sich die borniertesten Studenten geweigert hatten, die von ihm vorgelegten Fakten zu akzeptieren. Und unversehens bot man ihm eine Professur an, bei der er nicht unterrichten mußte, und dazu ein Gehalt, das Mrs. Ndhlovo zufriedenstellen würde. »Ist das dein Ernst?« fragte er skeptisch. »Ist das auch kein Scherz oder so was?«
    »Hab ich dich je belegen, Purefoy? Na?« Wieder zögerte Purefoy Osbert. »Nein, wohl nicht. Trotzdem ... es geht hier um ein Gehalt ...«
    »Von fast sechzigtausend Pfund im Jahr, also weit mehr, als jeder Professor bekommt. Und jetzt gibst du mir deine Faxnummer, dann schicke ich dir die Kopie eines Briefes, den du morgen oder übermorgen von Lapline & Goodenough erhalten wirst, den Anwälten deines Sponsors.« »Aber das ist doch die Kanzlei, in der du arbeitest«, sagte Purefoy.
    »Weshalb ich zufällig weiß, daß man dir dieses Stipendium anbietet«, sagte Vera, notierte sich seine Nummer und legte auf. Zehn Minuten später las ein verdutzter Purefoy Osbert den erstaunlichsten Brief seines Lebens. Er stand auf offiziellem Briefpapier der Kanzlei Lapline & Goodenough, war von Goodenough unterschrieben, und obwohl es sich nur um ein Fax handelte, gab es an seiner Echtheit nichts zu deuteln. Purefoy las sich die aufgeführten Bedingungen sehr sorgfältig durch: »Als

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