Blue 1001 Nacht ... (German Edition)
dort herumzulaufen.
Eineinhalb
Stunden verbrachte ich, auf hei ß en Kohlen sitzend, mit einem aufgezwungenen
Dauergespr ä ch
mit meiner redseligen Mutter, an meinem mittlerweile gl ü henden
Ohr. Endlich verabschiedete ich mich erleichtertet von ihr, packte meine
Sporttasche bei den Henkeln und knallte die T ü r hinter mir ger ä uschvoll
zu.
Ich ü berlegte
kurz, welchen Weg ich zum "T ü rkischen Bad" einschlagen musste, aber
es fiel mir schnell wieder ein. Obwohl hier alles weitestgehend beim Alten
geblieben war, musste ich nach sieben Jahren Abwesenheit trotzdem das ein oder
andere Mal nachdenken. Was w ü rde mich im "Hamam", wie die T ü rken
es nannten, wohl erwarten? Diese Ö rtlichkeit wurde fast nur von T ü rken
genutzt. Die Frauen hatten bestimmte Tageszeiten, zu denen sie die Badefreuden,
getrennt von den M ä nnern, genossen. Die Abendstunden waren den M ä nnern
vorbehalten. Hakan wartete schon, als ich um die Ecke bog. Das tolle,
aufregende Summen in meinem Bauch setzte sofort ein.
"Hey,
Blue, deutsche P ü nktlichkeit,
haha!", immer wieder staunte ich ü ber die neue Leichtigkeit, die Hakan
offenbarte.
Ein
Klo ß steckte mir im Hals, so hei ß sah er aus. Warum mich schwarze Jogginghosen
und ein ebenso knappes, schwarzes Shirt, welches sich eng an seinen geilen K ö rper
schmiegte, so zum Sabbern brachten, konnte ich nicht genau erkl ä ren.
Hakan konnte anscheinend tragen, was er wollte, er sah einfach immer sexy aus.
Wie
sexy er wirklich war, bekam ich wenig sp ä ter in vollem Ausma ß zu
sehen. Als wir durch die schwere Holzt ü r traten, die Schuhe in das im Eingangsbereich
angebrachte Regal stellten, befand ich mich sofort in einer v ö llig
unbekannten Welt. Hier tickten die Uhren anders, schienen sich r ü ckw ä rts
zu drehen oder mich in ein orientalisches M ä rchen von 1001 Nacht zur ü ckzuversetzen.
Die
R ä umlichkeit,
die hier mit Mosaiksteinen chrysokolfarben gefliest war, hatte mehrere Nischen,
die man durch Rundb ö gen betrat. Eingearbeitete Sitzb ä nke,
ebenfalls gefliest, erleichterten den Besuchern des Hamam das Entkleiden. Blaue
T ü cher
lagen bereit, um sie sich um die H ü ften zu schlingen.
Hakan
und ich begaben uns in eine dieser Nischen.
"Ausziehen,
Blue, und dann das Tuch um die H ü ften legen. Es dient, wie du dir denken
kannst, zur Hygiene." Seine Stimme klang noch eine Oktave tiefer. Schon
beim Betreten des Hamam hatte man uns neugierig angesehen. Deutsche waren hier
eher selten anzutreffen. Hakan begann sich zu entkleiden, w ä hrend
ich noch leicht z ö gerte.
"Ole?",
fragend sah er mich an, l ä chelte ü ber meine mit R ö te ü berzogenen Wangen. Bevor es noch peinlicher
wurde, zog auch ich mich hastig aus. Rasch stopfte ich meine Sachen in die
Tasche und beeilte mich, mir das blaue Tuch umzulegen. Noch nie war ich mir
meiner Nacktheit so bewusst gewesen.
Hakan
hatte hingegen keine Eile. Er zelebrierte schon das Entkleiden, drehte mir den
R ü cken
zu und pr ä sentierte
mir sein nacktes Hinterteil, als er Hose samt Boxer auszog. Das matte Licht h ü llte
uns ein, genau wie die Dampfschwaden, die aus dem angeschlossenen Raum
herausquollen. Erst einmal vermied ich es, Hakan in seiner ganzen Nacktheit zu
bewundern. Ich hatte das Gef ü hl, schon wieder gen ü gend
Munition zum Verschie ß en parat zu haben, und wollte keine Erektion
riskieren.
Die
Besucher des Hamam waren meist zu zweit unterwegs. Viele der Anwendungen
erforderten Hilfestellung. Es erstaunte mich, wie ungezwungen die t ü rkischen
M ä nner
miteinander umgingen. Gerade die Kultur und dieser Glauben, der Homosexualit ä t
zutiefst verabscheute, pr ä sentierten sich mir hier dem eigenen K ö rper
gegen ü ber
schamfrei. Man wusch sich gegenseitig die K ö rperpartien, die alleine unerreichbar waren. Ö l
wurde mit geschickten H ä nden verteilt und man erahnte, wie oft
gegenseitige Massagen erfolgt waren, da die Handgriffe ge ü bt
und sicher aussahen. Alles geschah wie selbstverst ä ndlich.
Hakan schien meine Gedanken zu erraten.
"Mach
den Mund zu, Blue. Das hier ist ein Badehaus. Man(n) geht sich zur Hand und
hilft sich. Das geh ö rt zu unserer Kultur. Es ist nichts
Schmutziges oder Verwerfliches f ü r einen Moslem, einen anderen Mann
anzufassen."
Bei
seinen gefl ü sterten
Worten legte er mir seine Hand auf den R ü cken, schob mich vorw ä rts
in den angrenzenden Raum, aus dem die Nebelschwaden wallten. Ich antwortete
nicht, konzentrierte mich auf meine Umgebung,
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