Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)
bist du sicher, dass du dir das auch leisten kannst?«
Ihre Freundinnen, Samantha und Angela, welche dem Gespräch aufmerksam gelauscht hatten, konnten sich nicht länger beherrschen, und auch Tiffany Marhsners Mundwinkel schnellten in die Höhe. Die drei waren in schallendes Gelächter ausgebrochen, während sie abgezogen waren und ihn mit hochrotem Kopf mitten auf dem Gang stehen ließen.
Irgendwie hatte er es noch bis in den Waschraum geschafft, wo sich Ricky López in eine der Kabinen eingeschlossen hatte, um – nachzudenken. Na gut, vielleicht hatte er dabei auch ein kleines bisschen geweint. Falls es so war, sah man es ihm jedenfalls nicht mehr an, als er sich in sein Klassenzimmer schlich und den Rest des Tages nach Kräften versuchte, unsichtbar zu sein. Für heute hatte er genug gelernt.
Das war der Lohn, den man erhielt, wenn man seinen Mut zusammennahm.
Zumindest dann, wenn man keinen reichen Vater hatte wie Mike Skolnick, sondern nur eine Ma, die in Mr. Winslows Ye Olde Shoppe arbeitete, dem wahrscheinlich kleinsten Supermarkt der Welt. Mit den wahrscheinlich unterbezahltesten Angestellten nördlich von Mexiko.
Ralph hatte Recht gehabt. Manchmal war es einfach besser, in den Schatten zu warten, und zu hoffen, dass sie einen in Ruhe ließen bis die Schule aus war. Was so in drei, vier Jahren sein würde.
Manchmal war es besser, unsichtbar zu bleiben.
Ricky irrt sich
D ie Geschichte hatte sich erstaunlich schnell herumgesprochen. Die grinsenden Gesichter der Schüler, denen er auf dem Gang begegnete, ließen keinen Zweifel daran. Die ganze Schule wusste Bescheid. Und das, so wurde Ricky mit Entsetzen klar, bedeutete, dass früher oder später auch Mike Skolnick von der Sache Wind bekommen würde. So war Ricky den ganzen Tag durch die Flure geschlichen, in dem Bewusstsein, dass Mike und seine Kumpel jederzeit hinter der nächsten Ecke lauern konnten, um ihm die Hölle heiß zu machen. Aber Mike war an diesem Vormittag nicht in der Schule aufgetaucht, oder Ricky hatte ihn nicht gesehen.
Und dann hatte sich der bislang mieseste Tag in Ricky López' jungen Leben plötzlich in das totale Gegenteil verwandelt, einfach so.
Er war gerade mit Ralph in eine angeregte Diskussion über die geheime Identität von Captain Beyond vertieft gewesen, dessen Vater nach Ralphs Meinung der zwielichtige Doctor Fang-Tastic vom Planeten Draa'kk sein sollte. Was schon allein deshalb ausgesprochener Quatsch war, weil Draa'kk sich in einer völlig anderen Dimension als Kr’llyand , der Heimatplanet des Captains, befand, wie jeder aufmerksame Leser der Reihe spätestens seit Heft Nummer 43 wusste. Als Ricky gerade zum finalen Schlag seiner Gegenargumentation ausholen wollte, sah er Tiffany. Sie kam direkt auf ihn zu, und diesmal ohne ihre dämlichen Freundinnen.
Ricky hatte auf dem Absatz kehrt gemacht, und sich in Richtung Ausgang verdrückt. Er hatte Ralph einfach mitten im Satz stehen lassen und war in die entgegengesetzte Richtung davon gestiefelt.
»Hey, Ricky, warte doch mal!« – und dann war er doch stehengeblieben. Wollte sie ihn etwa nochmals demütigen, hatte sie noch nicht genug? Und wenn schon, was hatte er denn noch zu verlieren? Er war ja ohnehin bereits der König aller Idioten an der Port High , nicht wahr? Da konnte er genausogut stehen bleiben und es hinnehmen wie ein richtiger … Verlierer.
Er hatte sich umgedreht und da stand sie, lächelte ihn an und war atemberaubend wie eh und je – und nun selbst ein wenig außer Atem, weil sie hinter ihm her gerannt war. »Hey«, hatte sie noch einmal gesagt, leiser diesmal.
Hinter ihm her gerannt war?
»Hey.« hatte Ricky erwidert und sich räuspern müssen. »Hey, Tiffany.« Stets originell und wortgewandt, wie es die Leute
Weitere Kostenlose Bücher