Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)
vom guten alten Rick gewohnt waren. Ein sprühendes Feuerwerk der Schlagfertigkeit.
»Also, Ricky, ich wollte dir was sagen.« Ricky machte sich innerlich bereit für ihren nächsten verbalen Schlag, sicher würde es wieder ein Brüller werden. Alle Energie auf die Schutzschilde, Mr. Sulu.
Sie atmete ein und sagte: »Also. Es tut mir leid, wegen heute Morgen. Das war gemein, das wollte ich dir nur sagen.«
Ricky starrte sie mit offenem Mund an. Entschuldigte sich Tiffany Marshner da gerade bei ihm?
»Naja, ich schätze, das war irgendwie echt mutig von dir. Wegen dem Kino und so. Ich hätte das mit dem Geld nicht sagen sollen. Kannst ja nichts dafür.« Sie streckte ihm ihre Hand entgegen.
»Sorry?«
Eine Weile hing sie da zwischen ihnen in der Luft, diese wundervolle, feingliedrige Hand mit den perfekt manikürten Fingernägeln. Dann hatte er danach gegriffen, und dabei auf ihre Hand gestarrt, als sei sie ein Trugbild, das sich möglicherweise innerhalb der nächsten Sekunden auflösen würde.
»Gehen wir ein Stück, ja?« hatte sie gesagt und wieder gelächelt.
Ricky nickte und sie gingen.
»Ich weiß auch nicht, was da in mich gefahren ist«, sagte sie nachdenklich. Wenn sie nachdachte, bekam sie kleine Falten auf der Seite ihrer Nase, fiel Ricky auf. Er fand es umwerfend.
»Kein Problem.« sagte Ricky. Es hatte weltmännisch klingen sollen, aber seine belegte Stimme vereitelte das Unternehmen ein wenig. Sicher war sein Kopf bereits wieder knallrot.
»Cool.« hatte sie gesagt und war stehengeblieben, die Hände in die Seitentaschen ihrer Jacke gestopft. Ihrer ausgesprochen teuren Jacke. Nach einer Pause, die genau die richtige Länge zu haben schien, hatte sie etwas noch viel Unglaublicheres gesagt.
»Also, wenn du willst, können wir ja wirklich mal zusammen ins Kino gehen oder so.«
»Was?« hatte er ausgerufen. Viel zu laut. Viel zu überrascht.
»Weißt du, Ricky, du scheinst ein netter Junge zu sein und, naja … « Sie hatte sich an einen der Metallspinde auf dem Flur gelehnt. Und plötzlich ein bisschen verloren ausgesehen, wie sie da so stand, ohne ihre gackernden Freundinnen. Und ohne Mike Skolnick und seine dämlichen Footballidioten. Sie senkte den Kopf und verriet ihren Schuhspitzen leise ein Geheimnis: »Ich denke, ich würde zur Abwechslung gern mal mit einem netten Jungen ausgehen.«
»Okaaay...« hatte Ricky gedehnt hervorgebracht. Was versuchte sie ihm da zu sagen? War Mike Skolnick denn etwa nicht nett zu ihr? War nicht die gesamte Schule, ja Herrgott, die ganze verdammte Stadt nett zu ihr?
Dann hatte sie ihn wieder angeschaut, forschend, und ein bisschen niedergeschlagen. »Ach so, du meinst, wegen Mike, ja?« Ricky nickte.
»Ach Mike ... weißt du, manchmal glaube ich, er bemerkt mich gar nicht richtig. Als ob ich irgendwie, ich weiß nicht, eine Selbstverständlichkeit für ihn bin. Eine Trophäe, weißt du? Die er sich in eine Vitrine stellt, um damit vor seinen Freunden anzugeben. Wie mit einer seiner Medaillen.« Sie stopfte ihre Hände noch ein wenig fester in die Taschen ihrer Jacke. »Außerdem will er die ganze Zeit nur ... na, du weißt schon.« Jetzt wurde sie ein bisschen rot und grinste schief durch ein paar Haarsträhnen hindurch, die ihr in die Stirn gefallen waren.
»Ich könnte einen richtigen Freund manchmal echt gut gebrauchen.«
»Oh.« war alles, was Ricky dazu einfiel. Es traf die Sache im Kern. War Tiffany Marshner da gerade dabei, ihm ihr Herz auszuschütten? Und lud sie ihn, ganz nebenbei bemerkt, ins Kino ein?
»Also wie steht's, Ricky López?« Plötzlich war sie wieder fröhlich. Ganz die Tiffany Marshner, wie sie die ganze Schule kannte und liebte. Oder vielmehr: zu kennen glaubte. Es war ein wenig beängstigend. »Hast du heute Abend Zeit?« hatte sie gefragt und sich dann elegant
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