Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)
schreckgeweiteten Augen dagestanden hat, setzen endlich, und mit unvermittelter Wucht, seine Reflexe ein. Er dreht sich um und beginnt zu rennen. Aber er kommt nicht weit. Aus der Dunkelheit vor ihm wächst eine Faust auf ihn zu und knallt ihm wuchtig auf die Nase. Er hört ein Knacken und ein beißender Schmerz rast seinen Nasenrücken hinauf. Die Wucht des Aufpralls ist so heftig, dass Ricky in das weiche Gras vor einem der Grabsteine geschleudert wird.
Und dann sind sie über ihm. Eine der Gestalten lässt sich schwer auf seinen Brustkorb fallen und sitzt dort, während ihre Knie Rickys Oberarme an den Boden pinnen. Ricky brüllt. Vor seinen Augen tanzen winzige Leuchtpunkte und violette Schlieren, die am Rand dunkler auslaufen. Er sieht kleine, hell schimmernde Sterne, als die Hand erneut auf ihn niedersaust, diesmal ist sie offen und verpasst ihm eine schallende Ohrfeige. Und dann noch eine. Und dann fängt die Gestalt an, zu lachen und die anderen Geister stimmen ein.
Und Ricky beginnt zu begreifen. Der »Geist«, bei dem es sich nur um Mike Skolnick handeln kann, steht auf, wobei sich seine Knie ein weiteres Mal schmerzhaft in Rickys Bizeps bohren. Die drei Gestalten beugen sich über den Jungen und nun sieht er, dass ihre Gesichter nichts als billige Halloween-Masken sind, aus dünnem, weißen Plastik, unter die sie Taschenlampen gesteckt haben. Sie beginnen damit, nach dem Jungen zu treten, bis dieser sich vor Schmerzen windet und zu weinen beginnt. Ricky hasst sich dafür, aber er kann es nicht ändern. Es ist nicht so sehr der Schmerz, das wird ihm später klar werden, sondern vor allem die Demütigung. Das Bewusstsein, wieder einmal verloren zu haben, während die Stärkeren um ihn ständig zu gewinnen scheinen.
Der Geist, der Mike Skolnick ist, nimmt endlich seine lächerliche Maske ab, beugt sich zu Ricky hinab und sagt: »Das ist meine einzige Warnung an dich, du kleine Made. Wenn du Tiff auch nur noch ein einziges Mal anschaust, machen wir dich platt, Mann! PLATT! Hast du das verstanden, du Scheiß-Spic!?« Dann tritt er nochmals in Rickys Seite, der Tritt treibt ihm die Luft aus den Lungen.
»Sag schon, du Pisser! Verstehen wir uns?«
»Ja.« haucht Ricky und schnappt nach Luft, dabei schmeckt er das Blut auf seiner Zunge (Es schmeckt nach Metall, wie wenn man an einem Penny leckt.).
»Das ist gut, Bohnenfresser. Das ist gut.« sagt Mike und holt zu einem weiteren Tritt aus.
Noli timere
I rgendwann waren Mike und seine Freunde mit ihm fertig gewesen und schließlich unter lautem Johlen abgezogen. Ricky hegte den Verdacht, dass sie die an eine Herde Affen erinnernden Geräusche hauptsächlich verursachten, um sich Mut einzuflößen. So, wie er gelegentlich eine besonders fröhliche Melodie zu pfeifen pflegte, wenn er, mit nichts als einer Taschenlampe bewaffnet, in den Keller hinabsteigen musste. Er pfiff dann auch besonders laut. Manchmal half es.
Wenigstens hatten sie ihm die kleine Grabkerze dagelassen. Die steckte in einem Einweckglas und beleuchtete matt die nächtliche Szenerie, was unter anderen Umständen durchaus eine romantische Note gehabt hätte. Ricky schnäuzte sich, und griff im Reflex an seine Nase. Der Schmerz durchzuckte sein Gesicht, aber es war bei weitem nicht so schlimm wie beim ersten Mal. Vielleicht war sie ja doch nicht gebrochen. An seiner Hand klebte etwas Blut. Er schaute an sich hinab. Das Blut war ebenfalls auf seiner Hose und seinem Sweatshirt. Nicht schlimm, das würde Ma wieder auswaschen. Aber sie würde wissen wollen, wie das Blut auf seine Klamotten gekommen war. Auch da würde ihm etwas einfallen. Seine Sonntagshose allerdings war voller Erde und die Naht am rechten Bein war aufgerissen, sodass es jetzt aussah, als trüge Ricky eine halbseitige Schlaghose. Einen halben Hippie, bitte! Nun, das würde Ärger mit Mom
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