Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)
geben.
Und wenn schon.
Er wollte gerade aufstehen, als er am Horizont eine einzelne Sternschnuppe sah. Der Meteorit zog einen langen, goldenen Feuerschweif hinter sich her, überquerte den Himmel in einem flachen Winkel um schließlich ins Meer zu stürzen. Ricky stellte sich vor, wie er mit lautem Zischen ins Wasser tauchte und eine mächtige Rauchsäule in den Nachthimmel emporstieg, während der Meteorit langsam auf den Meeresboden hinabsank. Unten würde er sich öffnen wie eine Auster und eine wunderhübsche Meerjungfrau gebären. Na klar, dachte Ricky, und ich bin Sir Lancelot, der Unbesiegbare. Der zufällig gerade mal wieder von ein paar Idioten ordentlich aufs Maul bekommen hat.
Ricky sah eine weitere Sternschnuppe aufblitzen, und dann noch eine. Es wurden immer mehr, und erstaunlicherweise schienen sie den Himmel in alle möglichen Richtungen und Winkeln zu kreuzen, fast wie ein Schwarm aufgeregter Glühwürmchen, und alle schienen das Ende ihrer Bahn vor der Küste von Port zu haben, aber das war sicher eine optische Täuschung. Immer mehr der Sternschnuppen durchzuckten den Himmel und wurden von der fernen Wasseroberfläche gespiegelt, bis sie darin erloschen. Es war wunderschön, überwältigend.
Nach ein paar Minuten war es vorbei, und aus irgend einem Grund fühlte sich Ricky jetzt ein wenig besser. Ihm fiel ein, dass er vor lauter Faszination vergessen hatte, sich etwas zu wünschen, aber das schien ihm gar nicht so schlimm.
Er saß einfach da, schmutzig, blutig und allein. Und er lachte. Er konnte einfach nicht anders. Tiffany Marshner, na klar! Warum hatte er nicht gleich Eheringe mitgebracht? Und eine Kutsche mit vier weißen Schimmeln? Wenigstens mit seinem Porsche hätte er doch vorfahren können!
Als seine Lachaanfall allmählich verebbte, schnäuzte er sich erneut und stand auf. Zeit, nach Hause zu gehen.
Vorsichtig hob er das Grablicht vom Boden. Das Glas war heiß, also wickelte er seine Hand in den Ärmel des Sweatshirts, bevor er es aufhob. Dann ging er los, in die Richtung, aus der er gekommen war. Mike und sein kleiner Schlägertrupp waren in die entgegengesetzte Richtung davongegangen, wahrscheinlich hatten sie ihren Wagen am anderen Ende des Friedhofs geparkt, damit Ricky keinen Verdacht schöpfte. Zumindest ihr Plan hatte ganz prima geklappt.
Auch gut, dann würde er wenigstens vermeiden, ihnen nochmals in die Arme zu laufen. Eine blutige Nase pro Abend genügte ihm vollkommen.
Er fragte sich für einen Moment, wessen Idee das Pappherz am Eingang gewesen war und kam gerade zu dem Schluss, dass Mike das Herz von Tiffany geklaut haben musste, als er feststellte, dass ihm dieser Teil des Friedhofs nicht mehr wirklich bekannt vorkam. So allmählich hätte er das Kreuz des guten alten »Jim Marsh… « wieder sehen müssen, aber es war nicht hier. Das war schlecht.
Er blieb stehen und sah sich im spärliche Licht der Grabkerze um. Der Efeu, oder was immer dieses Gebüsch war, war hier, ja. Ebenso die Steinmauer, die in einiger Entfernung um den Friedhof lief. Aber diese beiden Dinge waren vermutlich überall auf dem gesamten Gelände zu sehen. Von Big Jim beziehungsweise seinem Kreuz fehlte dagegen jede Spur. War er etwa doch in die falsche Richtung gegangen? »Mist!« flüsterte Ricky, und es klang ein verloren in der Stille rings um ihn.
Er spürte einen brennenden Schmerz in seinen Fingern und ließ das Glas mit der Kerze fallen, das klirrend auf dem Boden zersprang. Finsternis. Er tastete nach dem Ärmel seines Sweatshirts und befühlte die Löcher, die das Glas hineingebrannt hatte. Großartig, nun war das ebenfalls hinüber! Er öffnete den Mund, um noch einmal »Mist!« oder etwas ähnlich Passendes zu sagen, war sich aber plötzlich nicht mehr so sicher, dass er seine
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