Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)
größte Teil von Schmodder begraben ist. Und dann kriege ich einen Riesenschreck. Das, was ich für 'nen Ast an 'nem Baumstamm gehalten habe, ist ein Arm, der Arm von 'nem Menschen! Und dann sehe ich auch den Rest und trete einen Schritt zurück. Es ist nämlich ein kompletter Mensch und er ist mausetot.
Das Gesicht ist völlig von dem schwarzen Zeug bedeckt, seine Beine ebenso und auch das meiste von seinem Oberkörper. Ist aber alles noch dran und vorhanden. Das spricht dafür, dass er noch nicht lange hier gelegen hat, höchstens seit ein paar Minuten. Sonst hätten ihn die Viecher sicher schon angeknabbert.
Es ist ein junger Bursche, wie's aussieht. Hätte sein Leben noch vor sich gehabt, wie's so schön heißt. Nicht dass das besonders rosige Aussichten wären, hier in Port.
Ich hocke mich also hin und überlege, was zu tun ist. Dann drehe ich ihn um, was ganz schön schwer geht, weil er so tief drinsteckt. Er fasst sich unheimlich kalt und glitschig an, sein Körper ist ganz steif und durchweicht. Es erinnert mich ein bisschen an einen gefrorenen Fisch.
Er hat 'ne Geldbörse einstecken, die nehme ich mit. Was soll er auch noch damit? Dann drehe ich ihn zurück, erscheint mir irgendwie richtig so, keine Ahnung, warum. Mir fällt auf, dass er seine andere Hand, also die, die er nicht aus dem Schlamm in die Höhe reckt, an seine Brust gedrückt hat und aus seiner Faust 'ne Schnur kommt, die ihm um den Hals hängt. Ich kratze den Schlamm von der Schnur und sie blitzt silbern. Muss wohl 'ne Kette sein und in seiner Hand eine Art Anhänger, an den er sich im letzten Moment geklammert hat. Hätte er die Hand mal lieber zum Schwimmen benutzt.
Da die Kette dem Burschen nun nichts mehr nützt, versuche ich, sie an mich zu nehmen. Mir nützt sie nämlich vielleicht schon noch was. Kenne da einen Kerl bei den Docks, der Wertsachen ankauft und nicht all zu viele dumme Fragen stellt.
Ich muss schnell machen, weil auch die Bullen wissen, dass hier öfter mal was angespült wird, und wenn 'ne Person vermisst wird, wird's am Strand schnell ungemütlich. Besonders dann, wenn die Bullen mich in der Nähe der Leiche sehen. Wer weiß, vielleicht ging der Bursche ja schon vor 'n paar Tagen verloren und wird seitdem vermisst? Dann ist es 'ne Frage der Zeit, bis einer von den Cops hier auftaucht, stinkender, schwarzer Schlamm hin oder her. Ich habe jedenfalls keine Lust auf 'ne Nacht im Knast.
Also schaue ich, dass ich die Kette von ihm losbekomm'. Das geht nicht besonders gut, ich muss erst seine Hand aufstemmen. Mann, hatte dieser tote Kerl einen Griff, muss wohl die Leichenstarre sein oder sowas. Schließlich bekomm' ich die Kette frei und seh' dass da wirklich ein Anhänger dran ist, irgend 'n Edelstein oder sowas. Könnte zumindest einer sein, auch wenn er nicht durchsichtig ist, nur so'n mattes, weißes Stück Stein wie 'n Quarz oder sowas mit was Rotem innen drin. Auf jeden Fall sieht der Stein sehr schön aus, ich kann verstehen, dass der Junge so sehr dran gehangen hat.
Ein Onkel von mir hat mal Steine gesammelt. Geo-zolist heißt jemand, der das tut, und Onkel Eddy hatte ein paar Steine, die dem Ding ziemlich ähnlich sehen. Soweit ich weiß, war die Sammlung von Onkel Eddy 'nen ganzen Batzen Geld wert, und als ihn seine Alte schließlich ins Grab gebracht hatte, hat sie den ganzen Kram verkauft und ein schönes Sümmchen dafür bekommen.
Gut, denke ich mir. Diesen Typen bei den Docks, den ich kenne, wird's freuen. Vielleicht würde auch ich ein hübsches Sümmchen dafür bekommen. Ich nehm' dem armen Kerl also auch die Kette ab, samt Anhänger und steck' sie in seine Geldbörse. Die wiederum steck' ich mir anschließend vorn in die Unterhose. Nur für den Fall, dass jemand später meine Taschen sehen will.
Dann gehe ich zurück zum Boot, um meinen Mantel zu holen und endlich vom Strand zu verduften. Das Vorhängeschloss nehm' ich mit. Damit geh' ich zwar das Risiko ein, dass mir irgend so ein
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