Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)
wie dieser López und seine Kumpel. Anständige Burschen, die immer 'n nettes Wort und manchmal auch was von ihrem Fang oder wenigstens 'ne Zigarette für mich übrig hatten. Jetzt sind sie alle fort. Wie die Fabrik oben auf dem Hügel aufgemacht hat und das Wasser hier begann, sich schwarz zu färben, war's aus mit dem Fischen, also haben sie sich vom alten Marshner für ihr Fangrecht auszahlen lassen und die meisten arbeiten seitdem oben in seiner Fabrik. Bringt ihnen wahrscheinlich in 'nem einzigen Jahr mehr ein als die gesamte Fischerei in der Zeit davor, also war's wohl ein guter Deal für sie, nur haben wir jetzt überall diesen schwarzen Schlamm und sowas. Ein paar von den Fischern sind wohl auch fortgegangen. Hab' sie zumindest nicht mehr gesehen seitdem.
An dem Morgen hatte ich in einem der Boote genächtigt, 'ner alte Jolle namens Aurora mit abgeblätterter, roter Farbe am Rumpf und einem Riesenleck im Boden. Na, ich will ja nicht auf See mit dem Ding. Wobei, muss mal ein richtig schönes Boot gewesen sein, und besser ausgerüstet als die meisten alten Kutter, die hier so vor sich hin rosten. Vor allem mit 'ner geräumigen Kajüte.
Ich hatte mir sogar in der Stadt 'n Schloss besorgt und damit konnte ich dann die Luke abschließen. So hab' ich's ganz für mich, wenn ich in der Gegend bin, und auch wenn durch das Leck manchmal kalte Luft von unten reinzieht und das Ding eine Schräglage hat, dass man halb auf der Außenwand schlafen muss – mir hat's jedenfalls bisher immer genügt. Hab' mir ein paar alte Bretter besorgt und es damit ausstaffiert. Aus dem, was übrig war, hab' ich mir sogar 'nen kleinen Tisch gebaut, nicht dass ich wirklich einen bräuchte, ich finde es nur irgendwie wohnlicher so. Ich hatte auch mal 'ne Matratze in dem Kahn, aber die war nach ein paar Tagen völlig verschimmelt. Hatte dann auch 'n bisschen Angst, dass das weiße Viehzeug reinkriecht und hab' sie deswegen zurück auf den Strand geworfen. Am nächsten Morgen war sie weg, die kleinen Krabbelviecher haben sie wohl komplett aufgefressen oder ins Meer geschleppt, oder wo immer die herkommen. Würde ihnen beides zutrauen.
Seitdem penne ich in dem schönen, dicken Wintermantel, den mir die netten Schwestern von der St. Marys vor'n paar Wochen in die Hand gedrückt haben. Die Schwestern sind leider auch nicht mehr da, haben sogar ihre Kirche verkauft und seitdem war ich nicht mehr dort, denn die Tür ist vernagelt und letztes Ostern ist das große Steinkreuz vom Dach gefallen. Es liegt es immer noch in dem verwitterten Garten hinter der Kirche, keiner hat es wieder drauf gesetzt. Böses Omen.
Wie ich an diesem Morgen aufwache, so gegen Sechs vielleicht, muss ich ganz schön pissen und da ist es dann auch meist mit der Nachtruhe vorbei bei mir. Ich krieche also aus der Kajüte und stell mich an die schiefe Reling von meinem Kahn, gucke mir den Himmel an, während ich's laufen lasse. Würde wohl wieder den ganzen Tag regnen heute. Die Sonne kommt gerade am Horizont hervorgekrochen, ist kaum zu sehen hinter den dicken, grauen Wolken, und die weißen Krabbelviecher hasten panisch zurück ins Meer. Das macht einen ziemlichen Lärm, klingt als wenn man Unmengen von Walnussschalen aneinander reibt. Ekelhaft. Ich seh' zu, dass ich ein paar von ihnen mit meinem Strahl erwische, verdammt hässliche Viecher sind das.
Ich schaue den letzten hinterher, wie sie in der schwarzen Brühe verschwinden und sehe, dass da noch was anderes am Strand liegt. Könnte 'n Stück Treibgut sein, denke ich, vielleicht ist ja was Brauchbares dabei. Vielleicht ist's 'n Koffer mit 'ner Million Scheine drin, das wäre mal was! Wahrscheinlich ist's aber nur 'n Stück Holz. Aber auch das wär gut, dann könnt' ich ein Feuer machen und mir was brutzeln. Also geh' ich hin und schau mir an, was da im Schlamm steckt.
Es ist kein Holz.
Zuerst trete ich fast rein, weil der
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