Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)
besoffener Penner meine Kajüte versaut, aber es wär' schade um das Schloss und die Bullen würden es bestimmt aufbrechen, wenn sie es an dem Boot fänden.
Da ich nicht weiß, wie schnell die Bullen nun tatsächlich von der Sache Wind bekommen werden und ich aber auch nicht will, dass der arme Junge von den weißen Dingern angeknabbert wird, gehe ich zu einer Telefonzelle in der Nähe, da, wo früher die Werft gestanden hat. Ich wickel ein Stück von meinem Mantel um den Hörer, dann tippe ich den Notruf. Geht gar nicht so einfach, weil ich durch den Ärmel von meinem Pullover tippen muss, wenn ich nicht will, dass sie meine Fingerabdrücke von dem Tastenfeld nehmen können. Irgend so ein naseweiser Jungbulle namens Winthorpe geht ran, ich erzähle ihm meine Story von der Leiche am Strand, sage dem, wo sie den Jungen finden können und lege dann auf. Besser nicht zu lange in der Leitung bleiben.
Die Sonne, oder das, was ich an diesem erbärmlichen Tag von ihr zu sehen kriege, ist nun etwas weiter über den Horizont gekrochen und wärmt immer noch kein bisschen. Der Himmel sieht aus, als wollte es die nächsten zwei Wochen durch regnen. Wird es wahrscheinlich auch. Ich gehe also von der Werft hinüber zu den Bohlen und dann die Promenade runter zum Strandhaus , was Anno Dazumal ein richtig feines Restaurant gewesen ist, eine erstklassige Touristenfalle. Die hatten Hummer und Tintenfisch und all so'n Zeug, und immer fangfrisch aus dem Meer. Nicht, dass es da jetzt noch was zu fangen gäbe. Und ganz bestimmt nichts, das man essen möchte.
Von da geh' ich die Promenade runter zu dem alten Rummelplatz, der sogar schon länger geschlossen hat als das Strandhaus . Als Kind hat mich meine Mom mal mitgenommen auf den Rummel, hat mir jedes dumme Karussell bezahlt, auf das ich wollte und hinterher gab's noch 'ne Tüte Eis. Joyworld hatte das Ding geheißen, glaub' ich. Damals hat die Sonne noch geschienen und es gab kein schwarzes Zeug im Wasser vor der Küste. Gut möglich, dass das einer der besseren Tage in meinem Leben gewesen ist, der Tag, an dem mich meine Ma zum Rummel eingeladen hat.
Jetzt liegen von der Achterbahn nur noch ein paar alte Metallträger herum und rosten vor sich hin. Ein paar Jahre später nämlich, aber da war meine Mom schon tot, hat sich eine von diesen Gondeln aus der Achterbahn gelöst, während die in vollem Gange war. Zwei Kinder hatten da drin gesessen, Geschwister soweit ich weiß. Die sind über den halben Platz gesegelt und in die Geisterbahn rein geknallt. Waren sofort tot, alle beide und haben den Typen schwer verletzt, der die Geisterbahn betrieben hat. Danach haben sie den Rummel geschlossen, weil der Betreiber sich sofort aus dem Staub gemacht hat. Alles, was man noch verkaufen konnte, hat die Stadt dann verkauft, auch die Gondeln von der Achterbahn. Jetzt sind nur noch 'n paar Balken und Teile von der bemalten Fassade übrig und ein großes Holzpferd ohne Kopf, von dem die Farbe abblättert.
Also gehe ich in die Stadt, beziehungsweise schleiche ich mich außen an der Stadt vorbei, denn ich will zu 'nem ganz bestimmten, verlassenen Gebäude, ein anderes »Plätzchen« von mir. Nicht so schön wie das Boot am Strand, aber ich brauchte eben erst mal ein stilles Örtchen, wo ich in aller Ruhe meine neuen Besitztümer anschauen und drüber nachdenken kann, was ich nun mit ihnen anstelle. Im Norden gibt’s eine Scheune, die zur alten Papierfabrik gehört hat, und die habe ich im Sinn.
Ricky kommt mit einem blauen Auge davon
D er alte Knacker in dem anderen Bett war eigentlich ganz in Ordnung. Er schnarchte ziemlich laut, und manchmal furzte er nachts. Wenn Ricky davon erwachte, musste er kichern und schlief dann meistens sofort wieder ein. Der Alte war so gut wie taub und stark kurzsichtig, sodass er sich kaum für den Fernseher interessierte, der über ihren
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