Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)
eigene Stimme wirklich hören wollte. Stattdessen steckte er die Finger in den Mund, und lutschte daran herum, um den Schmerz der Verbrennung zu lindern, dabei sah er sich in der Dunkelheit um. Die gar nicht mehr so dunkel war.
Er brauchte ein Weile, um herauszubekommen, woran das lag, dann gewahrte er den bläulichen Schimmer. Er schien von einem der Gräber zu seiner Linken zu kommen. Er hatte genügend Filme der Art »Einsamer nächtlicher Wanderer sieht sich ein seltsames Licht genauer an« gesehen, um zumindest skeptisch zu sein. Wobei das fast so untertrieben war, wie das Naturschauspiel von vorhin als simplen Meteoritenschauer abzutun. In Wahrheit machte er sich vor Angst fast in die Hosen.
Doch dann sah er etwas, das ihn erleichtert aufatmen ließ. Er hatte sich nicht verlaufen, oder zumindest nicht richtig. Denn das blaue Licht riss die Konturen eines scharfkantigen Gegenstandes aus der Finsternis, eines großen Steinkreuzes. Er hatte den alten Jim gefunden, und dieses seltsame Licht hatte ihm dabei geholfen, Gott sei Dank! Offenbar war er eine Grabreihe zu weit südlich herausgekommen, aber dieser Fehler ließ sich leicht korrigieren, sobald er das Kreuz erreicht hatte. Das Kreuz mit dem seltsamen Lichtschein davor. Verdammt, reiß' dich zusammen, dachte Ricky, immerhin besser, als die ganze Nacht hier auf dem Friedhof herumzuirren. Und bevor sein Gehirn auf sein Herz hören und es sich anders überlegen konnte, setzten sich seine Füße in Bewegung, auf das Kreuz zu, und auf den Ausgang, wie er meinte.
Als er das Steinkreuz erreichte, war der Lichtschein so stark, dass er Ricky blendete, und doch sah er hin, er musste einfach. Auf dem Grab des alten Jim vor dem großen Kreuz lag ein blauer Ball, etwa von der Größe eines kleinen Fischglases. Das Licht, welches aus dem Inneren der Kugel strahlte, war von einem reinen, eisigen Blau, nicht unähnlich der Farbe von Tiffany Marshners Augen. Und es war, sogar noch mehr als diese, enorm anziehend. Genaugenommen war es Ricky schlicht unmöglich , den Blick von dem Licht abzuwenden.
» BLEIB. «, schien es zu sagen » BLEIB UND BETRACHTE MICH. NUR EIN WEILCHEN. « Und das tat Ricky. Er blieb und betrachtete die blaue Lichtkugel, und später würde er nicht sagen können, wie lange er so dagestanden und hineingestarrt hatte. Irgendwann war die Kugel erloschen und Ricky hatte den Friedhof mit zielgerichteten, aber etwas mechanischen Schritten verlassen, war auf sein Rad gestiegen und nach Hause gefahren. An nichts davon erinnerte er sich später. Wann immer er versuchte, sich zu entsinnen, was in dieser Nacht nach der Abreibung durch Mike und seine Freunde passiert war, sah er nur ein strahlend blaues Licht, heller als jede Erinnerung. Aber er wusste etwas anderes, eine Wahrheit, die sich tief in sein Bewusstsein eingebrannt hatte. Er wusste: Blau ist die die Farbe der Treue.
Die Farbe der Treue
A ls er am nächsten Morgen in seinem Bett erwachte, war Ricky nahe dran, den gesamten vergangenen Abend, inklusive des Zusammentreffens mit Mike Skolnick für ein Produkt seiner Fantasie zu halten. Er fühlte sich prächtig. Seine Nase schmerzte nicht mehr, und als er sich im Spiegel betrachtete, war das ganze Blut verschwunden, auch von seinen Klamotten, in denen er geschlafen hatte. Seine Hose hatte keinen Riss mehr, sie sah aus wie gerade gekauft, genau wie sein Sweatshirt. Und nirgends war ein Krümel Erde oder Schmutz zu finden, noch nicht einmal unter den Sohlen seiner alten Sneakers, in denen er ebenfalls geschlafen hatte. Und da wusste er, dass etwas passiert war in dieser Nacht, etwas Wichtiges. Denn die Sohlen seiner Sneakers waren noch niemals vorher wirklich sauber gewesen, geschweige denn blitzblank.
SAMSTAG
A Father's work
Weitere Kostenlose Bücher