Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)
is never done
»K lar, Mr. Marshner, das müssen wir.« sagte Mr. Periwinkle und schob die runde Nickelbrille auf seinem knochigen Nasenrücken zurecht. Er hatte eine ganz außergewöhnlich schmale Nase, fand Mr. Marshner. Mr. Marshner erinnerte diese Nase ein wenig an einen Schnabel. Ob es der Schnabel eines Raubvogels war, wusste Mr. Marshner momentan noch nicht zu sagen, aber auch das würde sich bald herausstellen.
»Gut, Mr. Periwinkle. Ich werde den Behälter bereit halten. Was ist mit unserem ... Gast?« Soweit Mr. Marshner wusste, besaßen auch Tintenfische einen Schnabel, ganz ähnlich dem eines Papageis. Einem solchen Schnabel ähnelte die Nase von Mr. Periwinkle aber ganz sicher nicht.
»Unser Gast ist seit gestern in der Stadt, und äh … «
»Seit gestern.«
»Ja, Mr. Marshner, das habe ich auch gerade erst erfahren. Ich werde sehen, dass ich ihn sofort...«
Die Tür öffnete sich und ein überaus bezaubernder Blondschopf von ebenso bezaubernden siebzehn Jahren lugte zur Tür hinein.
»Oh, sorry, Dad, ich wusste nicht, dass du Besuch hast.« Die Brauen des Blondschopfs gingen nach oben und ihre Nase kräuselte sich ein bisschen, sodass es den Anschein hatte, ihre großen, strahlend blauen Augen würden noch ein Stück größer, als sie ohnehin schon waren. So süß, dass es kaum zum Aushalten war. Wie sie wohl wusste.
»Schon gut, Tiff. Was gibt es denn, meine Schöne?«
»Naja, ich wollte rüber zu Mike fahren, wir wollten...«
Ihr Vater hob die Hand in der Imitation eines römischen Kaisers. »Schweig, Unwürdige!« sagte er dann im Ausdruck größter Ernsthaftigkeit, was Tiffany Marshner unweigerlich zum Kichern brachte. »Der Imperator weiß Alles! Der Schlüssel, er soll dir gehören.«
Er angelte den Autoschlüssel vom Tisch und warf ihn seiner Tochter zu, die ihn geschickt mit einer Hand auffing.
»Sei aber vor Einbruch der Dunkelheit zurück, ja?« sagte Marshner und sein Blick zuckte für den Bruchteil einer Sekunde zu Mr. Periwinkle hinüber.
»Sonst passiert was? Verwandelt er sich dann zurück in einen Kürbis?« fragte sie lächelnd und wirbelte den Schlüssel ein paar Mal um ihren ausgestreckten Zeigefinger.
»Nein, meine Süße. Sonst wandert dein entzückender, kleiner Hintern für eine Woche in den Stubenarrest. Verstanden?«
»Dad!« rief Tiffany empört und wurde ein bisschen rot. Mr. Periwinkle wurde sogar noch ein wenig roter, und bei ihm war es echt. Tiffany drehte sich um, wobei sie Periwinkle einen langen (wenn auch verstohlenen) Blick auf ihren tatsächlich ganz entzückenden Hintern gewährte.
»Ach noch was, Tiff.«
»Ja, Dad?« fragte Tiff, ohne sich umzudrehen.
»Sag' Mike, er soll sich wie ein Gentleman benehmen, wenn er keinen Ärger mit deinem alten Paps bekommen will.«
Nun drehte sie sich doch um. »Mike ist ein Gentleman!« Sie grinste ihren Vater an, der grinste zurück und Mr. Periwinkle betrachtete fasziniert seine Fingernägel.
»Dann ist ja gut. Dann ist gut.« sagte Mr. Marshner und wandt sich wieder Mr. Periwinkle zu, nachdem seine Tochter die Tür zum Büro wieder geschlossen hatte.
»Kinder!« sagte er milde lächelnd zu Mr. Periwinkle und zuckte mit den Schultern, während seine Augen, die nicht die Bohne lächelten, Periwinkle unverwandt musterten. Schließlich kam Mr. Marshner zu dem Schluss, dass Periwinkles Nase am ehesten dem Schnabel eines Spatzen glich.
Die Bracciolinis machen eine Spritztour.
T iffany hatte bereits die halbe Strecke zum Haus der Skolnicks auf der anderen Seite des Seaside Hill zurück gelegt, als ihr der blaue Toyota Starlet entgegenkam. Das halb verrostete kleine Fahrzeug quälte sich ermüdend langsam den Berg hinauf, was kein Wunder war angesichts der Tatsache, dass er mit mindestens zwei
Weitere Kostenlose Bücher