Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)
Unterhaltung im Fond des Wagens im Mindesten beeindruckt hätte.
Mr. Bracciolini stößt auf ein Hindernis
»V erdammt, Violet, bring' diese Bälger endlich zum Schweigen!« flucht Franky Bracciolini weiter.
»Aber Marylou hat...« greint Rocco und Marylou, der scheinbar für den Moment die Argumente ausgegangen sind, quiekt los, in einem hohen, durchdringenden Ton, etwa so, wie Ferkel das tun, wenn man sie zum Schlachter führt. Violet hat inzwischen aufgegeben und guckt demonstrativ zum Seitenfenster hinaus. Also dreht Franky sich um und lässt die Hand sprechen. Es ist eine große Hand, und kräftig, denn Franky war früher mal Fischer, als es in der Bucht noch etwas zu fischen gab. In letzter Zeit scheint die Hand überhaupt die einzige Möglichkeit zu sein, seine plärrende Brut wenigstens für ein paar Minuten zur Ruhe zu bringen. Also dreht er sich um und scheuert dem Jungen eine. Nicht zu fest, nur damit er sich noch ein Weilchen an die Lektion erinnert und endlich seine verdammte Klappe hält. Der Junge schaut ihn für den Bruchteil einer Sekunde aus großen Augen an, und hält tatsächlich kurz die Klappe, dann plärrt er um so lauter los. Marylou stimmt ein spitzes, schadenfrohes Gelächter an, was irgendwie noch nerviger ist als ihr Ferkel-Quieken von vorhin. Dummerweise dreht sich nun auch Violet wieder zu den Kindern um.
Als Franky Bracciolini bemerkt, dass von der Fahrbahn abgedriftet ist, den Mittelstreifen längst überquert hat und sich mittlerweile auf der Gegenspur befindet, ist es schon zu spät. Er reißt das Steuer herum, aber das nützt dem Jungen auf dem Fahrrad auch nichts mehr.
Der Junge hat die Kapuze seines Sweatshirts tief ins Gesicht gezogen, und während Franky auf ihn zurast, kann er deutlich das Logo der New York Giants auf der Brust des Jungen lesen. Es ist das alte Logo, aus der Zeit, als Phil Simms noch Quarterback für die Giants gewesen war, und nicht diese hässlichen Kleinbuchstaben, die sie heute als Logo haben.
Eine durchsichtige Plastikfolie ist über den Korb am Lenker des BMX gebreitet, unter dem die Zeitungen liegen, die der Junge ausfährt. Es ist der Port Register, Ports überaus respektables (und einziges) Wochenblatt. All das sieht Franky, der plötzlich vollkommen nüchtern ist, mit schmerzhafter Deutlichkeit, selbst seine Kopfschmerzen sind für den Moment vergessen. Das Gesicht des Jungen kann er allerdings nicht erkennen, dazu hat dieser die Kapuze zu tief ins Gesicht gezogen, wahrscheinlich wegen des Regens.
Franky ruft » Cazzo! «, als er den Jungen mit dem nahezu ungebremsten Wagen rammt. Er hört ein lautes »Klonk!«, was ihn aus irgendeinem Grund an die Bremspuffer von Eisenbahnwaggons erinnert und dann geht eine heftige Erschütterung durch den Wagen und Violet knallt mit der Hüfte unsanft an das Armaturenbrett, weil sie immer noch nach inten sieht. Das ungesunde Kreischen der abgenutzten Bremsen des Starlet empfindet er ebenfalls als etwas unbestimmt Bahnhofsmäßiges.
Während Franky in Gedanken noch bei Zügen und Bahnhöfen ist, segeln der Junge und sein Rad in Zeitlupe vor seinen schreckgeweiteten Augen durch die Luft. Für einen Moment verschwindet er sogar komplett aus Frankys Gesichtsfeld, so hoch schwebt er über dem Bürgersteig. Dann ist er wieder zu sehen. Er und das Rad krachen fast gleichzeitig auf den Gehweg, von dem Rad brechen ein paar Teile ab, während es drei, vier Purzelbäume schlägt und schließlich ein paar Meter weiter auf dem Asphalt liegen bleibt. Der Junge schlägt keine Purzelbäume, nachdem er aufgekommen ist. Er liegt einfach nur da und bewegt sich nicht mehr.
Durch die vier Insassen des Wagens geht ein Ruck, als der kleine Wagen bockend vom Bordstein abprallt und zurück auf die Straße geschleudert wird. Da die Stoßdämpfer des Wagens
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