Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)
und Öl, außerdem war er trocken und
fusselig. Pauline würgte und versuchte verzweifelt, sich nicht zu übergeben.
Sie hatte vollkommen die Orientierung verloren, von ihrem Zeitgefühl ganz zu
schweigen. Wie lange saß sie schon in dem Auto? Wohin fuhren sie? Er hatte kein
weiteres Wort an sie vergeudet, seit sie die Tiefgarage verlassen hatten.
Pauline liefen die Tränen über die Wangen und sie bekam kaum Luft durch ihre
verstopfte Nase. Wenn ich nicht aufhöre zu heulen, ersticke ich , dachte
sie, konnte aber trotzdem nicht aufhören. Mit dem nächsten Atemzug überkam sie
ein übermächtiger Würgereiz und sie war sich sicher, dass dies ihr Ende
bedeutete. Sie würgte, hustete und strampelte panisch mit den Beinen und
versuchte verzweifelt, den Knebel auszuspucken, doch ohne Erfolg. So fest sie
konnte riss sie an ihren Handfesseln, aber auch das war vergeblich. Sie zogen
sich nur noch fester zu und schnitten ihr in die Handgelenke. Immerhin hatte
sie es geschafft, ihren Mageninhalt wieder zurückzudrängen.
„He, was machst du da? Hör
auf und halt die Schnauze.“ Den Worten folgte ein Schlag mit einem harten
Gegenstand auf ihren Hinterkopf. Pauline grunzte vor Schmerz. Zu mehr war sie,
dank des Knebels, nicht in der Lage. Diese Stimme kannte sie nicht. Sie sind
zu zweit, schoss es ihr durch den Kopf . Deshalb konnte er so schnell zum
Ausgang gelangen! Sie haben Hase und Igel mit mir gespielt! Wie viele sind da
noch? Panik durchflutete ihren gesamten Körper und packte sie mit eisigen
Klauen. Ich bin ganz ruhig, alles wird gut . Pauline betete sich diese
Worte im Geiste immer wieder vor. Sie würde sie in den kommenden Tagen zu ihrem
Mantra erklären, das sie noch oft wiederholen sollte.
Kurze Zeit später rumpelte
der Wagen über unebenes Gelände und kam dann zum Stillstand. Sie hörte, wie der
Mann hinten ausstieg und um den Wagen herumging. Ihre Tür wurde aufgerissen und
er zog sie ruppig hinaus. Pauline strauchelte, konnte sich jedoch ohne Arme
nicht abfangen und schlug hart mit dem Gesicht auf den steinigen Boden. Sie lag
da und versuchte, ruhig zu bleiben. Gerade fragte sie sich noch, wie sie wieder
auf die Beine kommen sollte, als sie auf einmal den metallischen Geschmack von
Blut wahrnahm. Sie vermutete, dass es aus ihrer Nase stammte. Es lief ihr den
Rachen hinunter und löste einen erneuten Würgereiz aus. Doch diesmal war sie
darauf vorbereitet und hatte sich besser im Griff. Durch gezielt ruhiges Atmen
und eine unglaubliche Willensstärke brachte sie ihren Körper wieder unter
Kontrolle.
„Pass doch auf, Mensch“, hörte sie den anderen Mann sagen, den mit der
ruhigen Stimme aus der Tiefgarage.
„Die
Schlampe wird schon nicht dran sterben“, gab der andere herzlos zurück. Pauline
wurde hochgerissen und erbarmungslos vorwärts geschubst. Es war nahezu
unmöglich, in dem unwegsamen Gelände mit gefesselten Händen und einem Sack über
dem Kopf das Gleichgewicht zu halten. Sie musste sich konzentrieren, denn sie
wollte um keinen Preis wieder fallen. Der Weg schien endlos lang. Sie stolperte
über Steine, trat in Löcher, fiel hin, wurde wieder hochgerissen und so setzte
sich der Weg fort.
Trotz allem versuchte sie, ihre Aufmerksamkeit auf die Geräusche ihrer
Umgebung zu richten. Sie hoffte auf etwas, das später einen
Wiedererkennungswert haben würde. Zweige knackten laut, als sie darauf trat.
Die Blätter rauschten leise im Wind und Pauline konnte unverkennbar Moos und
feuchte Erde riechen.
Sie vermochte, trotz größter Anstrengungen, keine anderen Geräusche
wahrzunehmen. Keine vorbeifahrenden Autos, keine singenden Vögel, keine
summenden Insekten, nichts. Sie folgerte daraus, dass es noch Nacht sein musste
und dass sie sich weit außerhalb aufhielten. Sie mutmaßte außerdem, aufgrund
des Geruchs, dass sie sich in einem Wald befanden. Jetzt musste sie nur noch
herausfinden, in welchem. Angestrengt versuchte sie sich zu erinnern, wie lange
sie gefahren waren. Unterwegs hatte sie versucht sich zu merken, wie oft sie
abgebogen waren. Doch dieses Unternehmen war kläglich gescheitert. Nach ein
paar Abbiegungen hatte sie die Orientierung verloren. Pauline war verzweifelt,
wollte jedoch noch nicht aufgeben.
Sie hatte sich gerade
einigermaßen damit arrangiert, blind und ohne Gleichgewichtssinn durch den Wald
zu tappen, als sie am Ärmel gepackt wurde. „Achtung, Stufe!“, schnauzte einer
der Männer sie an. „Tu, was ich dir sage, dann fällst du nicht wieder hin. Geh
jetzt fünf
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