Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)
auf
seinem Konto in Deutschland deponiert. Ihr kam es von Anfang an verdächtig vor,
bei seinem Gehalt. Aber ich fand es unlogisch, wegen so einem bisschen
Kleingeld Leute zu foltern und zu töten. Meine Vermutung war, dass Stein ein
Sadist oder ein Psychopath ist, der das aus purer Lust macht, aber mittlerweile
sehe ich das anders. Wegen so etwas seine Karriere und seine Freiheit aufs
Spiel zu setzen, passt nicht zu ihm. Also habe ich noch ein wenig nachgehakt
und noch ein weiteres Konto gefunden. Stein hatte ein Konto in Liechtenstein,
auf dem er sein gesamtes Vermögen deponiert hatte. Zumindest fanden wir keine
Hinweise auf weitere Konten.“ Pfeifer machte eine kurze Pause und holte tief
Luft, bevor er weitersprach. Das, was er nun zu sagen hatte, bereitete ihm
sichtliches Unwohlsein.
„Die
Videos, die wir fanden - hatte ich vorhin bereits erwähnt, es waren acht an der
Zahl - haben wir uns alle angesehen. Sie zeigen im Prinzip immer dasselbe
Muster. Die Opfer befinden sich in einem Raum ohne Fenster. Sie liegen auf
etwas, das aussieht wie ein Zahnarztstuhl und werden dort mit Wasser
übergossen, sodass sie glauben, zu ertrinken. Waterboarding nennt man das, habe
ich mir sagen lassen. Das hat er so lange gemacht, bis die Opfer zu reden
begannen und ihm alles erzählten, was er wissen wollte. Nur, danach ließ er sie
nicht gehen. Er quälte sie dann noch ein bisschen weiter, nur so zum Spaß.
Weitere Details erspare ich dir lieber.“
Ruedi
stieß einen leisen Pfiff aus: „Ganz schön widerwärtig. Kaum zu glauben, dass
die Männer wirklich Polizisten sind. Oder besser gesagt, waren.“
Pfeifer
nickte und fuhr fort: „Die Kollegen von der Spusi haben auch seinen Laptop
unter die Lupe genommen und zahlreiche E-Mails an Dr. Peter Naumann gefunden,
die rechte Hand von Professor Alifonsi, dem Leiter der Multi Gen Pharma, der
anscheinend mit den beiden unter einer Decke steckte. Die
E-Mailkorrespondenz
zwischen Stein und Naumann begann vor ziemlich genau drei Jahren. Genau zu dem
Zeitpunkt nämlich, als Naumann bei Multi Gen Pharma anfing. Daher vermuten wir,
dass er dort eingeschleust wurde. Uns hat er allerdings erzählt, er sei erst
seit zwei Jahren dort beschäftigt.
Sein Vorgänger, ein gewisser Dr. Jacek Pajak, war kurz zuvor bei einem
Gleitschirmflug ums Leben gekommen. Ich bezweifle mittlerweile allerdings, dass
es tatsächlich ein Unfall war.
Meine Kollegin Beate Scheck hat sich die Videos nochmal ganz genau
angesehen und dabei herausgefunden, dass Naumann, Stein und Roth eine Formel
für ein Serum und vor allem dessen Gegengift erpressen wollten, das in der Lage
sein soll, Menschen binnen Stunden zu töten. Pauline Schirrer hat daran gearbeitet.
Sie war für das Gegengift zuständig. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist
das Serum ohne dieses Gegengift wertlos, weil man sich selbst dann nicht
schützen kann.
Na
ja, zurück zu Naumann. Der scheint aber nur der Kontaktmann gewesen zu sein.
Der Auftraggeber dahinter muss ein mächtiger Mann mit guten Kontakten und viel
Geld sein. Wir konnten allerdings noch nicht herausfinden, wer das sein soll.
Ich kann mir darauf auch keinen Reim machen. Terroristen möglicherweise. Ich
weiß es nicht. Aus Regierungskreisen wurde jedenfalls alles abgestritten, was
das Verteidigungsministerium mit der ganzen Geschichte in Verbindung bringen
könnte.“ Pfeifer holte wieder tief Luft und setzte dann seine Erzählung fort:
„Roths Wohnung war, bis auf die Finger, sauber. Die Kollegen versuchen gerade
herauszufinden, zu wem die Finger gehören. Allerdings haben wir nicht viel
Hoffnung, diesen Fall jemals lückenlos aufzuklären, denn es gibt zahlreiche
Vermisstenfälle über die letzten Jahre, die alle ungeklärt sind, dank Roth und
Stein. Bis wir die alle durchforstet haben…“ Pfeifer trank schnell einen
Schluck aus seiner Wasserflasche. „Eine Sache war allerdings merkwürdig. Die
Spurensicherung hat Damenschuhe in Roths Schrank entdeckt, wie mir Beate sagte.
Sie versucht gerade herauszufinden, zu wem die gehören könnten. Noch ein
Rätsel, welches vermutlich ungelöst bleiben wird. Ach ja, die Schwester der
vermissten Ärztin, die, die nach dem Autounfall im Koma lag, soll übrigens
aufgewacht sein. Frauke hat mir versprochen, sie zu besuchen, während ich weg
bin. Mal sehen, ob sie uns etwas erzählen kann, das Licht ins Dunkel bringt.
Die Fluchtroute und die Flugtickets, die in Roths Schreibtischschublade lagen,
waren übrigens eine Finte, wie sich heute
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