Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)
werden somit in
der Lage sein, ein paar Minuten der verlorenen Zeit wieder aufzuholen. Ich
wünsche Ihnen nun einen angenehmen Flug.“
Die
Maschine rollte langsam auf die Startbahn hinaus. Dort mussten sie noch zwei
landende Flugzeuge passieren lassen, dann durfte auch Flug Nr. 3231 endlich
starten. Die Turbinen brüllten, die Fliehkraft drückte Tom in seinen Ledersitz
und sie hoben ab.
Er
hatte es geschafft. Sie waren endlich in der Luft. Die Flugzeit würde laut der
Informationstafel auf dem kleinen Bildschirm vor ihm 11 Stunden und 35 Minuten
betragen. Das Wetter war gut. Sie erwartete ein klarer, blauer Himmel.
Tom streckte die Beine aus und schloss die Augen. Er war zufrieden mit
dem reibungslosen Ablauf, seit er Frank aus dem Weg geräumt hatte. Auf die Idee
hätte er schon viel früher kommen sollen. Er genoss die Ruhe und versuchte,
sich zu entspannen. In Frankfurt würde er noch einmal kurz bangen müssen.
Die Zwischenlandung in Frankfurt verlief, entgegen seiner Erwartungen,
ereignislos. Die Maschine tankte kurz auf und startete planmäßig um zwölf Uhr
Mittags Richtung Kuba. Enttäuschend, sehr enttäuschend, Herr Kollege .
Tom grinste und lehnte sich zurück. Eigentlich fand er es ein bisschen schade.
Er hatte Pfeifer mehr zugetraut.
„Möchten
Sie etwas trinken? Oder eine Zeitung vielleicht?“ Die dunkelhaarige
Flugbegleiterin strahlte ihn an. Er bestellte einen Kaffee, lehnte die Zeitung
jedoch ab und genoss gutgelaunt seinen Flug.
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„Wo
ist er?“, tobte Karl Pfeifer. Kleine Speicheltropfen flogen umher und suchten
sich ihren Weg in das Gesicht des jungen Schweizer Streifenpolizisten.
Ängstlich wich der Mann zurück. „Ich sagte doch bereits, da steht er.“ Unsicher
zeigte er auf einen Mann mit hängenden Schultern und unglücklichem
Gesichtsausdruck, der zumindest, das musste Pfeifer dem Beamten zugestehen, die
ungefähre Statur von Tom Roth hatte. Auch die Haarfarbe konnte mit viel gutem
Willen hinkommen. Dennoch…
„Das
ist er nicht, verdammt nochmal!“ Pfeifers Gesicht nahm einen noch tieferen
Rotton an als bisher. Ruedi war fasziniert. Er hatte nicht gedacht, dass es
noch eine Steigerung geben konnte. „Karl, lass gut sein. Er kann doch nichts
dafür.“ Er legte Pfeifer beruhigend die Hand auf den Arm und zog ihn sanft ein
Stück mit sich fort. „Er hat nur seine Arbeit gemacht.“
„Äh, hallo? Kann ich jetzt gehen? Ich möchte meinen Flug nicht
verpassen“, mischte sich der Fluggast zaghaft ein. „Ja, natürlich und
entschuldigen Sie bitte die Verwechslung“, Ruedi ging zu dem versehentlich
festgehaltenen Mann hinüber und reichte ihm in einer versöhnlichen Geste die
Hand. Danach begab er sich wieder zu seinem Freund, der immer noch bewegungslos
vor dem großen Panoramafenster stand, von welchem aus man einen phantastischen
Blick auf die Züricher Start- und Landebahn hatte. „Ich habe versagt, Ruedi. Er
ist weg. Roth ist mir tatsächlich entwischt.“
„Karl, mach dir keine Vorwürfe. Du hast getan, was du konntest. Er war
uns einfach immer einen Schritt voraus.“
Pfeifer
blickte seinen Kollegen in stummer Verzweiflung an. „Weißt du, was wir in
seiner Wohnung gefunden haben?“ Ruedi schüttelte den Kopf. „Vier Finger. Die
Finger einer Frau. In einem Einmachglas mit Formaldehyd.“ Er machte eine kurze
Pause und fuhr dann fort. „Das Schwein hat irgendeiner Frau die Finger
abgetrennt und sie dann in seiner Speisekammer aufgehoben, direkt neben der
Ringsalami“, seine Stimme versagte ihm den Dienst. Mitfühlend führte Ruedi ihn
aus dem Gebäude nach draußen zu seinem Wagen. Schweigend fuhren sie zur Wache
nach Zürich, damit Pfeifer seinen Bericht tippen und ihn nach Deutschland an
Beate faxen konnte.
„Meine
Kollegin und ihr Team haben die Wohnung seines Kompagnons durchsucht, der ist
übrigens auch verschwunden. Willst du wissen, was sie da gefunden haben?“ Ruedi
war sich nicht sicher, ob er es wirklich wissen wollte, nickte aber trotzdem.
„Videos.
Videos, auf denen zu sehen ist, wie er Menschen quält und foltert, bis sie tot
sind…“
„Karl…“,
diesmal war es Ruedi, der nicht mehr weitersprechen konnte. Betroffenes
Schweigen breitete sich aus. Außer dem Geräusch der Reifen auf dem Asphalt und
dem leisen Schnurren des Motors hörte man lange Zeit nichts.
Schließlich
brach Pfeifer das Schweigen: „Am besten fange ich mit Frank Stein an. Beate hat
in seiner Wohnung Kontoauszüge gefunden. Er hatte ein nettes Sümmchen
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