Blüte der Tage: Roman (German Edition)
aus.«
»Ich habe genügend eigene Ideen, auch wenn sie teilweise noch nicht ganz ausgegoren sind. Vergiss nicht, ich bin auf einer Farm aufgewachsen. Meine Mutter hatte es sich zum Hobby gemacht, alte Möbel zu kaufen und zu restaurieren. Tische hatten es ihr besonders angetan, und entsprechend viele standen auch herum. Jetzt genieße ich erst mal den vielen Platz.«
»Was hat sie beim Umzug mit den Möbeln gemacht?« Angesichts seines verwunderten Blickes fügte sie rasch hinzu: »Du hast doch mal erwähnt, dass deine Eltern nach Montana umgezogen sind.«
»Ja, sie wohnen jetzt in einem hübschen Haus in Helena. Mein Vater geht, laut meiner Mutter, fast jeden verdammten Tag zum Fliegenfischen. Und was die Möbel betrifft – sie hat ihre Lieblingsstücke mitgenommen, eine ganze Lastwagenladung voll. Manche hat sie verkauft, manche meiner Schwester gegeben und ein paar bei mir abgeladen. Ich habe sie untergestellt. In den nächsten Tagen werde ich mal vorbeifahren und sehen, was ich davon brauchen kann.«
»Wenn du deine Möbelauswahl getroffen hast, wirst du auch leichter entscheiden können, wie du die Wände streichst und die Zimmer gestaltest.«
»So, so.« Er lehnte sich gegen die Wand und grinste sie an.
»Gartenbau und Inneneinrichtung basieren beide auf der Nutzung von Raum – und das weißt du sehr genau, sonst hättest du aus deiner Küche niemals das machen können, was du gemacht hast. Ich kann mir meine Belehrungen also sparen.«
»Ich höre dir gern zu.«
»Setzen wir lieber den Rundgang fort. Was ist das für ein Zimmer?« Sie deutete auf eine Tür.
»Ich benutze es als Büro. Aber ich denke, als ordentliche Person solltest du dir den Anblick lieber ersparen.«
»Ich werde es schon aushalten.«
»Aber ich nicht.« Er zog sie zu einer anderen Tür. »Du würdest angesichts der Papierstapel nur ärgerlich werden. Und das würde die Stimmung verderben. Warum soll ich unser Vorspiel dieser Gefahr aussetzen?«
»Vorspiel?«
Lächelnd zog er sie durch die Tür.
Dahinter befand sich sein Schlafzimmer. Wie die Küche war es in einem Stil eingerichtet, der ihm voll und ganz entsprach. Schlicht, großzügig, männlich, mit einer breiten Glasfront, die das Innen und Außen miteinander verschmolz. Der Vorsprung, den sie von draußen gesehen hatte, entpuppte sich als Terrasse, die durch eine Bogentür begehbar war und Blick auf das hellgrüne Laub der Bäume bot. Die Wände waren in einem gedämpften Gelbton gestrichen, das sich von dem warmen Holzton der Zierleisten, des Fußbodens und der verblendeten Deckenleisten abhob. In der Decke befanden sich drei Oberlichter, durch die das weiche Abendrot hereinströmte.
Sein Bett mit dem schmiedeeisernen Gestell und der
braunen Decke war ziemlich breit. Ein Mann seiner Größe brauchte Platz, dachte Stella. Zum Schlafen und für den Sex.
An den Wänden hingen gerahmte Bleistiftzeichnungen, die allesamt Gärten darstellten. Als Stella näher herantrat, entdeckte sie die gekritzelte Unterschrift an den unteren Bilderecken. »Die Zeichnungen sind von dir? Sie sind wunderschön.«
»Ich habe von meinen Projekten gern eine bildhafte Vorstellung, und manchmal mache ich davon kleine Zeichnungen, die mitunter gar nicht so schlecht sind.«
»Nicht schlecht ist untertrieben, und das weißt du auch.« Sie konnte sich kaum vorstellen, dass diese großen, kräftigen Hände etwas derartig Feines und Anmutiges zustande brachten. »Du bist voller Überraschungen, Logan. Ein Mann der Gegensätze. Witzig, denn auf dem Weg hierher habe ich über Gegensätze nachgedacht. Dass das Leben oft nicht so geradlinig verläuft, wie ich es mir gedacht habe. Oder wie es sein sollte.«
Sie deutete auf die Zeichnungen. »Da sind ebenfalls blaue Dahlien.«
»Entschuldige, das habe ich jetzt nicht verstanden. Wie die Dahlie in deinem Traum?«
»Träumen. Ich hatte noch einen Traum, der genauso unangenehm war wie der erste. Sogar richtig unheimlich. Das Wesentliche ist jedoch die blaue Dahlie, die so kühn, so schön ist. Aber ich habe sie weder geplant noch erwartet.«
»Geplant oder nicht. Ich wollte dich hier haben.«
Sie trank einen Schluck Wein. »Und da bin ich.« Mutig fuhr sie fort: »Vielleicht sollten wir uns über ... über unsere Erwartungen unterhalten und –«
Er zog sie an sich, nahm ihr den Wind aus den Segeln. »Warum pflanzen wir nicht einfach eine neue blaue Dahlie und warten ab, was passiert?«
Oder wir erforschen das Terrain, dachte sie, als sein Mund
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