Blüte der Tage: Roman (German Edition)
da du offensichtlich kochst, brauchst du eine Küche, in der du dich wohl fühlst. Vielleicht können wir mit unserem Glas Wein einen kleinen Rundgang machen. Kochen kannst du ja später, wenn ich wieder weg bin.«
»Hast du keinen Hunger? Ich habe Thunfisch besorgt.«
»Oh.« Ihr Magen reagierte mit einem Freudensprung. »Das sollte kein Wink mit dem Zaunpfahl sein. Ich dachte nur ...«
»Magst du gegrillten Thunfisch?«
»Ja. Ja, sehr.«
»Gut. Willst du vorher oder nachher essen?«
Sie merkte, wie sie rot und gleich darauf blass wurde. »Ähm, ich ...«
»Vor oder nach dem Rundgang?«
Die leise Belustigung in seiner Stimme verriet ihr, dass er genau wusste, woran sie soeben gedacht hatte. »Danach.« Um ihre Fassung wiederzugewinnen, trank sie einen Schluck Wein. »Wir sollten draußen beginnen, solange es noch hell genug ist.«
Er führte sie auf die Terrasse, und als er dann über seine
Pläne mit dem Grundstück sprach, beruhigte sie sich nach und nach wieder.
Aufmerksam hörte sie ihm zu und nickte, während er von einem Gemüsegarten, einem Steingarten, einem Teich redete. Und ihr Herz wurde weit.
»Ich bekomme diese alten Klinkersteine«, erzählte er. »Ich kenne einen Maurer, der mir hier eine dreiseitige Mauer errichten wird mit ungefähr zwanzig Quadratmetern Innenfläche.«
»Du machst einen ummauerten Garten? Gott, gleich fange ich an zu heulen. Das habe ich mir immer gewünscht. Der Garten in Michigan war leider nicht dafür geeignet. Ich habe mir gelobt, dass ich mir auf meinem nächsten Grundstück einen ummauerten Garten errichte. Mit einem kleinen Teich, Steinbänken, lauschigen Ecken.«
Mit leuchtenden Augen sah sie sich um. In diesem Grundstück steckte bereits eine Menge mühsamer Arbeit. Und viel harte Arbeit stand noch bevor. Ein Mann, der dies leisten konnte, leisten wollte, war es wert, dass man ihn kennen lernte.
»Ich beneide dich um diesen Ort. Und bewundere deine Arbeit. Falls du mal Hilfe brauchen solltest, ein Anruf genügt. Ich würde gern mal wieder nur zum Spaß in einem Garten herumbuddeln.«
»Du kannst jederzeit mit deinen Kindern vorbeikommen. Ich werde euch drei schon beschäftigen.« Auf ihren fragenden Blick hin, fügte er hinzu: »Kinder stören mich nicht, wenn du das meinst. Und was wäre das für ein trauriger Garten, in dem Kinder nicht willkommen sind?«
»Warum hast du keine Kinder?«
»Ich habe mir ja Kinder gewünscht.« Lächelnd strich
er ihr über das Haar. Es freute ihn, dass sie es offen trug. »Manchmal entwickeln sich die Dinge anders als erhofft.«
Sie ging mit ihm zum Haus zurück. »Es heißt ja, eine Scheidung sei wie ein kleiner Tod.«
»So würde ich das nicht sagen«, entgegnete er nachdenklich. »Es ist eher das Ende eines Lebensabschnitts. Man macht einen Fehler und korrigiert ihn, indem man sich wieder trennt. Meine Ehe war ein Fehler, für mich ebenso wie für meine Frau. Nur wurde uns das erst klar, als wir bereits verheiratet waren.«
»Viele Männer schimpfen über ihre Ex oder ziehen sie in den Schmutz.«
»Pure Energieverschwendung. Erst starb unsere Liebe, dann unsere Freundschaft. Letzteres finde ich bedauerlich«, fügte er hinzu, während er die breite Glastür zur Küche öffnete. »Wir ließen uns scheiden, weil das für uns beide die beste Lösung war. Sie blieb in der Stadt, und ich kehrte hierher zurück, wo ich hingehöre. Wir haben ein paar Jahre unseres Lebens zusammen verbracht, und es war nicht nur eine schlechte Zeit.«
»Vernünftig.« Trotzdem war die Ehe eine ernste Angelegenheit, dachte sie. Und ihr Scheitern musste irgendwelche Narben hinterlassen.
Er schenkte Wein nach und nahm Stella dann bei der Hand. »Jetzt werde ich dir das Haus zeigen.«
Er zog sie hinter sich her. Ihre Schritte hallten durch die leeren Räume. »Hier möchte ich eine Art Bibliothek einrichten, mit einem Arbeitsplatz, an dem ich meine Entwürfe fertigen kann.«
»Wo machst du deine Entwürfe jetzt?«
»Im Schlafzimmer. Oder in der Küche. Wie es sich gerade
ergibt. Das Badezimmer dort drüben muss noch komplett renoviert werden. Die Stufen sind stabil, müssen aber abgeschliffen und neu eingelassen werden.«
Auf dem Weg in das obere Stockwerk dachte Stella bei sich, dass man die Wände in Erdfarben lasieren sollte, um den warmen Holzton besser zur Geltung zu bringen.
»Ich habe aus Zeitschriften jede Menge Fotos und Anregungen ausgeschnitten«, bemerkte sie mit listigem Blick. »Die Mappe leih ich dir gern mal
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