Blüte der Tage: Roman (German Edition)
liebsten eingreifen. Doch außer ihr schien es niemanden zu stören, wenn beispielsweise das Eintippen in die Kasse doppelt so lange wie nötig dauerte.
Sie musste sich vergegenwärtigen, dass ein Teil ihrer Pflichten als Geschäftsführerin darin bestand, Wirtschaftlichkeit mit der spezifischen Eigenart des jeweiligen Unternehmens in Einklang zu bringen.
Ein weiterer Kontrast.
Jedenfalls war der Arbeitsplan, den sie ausgearbeitet hatte, so konzipiert, dass es immer genügend Hilfskräfte gab, die sich um die Kunden kümmern konnten. Roz und sie hatten bereits ein weiteres Dutzend große Töpfe aussortiert und würden sie morgen bepflanzen. Hayley
könnte auch ein paar übernehmen. Sie hatte ein gutes Auge.
Am Samstag würden ihr Vater und Jolene die Jungen abholen, und in diesem Fall brauchte sie, weiß Gott, kein schlechtes Gewissen zu haben, da dieses Arrangement den Wünschen aller entsprach.
Sie musste noch den Vorrat an Plastikkästen und Tragekisten überprüfen. Und einen Blick auf die Freilandpflanzen werfen. Und ...
Ihre Gedanken gerieten ins Stocken, als plötzlich das Haus auftauchte. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, aber ganz bestimmt nicht das.
Es war atemberaubend.
Vielleicht ein wenig heruntergekommen und alt, aber wunderschön. Und voller Potenzial.
Auf einer Anhöhe erhob sich das zweistöckige Haus aus silbrigem Zedernholz, dessen wettergegerbte Holzfronten durch großzügige Fenster unterbrochen waren. Davor erstreckte sich eine geräumige Veranda mit einem alten Schaukelstuhl, einer Verandaschaukel und einer Bank mit hoher Rückenlehne. Dazwischen waren Blumentöpfe und Körbe arrangiert.
An der Seite ragte ein Vorsprung heraus, von dem ein paar Stufen zu einer hübschen Terrasse führten.
Hier gab es weitere Stühle, weitere Blumentöpfe, und dann ging die Terrasse in den Garten über und breitete sich bis hin zu einem hübschen Wäldchen aus.
Die terrassenförmigen Anhöhen hatte er mit Sträuchern bepflanzt – japanische Lavendelheide, Lorbeer, Weigelie und Azaleen, deren pralle Knospen kurz vor dem Erblühen standen.
Geschickt gemacht, dachte sie, als sie mit dem Wagen
im Schritttempo näher fuhr. Ja, es war eine gute Idee, auf der untersten Terrasse Phlox, Schleifenblume und Wacholder anzupflanzen, um die Hänge zu stärken und zu stützen.
Je länger sie sich umschaute, desto mehr entdeckte sie: ein junger Magnolienbaum, Hartriegel, eine Weichselkirsche.
Der Anblick mancher Bäume erinnerte sie an jene erste Begegnung mit Logan, als sie sich wegen just dieser Bäume in die Haare geraten waren. Sie ertappte sich dabei, wie sie versonnen vor sich hin lächelte, und schüttelte über sich selbst den Kopf.
Schließlich bog sie in die Auffahrt ein, parkte neben seinem Pick-up und stieg aus.
Von der Auffahrt führten provisorische Pfosten mit daran befestigten Seilen zur Veranda. Stella war sofort klar, was Logan im Sinn hatte. Einen beschaulichen Gehweg, den er vermutlich mit Sträuchern oder Zierbäumen flankieren würde. Hübsch. Sie erspähte einen Stapel Steine; wahrscheinlich plante er, einen Steingarten anzulegen. Ja, dort hinten, am Rand des Wäldchens wäre der perfekte Platz dafür.
Das Haus brauchte an den Zierleisten einen neuen Anstrich und der Naturstein, der das Fundament bildete, müsste neu verfugt werden. Dort hinten würde sich ein Schnittblumengarten gut machen, dachte sie, und zwischen den Bäumen könnte man Narzissen einsetzen. Rechts und links vom Weg würde sie Kriechpflanzen und Sträucher anpflanzen, dazwischen Taglilien, vielleicht auch Iris.
Die Verandaschaukel musste ebenfalls gestrichen werden. Und es fehlte ein Tisch; dort drüben auch. Unter
der Kirsche müsste eine Gartenbank stehen und von dort aus vielleicht ein weiterer Weg um die rückwärtige Seite des Hauses führen. Steinplatten. Oder hübsche Trittsteine, mit Moos oder Quendel dazwischen.
Aber er würde seine eigenen Pläne haben, mahnte sie sich, als sie auf die Veranda trat. Schließlich war das sein Haus, sein Grund. Sosehr dieser Ort ihre Kreativität auch anregen mochte, er gehörte nicht ihr.
Sie musste ihren Platz noch finden.
Sie holte tief Luft, strich sich durch das Haar, klopfte an.
Er ließ sie warten; zumindest kam ihr das so vor, während sie nervös an ihrem Uhrenarmband zupfte. Ihre Knie fühlten sich plötzlich wie Pudding an, und sie hatte ein flaues Gefühl im Magen.
Als er dann die Tür öffnete, zauberte sie sich rasch ein heiteres Lächeln ins
Weitere Kostenlose Bücher