Blüte der Tage: Roman (German Edition)
wenn ich mit der Arbeit fertig bin.«
»Also ich bin noch nicht mit der Arbeit fertig«, erwiderte sie gereizt. »Dort hinten spazieren noch mindestens zwei Kunden herum, und samstags bin ich mit Zusperren dran.«
Das war eindeutig nicht der Ton, den sie Kunden gegenüber anschlug, stellte er fest. Nein, er sollte sich vielmehr mit dem Gedanken vertraut machen, dass es der Ton war, den sie ausschließlich für ihn reserviert hatte. »Okay, Roz meinte aber, sie brauche dich so schnell wie möglich zu Hause und den Laden sollen Bill oder Larry zusperren.«
»Worum geht es? Ist irgendwas passiert?«
»Keine Ahnung. Ich bin nur der Bote.« Und er wusste, welches Schicksal den Boten oft drohte. »Ich habe Larry schon Bescheid gegeben. Er wird sich um alles kümmern.«
Umständlich hievte sie sich von dem hohen Stuhl hinunter, und obwohl es ihn in den Fingern juckte, half er ihr nicht, da sie dies ohnehin nur höhnisch ablehnen würde. »Ich gehe zu Fuß«, verkündete sie.
»Herrgott noch mal!« Wütend funkelte er sie an und schob die Hände in die Hosentaschen. »Willst du mich
fertig machen oder was? Wenn ich dich zu Fuß gehen lasse, rastet meine Mutter aus. Sie wird mich wie eine Dampfwalze platt machen, und danach wird sie sich auf dich stürzen. Also lass das Gezicke und fahr einfach mit.«
»Okay.« Sie wusste selbst nicht, warum sie so gemein und pampig war. Und so nervös und erschöpft. Trotz aller Beteuerungen seitens des Arztes hatte sie Angst, dass etwas mit ihr nicht stimmte – oder mit dem Baby.
Das Baby würde vielleicht krank oder behindert zur Welt kommen, weil sie ... Sie wusste nicht, warum, nur dass es ihre Schuld wäre.
Missmutig schnappte sie sich ihre Handtasche, rauschte aus dem Laden und weiter zu Harpers Wagen.
»Ich hätte in einer halben Stunde Feierabend gehabt«, beschwerte sie sich beim Einsteigen. »Was kann denn so wichtig sein, dass es nicht noch die kurze Zeit hätte warten können?«
»Das weiß ich auch nicht.«
»Diesen Ahnenforscher hat sie ja meines Wissens noch nicht getroffen.«
Er klemmte sich hinter das Steuer und ließ den Motor an. »Nein. Das eilt ja nicht.«
»Du scheinst an der Sache nicht sonderlich interessiert zu sein. Warum bist du bei unseren Treffen eigentlich nie dabei?«
»Sobald mir irgendwas Schlaues zu diesem Thema einfällt, werde ich kommen.«
Sie roch frisch. Frisch und sexy. Eine aufregende und beunruhigende Mischung, vor allem wenn sie so dicht neben ihm saß. Zum Glück war es nur eine kurze Fahrstrecke.
Er bog in die Einfahrt ein und hielt vor dem Haus an.
»Wenn du mit deinem Angeberschlitten immer so rast, wird deine ganze Kohle für Strafzettel draufgehen.«
»Das ist kein Angeberschlitten, sondern ein sehr gut konstruierter und zuverlässiger Sportwagen. Außerdem bin ich nicht gerast. Wieso motzt du eigentlich ständig an mir herum?«
»Ich motze nicht, ich stelle nur fest. Na ja, wenigstens ist dein Wagen nicht rot.« Sie öffnete die Tür und schob mühsam die Beine hinaus. »Die meisten Typen stehen bei Sportwagen auf Rot, um richtig schön aufzufallen. Ts, wahrscheinlich hast du es nur der schwarzen Farbe zu verdanken, dass die Strafzettel nicht aus deinem Handschuhfach herausquellen.«
»Ich habe in den letzten zwei Jahren keinen einzigen Strafzettel erhalten.«
Als Antwort stieß Hayley lediglich ein Schnauben aus.
»Okay, es waren nur achtzehn Monate, aber ...«
»Könntest du vielleicht mal fünf verdammte Sekunden mit dem Quatsch aufhören und mir aus dieser verfluchten Karre heraushelfen? Das ist ja die reinste Seifenkiste.«
Wie ein Läufer auf der Startlinie sprintete er los und rannte zur Beifahrerseite. Er wusste nicht, wie man eine schwangere Frau anfassen sollte, vor allem wenn sie ihn so wütend anblitzte, als sei er an ihrem Zustand schuld. Wenn er sie an der Hand nehmen und herausziehen würde, würde er ihr womöglich wehtun.
Kurz entschlossen beugte er sich zu ihr hinunter, schob die Hände unter ihre Achseln und hob sie heraus.
Ihr Bauch stieß gegen ihn, und nun brach ihm tatsächlich der Schweiß aus.
Er spürte, wie sich etwas in ihrem Bauch bewegte, und das war ... außergewöhnlich.
Unfreundlich schob sie ihn zur Seite. »Danke.«
Wie entsetzlich demütigend, dachte sie. Jetzt war sie schon so unförmig und plump, dass sie nicht mehr allein aus einem Wagen steigen konnte. Aber wenn er sie nicht gedrängt hätte, in dieses lächerliche Spielzeugauto einzusteigen, wäre sie gar nicht erst
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