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Blüte der Tage: Roman (German Edition)

Blüte der Tage: Roman (German Edition)

Titel: Blüte der Tage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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den Badewannenrand. Er nahm an, dass der Junge genauso nervös war wie er selbst.
    »Stört es dich, dass ich deine Mama geküsst habe?«
    »Weiß nicht. Vielleicht. Als ich klein war, habe ich mal gesehen, wie so ein Mann sie geküsst hat. Sie ist mit ihm zum Dinner oder so was gegangen, und wir hatten einen Babysitter. Ich wurde wach und habe gesehen, wie er sie küsste. Ich habe ihn aber nicht besonders gemocht, weil
er die ganze Zeit so dämlich grinste.« Er führte es vor, indem er die Zähne fletschte.
    »Also, ich mag ihn auch nicht.«
    »Küsst du Frauen immer, wenn sie hübsch sind?«, platzte Gavin heraus.
    »Nun, ich habe natürlich schon einige Frauen geküsst. Aber deine Mama ist etwas Besonderes.«
    »Warum?«
    Der Junge wollte klare Antworten, wurde Logan bewusst. Also sollte er diese auch kriegen. »Weil sie mir im Herzen so ein komisches Gefühl macht, im guten Sinne. Mädchen und Frauen lösen in uns alle möglichen komischen Gefühle aus, aber wenn sie im Herzen so ein Gefühl auslösen, sind sie etwas Besonderes.«
    Gavin blickte zur geschlossenen Tür, dann wieder zu Logan. »Mein Dad hat sie auch geküsst. Daran kann ich mich erinnern.«
    »Schön, dass du dich daran erinnern kannst.« Er musste gegen den Impuls ankämpfen, dem Jungen über das Haar zu streichen. Doch dafür war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Für sie beide nicht. In diesem Haus gab es nicht nur einen Geist.
    »Ich denke, er hat sie sehr geliebt und sie hat ihn sehr geliebt. Das hat sie mir erzählt.«
    »Er kann nicht zurückkommen. Ich dachte, er würde vielleicht doch zu uns zurückkommen, obwohl Mom sagte, dass er das nicht kann. Als die Geisterfrau auftauchte, dachte ich, er könnte auch kommen. Ist er aber nicht.«
    Gab es für ein Kind etwas Grausameres, als einen Elternteil zu verlieren?, dachte er. Selbst für ihn, einen erwachsenen Mann, war die Vorstellung nahezu unerträglich.
    »Das bedeutet aber nicht, dass er nicht über euch wacht. Ich glaube nämlich an solche Dinge. Wenn Menschen, die uns lieben, gehen müssen, passen sie weiterhin auf uns auf. Dein Dad wird immer über dich wachen.«
    »Dann hat er auch gesehen, wie du Mom geküsst hast, weil er ja auch über Mom wacht.«
    »Sicher.« Logan nickte. »Ich glaube, er hat nichts dagegen, weil er weiß, dass ich sie glücklich machen will. Und wenn wir beide, du und ich, einander etwas besser kennen, hast du vielleicht auch nichts mehr dagegen.«
    »Machst du Mom auch ein komisches Gefühl im Herzen?«
    »Das hoffe ich, weil das ja sonst sehr einseitig wäre. Wie auch immer, eines möchte ich unbedingt klarstellen, Gavin: Egal, was passiert, dein Dad wird immer dein Dad bleiben. Immer. Du sollst wissen, dass ich das respektiere. Das verspreche ich dir von Mann zu Mann.«
    »Okay.« Gavin lächelte zögernd, und während er dann Logans dargebotene Hand schüttelte, weitete sich sein Lächeln zu einem Grinsen. »Dich mag ich jedenfalls lieber als diesen anderen Mann.«
    »Gut zu wissen.«
    Bei ihrer Rückkehr ins Kinderzimmer schlief Luke bereits. Logan beantwortete Stellas fragenden Blick lediglich mit einem leichten Heben seiner Brauen und wartete dann vor der Tür, bis sie Gavin ins Bett gebracht hatte.
    Als Stella herauskam, nahm er sie bei der Hand und ging mit ihr durch den Flur. »Frag ihn ruhig, wenn du etwas wissen willst«, sagte er. »Er kann sehr gut für sich selbst sprechen.«
    »Ich will ihn einfach nicht verunsichern.«
    »Als du ihn eben ins Bett gebracht hast, kam er dir da verunsichert vor?«
    »Nein.« Sie seufzte. »Nein.«
    Am oberen Treppenabsatz traf sie die Kälte mit aller Wucht. Beschützend legte Logan den Arm um Stellas Taille und zog sie an seine Seite. Die Kälte flackerte noch einmal grell wie ein Peitschenknall auf und verschwand dann.
    Sekunden später hörten sie aus dem Kinderzimmer den leisen Gesang.
    »Sie ist nur auf uns wütend«, flüsterte Stella, da Logan Anstalten machte, ins Kinderzimmer zu stürmen. »Nicht auf die Jungs. Sie wird ihnen nichts tun. Wir können sie unbesorgt mit den Jungen allein lassen. Ich habe ein Babyfon, da höre ich, falls sie mich brauchen sollten.«
    »Kannst du hier oben denn gut schlafen?«
    »Komischerweise ja. Anfangs deshalb, weil ich gar nicht an diese Geistergeschichte glaubte. Und inzwischen, weil ich weiß, dass sie meine Söhne auf ihre Art liebt. Als die Jungen neulich bei ihren Großeltern übernachteten, kam die Geisterfrau in mein Zimmer und weinte. Es war

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