Blüten, Koks und blaues Blut
unterhalten.“
„Mademoiselle Poitevin war völlig sicher, daß es
zwischen Fabrègues und Jacqueline Andrieu aus war. Obwohl nichts in seinem
Verhalten darauf schließen ließ! Sagt Emma, und die muß es wissen. Emma ist die
Garderobenfrau im Eldorado , Sie wissen schon, das Bumslokal mit
gräflicher Kundschaft. Woher hatte Mado also ihre sicheren Informationen? Mir
ging ein Licht auf, als ich sie bei Raymonde traf. Ohne Zweifel war Madame
Saint-Cernin die heimliche Liebe von Fabrègues.“
„Ganz ohne Zweifel!“ Hélène nickte ironisch. „Zum
Beispiel war sie nicht verheiratet. Auf verheiratete Frauen sollte ich doch
besonders achtgeben, war es nicht so?“
„Jeder kann sich irren“, brummte ich. „Die
Heimlichtuerei des Grafen ließ vermuten, daß es sich um Ehebruch handelte.
Diese außergewöhnliche, geschickte, verführerische Frau hat dem eingefleischten
Junggesellen Fabrègues völlig den Kopf verdreht. Hat ihm das Gefühl gegeben,
wegen seiner schönen Augen geliebt zu werden. Um den Reiz dieser Liaison nicht
zu zerstören, hat der Graf das Liebesverhältnis geheimgehalten. Genauso hätte
er sich wohl verhalten, wenn es um eine Frau gegangen wäre, die üblicherweise
nicht in seinen Kreisen verkehrte. Raymonde jedenfalls war mindestens einmal
bei ihm. Ihr Name war Joseph aufgefallen — vielleicht kannte er ihre Bücher — ,
und er hat ihn mit auf die berühmte Namenliste gesetzt. Bei der Gelegenheit ist
mir ihr Name zum ersten Mal aufgefallen. Milandre jedoch hat ihn beim
Abschreiben der Liste weggelassen.“
„Woher wissen Sie, daß sie mindestens einmal in
der Villa des Grafen war?“
„Weil sie die exotische Figur gekauft hat. Die
Idee dazu muß ihr doch wohl gekommen sein, nachdem sie das Kunstwerk in
Fabrègues’ Büro gesehen hatte.“
„Und wie haben Sie herausgefunden“, fragte
Hélène weiter, „daß die Figur mit falschen Banknoten bezahlt wurde?“
„Wie Sie wissen, habe ich zuerst geglaubt, mein
Klient hätte ein Familienschmuckstück verhimmelt. Aber dann versicherte mir
sein Bruder, daß der gesamte Familienschmuck im Pfandhaus schmort. Also konnte
er nicht verkauft werden. Es mußte sich um etwas anderes handeln. Als ich im
Brief den Satz Zerstören Sie die 100 las und dann die Katalognummer an
der Skulptur sah, hätte ich schon besonders dämlich sein müssen, um nicht
darauf zu kommen. Amélie hat dann meine Vermutung bestätigt. Der Abtransport
dieses Ungetüms konnte nicht unbemerkt vonstatten gehen.“
„Großartig!“ rief Pellegrini. „Fabrègues hatte
sich also nur in etwas hineingesteigert?“
„Ja. Todesursache: Blaues Blut!“
Der Korse kratzte sich am Ohr.
„Aber warum stand sein Name in Dufours
Notizbuch?“
„Weil der Grafiker außer in der Herstellung auch
— und zwar zusammen mit Milandre — in der Werbeabteilung der Bande tätig war.
Er suchte die Trottel aus, die dem Charme der Schriftstellerin erliegen würden
und sich kompromittieren konnten. So wurden diese vornehmen Opfer zu
unfreiwilligen Komplizen der Geldfälscher. Ich glaube, wenn unser schönes Biest
nicht erdrosselt worden wäre, wäre Charles Maurin eines schönen Tages — oder
nachts — gebeten worden, echte Scheine im väterlichen Tresor gegen Blüten
auszutauschen... Um aber wieder auf Fabrègues zurückzukommen: In seinem Fall
ist Raymonde zu flink vorgegangen. Sie wollte die Figur aus Ozeanien unbedingt
haben und zahlte leichtsinnigerweise, oder weil sie gerade über kein echtes
Geld verfügte, mit Spielgeld. Und der Graf brachte die Scheine nichtsahnend in
Umlauf. So nahm dann alles seinen Lauf...“
„Sie haben über alles mögliche geredet, nur
nicht über den Kerl, der mit meinem Dienstwagen abgehauen ist. Welche Rolle
spielt der in dem Puzzle?“
Ich erzählte dem Kommissar die reine Wahrheit.
„Er hat schon reichlich bezahlt“, schloß ich. „Wenn
Sie ihn zufällig treffen sollten, tun Sie bitte so, als würden Sie ihn nicht
wiedererkennen. Wäre zwar ungewöhnlich, daß sich ein Flic für einen guten Zweck
blind stellt, aber wenn man eifrig sucht, findet man vielleicht einen...“
Der Kommissar brummte nur etwas
Unverständliches, ohne sich näher festzulegen.
Es wurde an die Tür geklopft. Ein Beamter in
Hemdsärmeln teilte seinem Vorgesetzten mit, daß der Akrobat „stur wie ein Esel“
sei. Außer einem Haufen Alibis gebe er nichts von sich.
„Dann überprüft seine Angaben und kocht ihn
weich!“ ordnete Pellegrini an.
Hélène und ich ließen die
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