Blueten-Trilogie 03 - Fliedernachte
Verstanden? Ich bin drüben im Geschäft und jederzeit erreichbar.«
»Woher weiß sie, wie wir uns benehmen, obwohl sie gar nicht hier ist?«, wollte Murphy wissen, nachdem Clare gegangen war. »Denn das weiß sie wirklich immer.«
»So ist das nun mal mit Müttern. Die scheinen für so was eine Antenne zu haben«, klärte Beckett ihn auf.
»Sobald ihr Unsinn macht, hängen wir euch einfach an der Decke auf. Und zwar mit dem Kopf nach unten«, fügte Ryder hinzu. »Kümmerst du dich um den Zwerg?«
»Ja, mach ich.« Beckett legte eine Hand auf Murphys Kopf.
Ryder deutete auf Liam. »Ich nehm das Sandwichkind mit in die Bäckerei, damit es beim Austauschen der Schlösser helfen kann.«
»Warum bin ich ein Sandwich?«, wollte Liam wissen.
»Weil du vom Alter genau in der Mitte zwischen deinen Brüdern bist. Wie der Belag bei einem Sandwich.«
»Aber nur bis die Babys da sind. Dann wird Murphy in der Mitte sein.«
»Gut gerechnet«, stellte Beckett belustigt fest.
»Noch ein Mathefreak? Dann soll er besser auf Owen warten, und ich kümmere mich um den hier«, sagte er und nahm Harry in den Schwitzkasten. »Los, lass uns rüber zum Fitnessstudio gehen. Das Noch-Sandwich nehmen wir mit und liefern es bei der Bäckerei ab.«
»Super. Danke.« Nachdem Ryder mit den beiden Jungs verschwunden war, wandte sich Beckett dem Kleinen zu. »Dann holen wir am besten erst mal unser Werkzeug.«
Murphy sah ihn strahlend an. »Unser Werkzeug.«
Währenddessen verhandelte Ryder mit Liam, den er zunächst in der Obhut von zwei Arbeitern lassen musste, bis Owen auftauchte. Zwar handelte es sich um Männer, die selbst Kinder hatten, doch wollte er sicherstellen, dass der ebenso geschickte wie gewiefte Achtjährige keinen Blödsinn anstellte.
»Du kriegst von mir einen Dollar in der Stunde, wenn du dich anständig benimmst. Falls du die Sache verbockst, gibt’s nada .«
»Was ist nada ?«
»Nichts.«
»Dann will ich kein Nada «, protestierte Liam.
»Das will niemand, also pass auf, dass du keinen Mist baust. Falls er irgendwelchen Ärger macht«, wies Ryder seine Männer an, »bringt ihn einfach zu Beck. Auf geht’s, Harry.«
»Ich sollte mehr als Liam kriegen, weil ich älter bin.«
»Einen Dollar die Stunde«, wiederholte Ryder, während sie wieder auf die Straße traten. »Das ist der allgemeine Tarif.«
»Du könntest mir ja einen Bonus zahlen.«
Amüsiert und fasziniert musterte Ryder den Jungen. »Woher zum Teufel weißt du, was ein Bonus ist?«
»Mom gibt den Mädchen in ihrem Laden immer einen Weihnachtsbonus, weil sie so viel arbeiten.«
»Okay, dann frag mich Weihnachten noch mal.«
»Bekomm ich eine von diesen Pistolen, mit denen man die Nägel in die Wände schießt?«
»Sicher. In fünf Jahren.«
»Grandma sagt, ihr baut ein Studio, in dem die Leute Sport machen, damit sie gesund bleiben.«
»So ist es geplant.«
»Wir kriegen immer Brokkoli, weil der gesund ist. Außer an unseren Männerabenden. Da gibt’s nichts Gesundes.«
»Deshalb sind es ja auch Männerabende.«
»Darf ich irgendwelche Sachen messen? Ich hab ein Maßband, ein Geschenk von Beck. Leider hab ich es nicht dabei.«
»Macht nichts. Auf der Baustelle liegen bestimmt ein paar Maßbänder herum.«
Harry fielen fast die Augen aus dem Kopf, als sie das entkernte Gebäude betraten, denn da war nichts mehr außer einem großen, kahlen, hallenartigen Raum und einem kaputten Dach. Und der übliche Lärm der Sägen, Hämmer und Nagelpistolen.
»Ist ja riesig«, stellte er mit ehrfürchtiger Stimme fest. »Warum ist hier nichts mehr drin?«
»Weil wir das Zeug, das vorher drin war, nicht gebrauchen konnten. Bis auf die Außenwände bauen wir alles neu.«
»Ihr baut es einfach neu? Das ganze Haus? Woher wisst ihr, wie das geht?«
Als er merkte, dass es den Jungen wirklich interessierte, ging er mit ihm zu dem Tisch, auf dem die Pläne ausgebreitet waren.
»Die hat Beck gemacht. Ich hab ihm mal dabei zugesehen«, erklärte Harry altklug. »Bloß das Dach sieht total anders aus.«
Wow, dachte Ry, der Junge hatte nicht nur jede Menge Fragen, sondern offenbar ebenfalls einen guten Blick. Vielleicht wuchs ja mit ihm und seinen Brüdern die nächste Handwerkergeneration für den Familienbetrieb heran.
»Am Ende wird es aussehen wie in Becketts Plan, wart’s nur ab. Denn irgendwann wird das alte Dach entfernt.«
»Und was ist, wenn es regnet?«
»Dann werden wir nass.«
Harry blickte grinsend zu ihm auf. »Kann ich jetzt was
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