Blueten-Trilogie 03 - Fliedernachte
oder gar ausfallend zu werden. Also ging sie lieber auf seine Worte nicht weiter ein.
»Besonders stolz sind wir auf die im Haus verwendeten Fliesen und Kacheln. Zum Beispiel der Fliesenspiegel unter diesem Tisch ist ein Unikat. Eine Sonderanfertigung, die du nirgends sonst bekommst. Und die Blumenarrangements werden jeweils passend zu den Räumen oder zu irgendwelchen Anlässen gebunden.«
»Wirklich entzückend, diese Details. Ich …«
»Und achte bitte auf die Holzarbeiten«, fiel sie ihm ins Wort. »Wie zum Beispiel die Rahmen der alten Bogentüren. Die Familie Montgomery hat das gesamte Haus geplant, restauriert und ausgestattet und war dabei sehr auf Wahrung der Tradition bedacht. Es handelt sich nämlich um das älteste aus Stein errichtete Gebäude der Stadt und war die meiste Zeit ein Hotel. Durch die Lounge dort drüben sind früher die Kutschen der Reisenden in den Hof zu den Stallungen gefahren.«
»Hope.« Ehe sie ihm ihren Arm entziehen konnte, glitt er sanft mit einer Fingerspitze über ihre nackte Haut. »Lass uns irgendwo etwas essen gehen. Es ist viel zu lange her, dass wir zum letzten Mal zusammen waren.«
Bei Weitem nicht lange genug. »Jonathan, ich hab zu tun.«
»Mit Sicherheit steht dir doch eine Mittagspause zu. Welches Lokal kannst du empfehlen?«
Er erwartete tatsächlich, dass sie mit ihm essen ging. Nicht nur das – er schien völlig überzeugt, dass er nur mit dem Finger schnippen musste, damit sie sprang. Hocherfreut, geschmeichelt und dankbar, dass er sich um sie bemühte.
Hope brannte darauf, ihn zu enttäuschen. In jeder Hinsicht.
»Nun, solltest du hungrig sein, geh rüber in die Pizzeria. Aber ohne mich. Ich verspüre nämlich nicht das geringste Interesse daran, dich zu begleiten. Selbst wenn ich Hunger hätte, nicht. Möchtest du, bevor du gehst, noch den Hof sehen?« Sie öffnete die Tür und kehrte zum routinierten Plauderton einer Fremdenführerin zurück. »Ein wunderbarer Ort, um gemütlich an einem Tisch zu sitzen und etwas zu trinken, vor allem bei so schönem Wetter wie im Augenblick.«
»Der Ausblick ist nicht toll«, kommentierte er, während er über den kleinen Garten zum Parkplatz und dem grünen Haus am anderen Ende blickte.
»Nicht mehr lange«, antwortete sie. »Das Haus da drüben wird derzeit von den Montgomerys modernisiert.«
»Die Familie scheint ziemlich umtriebig zu sein. Setz dich wenigstens kurz hin und trink etwas mit mir«, schlug er vor.
Sie konnte nicht gut ablehnen, ohne alle Gebote der Gastfreundschaft zu verletzen. Egal wie unsympathisch er sein mochte. Und wer weiß, vielleicht kamen auf seine Empfehlung ja sogar neue Gäste.
»Also gut. Ich bin gleich wieder da.«
Sie würde einfach ihre Pflicht tun und die gute Gastgeberin spielen, dachte sie, während sie frischen Eistee und einen Teller mit Gebäck auf ein Tablett stellte. Als sie wieder nach draußen kam, hatte er sich zwischenzeitlich im Schatten eines Sonnenschirms an einen der Tische gesetzt.
»Es überrascht mich, dass du ohne deine Frau gekommen bist. Ich hoffe doch, es geht ihr gut.« Bravo, beglückwünschte sich Hope, dass ihr diese leicht ironische Frage eingefallen war.
»Danke, es geht ihr ausgezeichnet. Sie ist ständig beschäftigt. Irgendeine Komiteesitzung, dann eine Verabredung zum Shoppen … Na, du kennst das ja. Die Geschäfte und das Nachtleben in Georgetown müssten dir eigentlich fehlen, denn soweit ich das beurteilen kann, dürfte es hier dergleichen nicht geben.«
»Ich bin hier sehr glücklich und vermisse nichts.«
Er sah sie mit einem mitleidigen Lächeln an, dem zu entnehmen war, dass er ihr nicht glaubte. Nicht mal das mit dem Glücklichsein.
Am liebsten hätte sie ihm die Faust in sein attraktives Gesicht gerammt. Aber tat eine perfekte Gastgeberin so etwas? Nein, eindeutig nicht, und so zog sie es vor zu schweigen.
»Ich kann immer noch nicht glauben, dass eine Frau mit deinem Geschmack und deinem Stil, deinem Können und deinem Ehrgeiz in ein solches Provinznest gezogen ist. Um dort ein – reden wir nicht drum herum – kleines Bed & Breakfast zu führen. Egal wie nett es sein mag. Und das nach deiner Position in unserem Haus. Einfach unfassbar! Ich schätze mal, dass du sogar hier wohnst?«
»Ja, meine Wohnung liegt im zweiten Stock.«
»O Gott, das ist bestimmt kein Vergleich mit deinem wunderschönen Stadthaus. Welch ein Abstieg.« Jetzt schüttelte er mitleidig den Kopf. »Ich fühle mich teilweise verantwortlich für all diese
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