Blueten-Trilogie 03 - Fliedernachte
tun?«
»Okay, ich besorg dir einen Hammer, und wir legen los.«
Sie hatten jede Menge Spaß. Weil der Junge eifrig bei der Sache und zudem gescheit und amüsant war. Ryder hatte die drei bereits in Aktion erlebt, als sie Becketts Haus fertiggestellt hatten. Harry als der Älteste legte dabei die größte Umsicht an den Tag, und schon damals, vor ein paar Monaten also, hatte es ihm viel Freude bereitet, den wissbegierigen Jungen anzuleiten.
Unwillkürlich war ihm dabei in den Sinn gekommen, dass er selbst als Kind genauso von seinem Vater an die Hand genommen worden war. Ohne Tom Montgomerys handwerkliches Können, seinen Ehrgeiz, seine Begeisterungsfähigkeit und seine Geduld hätte keiner der Söhne es in seinem Beruf so weit gebracht – und das Unternehmen nicht einen solchen Aufschwung genommen.
Vor allem zu Beginn eines Projekts, wenn unzählige Möglichkeiten und Varianten bedacht werden mussten, vermisste Ryder, obwohl inzwischen selbst erfahren genug, manchmal seinen Vater. Auch an diesem Vorhaben hätte er bestimmt seinen Spaß gehabt, dachte er. Und an Harry, der gerade geschickt einen Wandpfosten abmaß, ebenfalls. Dieser schlaksige Zehnjährige wäre ein Enkelsohn ganz nach dem Herzen von Thomas Montgomery gewesen. Schade, dass er diese Vergrößerung der Familie nicht mehr miterleben durfte. Vor allem die Geburt der zwei Babys, die gerade unterwegs waren. Ja, sein Vater hätte sich riesig über die neue Generation gefreut.
Lächelnd machte Ryder sich ans Werk. Gemeinsam mit dem Jungen wollte er eine Zwischenwand einziehen. Als es geschafft war, traten sie einen Schritt zurück und betrachteten stolz ihr Werk, tranken beide einen Schluck von ihrer Cola.
»Tja, mein Lieber, du hast heute deine erste Wand gebaut.« Ryder zog einen dicken Bleistift aus dem Werkzeuggürtel und drückte ihn Harry in die Hand. »Schreib deinen Namen drauf.«
»Wirklich?«
»Klar. Anschließend kommen zwar der Dämmstoff, Gips und Farbe drüber, aber du wirst immer wissen, dass dort ›Harry‹ steht.«
Strahlend trat der Junge vor die Wand und malte in sorgfältiger Schreibschrift seinen Namen darauf.
Im selben Augenblick ertönte draußen lautes Indianergeheul, und Liam kam aufgeregt hereingerannt.
»Na, haben sie dich rausgeworfen?«, fragte Ryder.
»Nee! Ich hab eine Million Lichtschalter und sogar einen Türknauf angebracht. Chad hat mir gezeigt, wie man das macht. Bis Beck kam, weil wir Pizza essen gehen wollen.«
Wie aufs Stichwort tauchte in diesem Moment Beckett mit Murphy auf.
»Guckt mal! Ich hab eine Wand gebaut – zusammen mit Ry.«
Liam runzelte die Stirn. »Das ist ja wohl keine Wand, wenn man noch durchgehen kann. Siehst du?« Liam trat einen Schritt nach vorne.
»Es ist eine Ständerwand«, klärte sein Bruder ihn gewichtig auf.
Liam verzog gekränkt das Gesicht. »So was will ich auch bauen.«
»Ein anderes Mal.« Beckett packte ihn am Kragen und zog ihn zurück. »Vorsicht. Denk an die Baustellenregeln, ja?«
»Und ich hab ein Podest gebaut, auf dem man stehen kann«, meldete sich Murphy zu Wort. »Aber jetzt ist Mittagspause, und wir kriegen Pizza.«
»Erst müsst ihr euch ein bisschen säubern«, meinte Beckett, doch seinen Jungs schien das mehr als nebensächlich zu sein.
»Und wir dürfen Videospiele machen. Ich hab drei Dollar verdient.« Liam schwenkte seine Scheine durch die Luft, während Harry vorwurfsvoll Ryder anblickte.
»Ja, ja.« Er zückte seine Brieftasche. »Das hast du dir wirklich verdient.«
»Danke! Kommst du mit zum Essen?«
»Später vielleicht. Vorher muss ich ein paar Sachen erledigen.«
»Owen ist auch noch beschäftigt – er will in zwanzig Minuten im Vesta sein.«
»Okay, bis dahin müsste ich es schaffen.«
»In Ordnung, Jungs, dann zieht mal los, und wir sehen uns später.«
Hope beobachtete durchs Küchenfenster, wie Beckett mit seiner Bande über die Straße Richtung Pizzeria ging. Sie wirkten so nett zusammen, und niemand, der es nicht wusste, würde denken, dass er nicht ihr Vater war .
Am liebsten hätte sie sich ihnen angeschlossen und drüben bei Avery schnell was gegessen, doch sie konnte nicht weg, weil Carolee mit Justine losgefahren war, um sich irgendwelche Fliesen, Korkböden und andere Dinge für die Ausstattung des Fitnessstudios anzusehen.
Außerdem würden in einer Stunde die Putzfrauen kommen, um die Zimmer zu machen und alles für die neuen Gäste herzurichten. Sie musste unbedingt daran denken, neue Becher für die Bäder zu
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