Blueten-Trilogie 03 - Fliedernachte
einer Sonnenbrille verborgen. Als einer seiner Männer brüllend auflachte, zuckte Ryder mit den Achseln und sah ihn mit einem breiten Grinsen an. Auch das war typisch für ihn, dachte Hope.
Die Montgomery-Brüder bildeten zweifellos ein wahrhaft attraktives Trio, wobei ihre Freundinnen zweifellos gut daran getan hatten, sich für Beckett und Owen zu entscheiden. Nicht dass Ryder schlechter ausgesehen hätte, ganz und gar nicht, doch er war launisch und eher ungesellig. Dabei ausgesprochen sexy, wenngleich auf eine fast unzivilisierte, animalische Art.
Und damit kein Typ für eine kultivierte Großstädterin wie Hope.
Als sie über die Straße ging, pfiff ihr einer der Männer laut hinterher. Das war üblich in Boonsboro, und so drehte sie den Kopf in Richtung Bäckerei, setzte ein verführerisches Lächeln auf und winkte Jake, einem der Maler, fröhlich zu. Grinsend beantworteten er und ein anderer Arbeiter den Gruß.
Ryder Montgomery nicht. Er hakte bloß seine Daumen in die Hosentaschen und blickte sie reglos an. Ungesellig, dachte sie erneut. Selbst ein kurzes Winken war dem Kerl zu viel.
Trotzdem spürte sie wieder diese verräterische Hitze, die sie fast immer in seiner Gegenwart überfiel. Na und, schließlich war er ja sexy, was niemand bestritt, und sie reagierte eben darauf wie eine ganz normale, gesunde Frau. Vor allem wie eine, die seit geraumer Zeit solo war und einen gewissen Nachholbedarf in puncto Sex hatte. Immerhin lebte sie seit mehr als einem Jahr in dieser Hinsicht völlig abstinent.
Aber das war ihr eigenes Problem, über das sie lieber gar nicht nachdachte.
Auf der anderen Straßenseite angekommen, ging sie weiter Richtung Buchladen, wo sie die Freundin auf der Treppe stehen sah.
Clare hatte eine Hand auf ihren Babybauch unter dem luftigen Sommerkleid gelegt. Ihr langes, sonnenhelles Haar trug sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, und eine blau gefasste Sonnenbrille schützte ihre Augen gegen die gleißende Morgensonne.
»Ich wollte nur kurz sehen, wie es dir geht«, rief Hope.
Clare hielt ihr Handy hoch. »Ich hab dir gerade eine SMS geschickt.«
»Und? Alles in Ordnung?« Hope sah die Freundin forschend an.
»Ja. Alles in Ordnung. Wir sind gerade erst zurückgekommen. Beckett …« Sie blickte über ihre Schulter. »Beckett ist gleich rüber zu den anderen in die Bäckerei.«
»Okay.« Hope legte besorgt die Hand auf Clares Arm. »Du warst beim Ultraschall, oder?«
»Ja.«
»Und?«
»Lass uns rüber ins Vesta gehen, damit ich es dir und Avery gleichzeitig erzählen kann. Beckett wird seinen Brüdern Bericht erstatten und bei seiner Mutter anrufen. Und ich bei meinen Eltern.«
»Dem Baby geht’s doch gut?«
»Sehr gut sogar.« Sie klopfte im Gehen auf ihre Handtasche. »Ich hab die Aufnahmen dabei.«
»Zeig sofort her!«
»Ich werde euch wahrscheinlich tage- oder sogar wochenlang mit diesen Bildern auf die Nerven gehen, aber sie sind wirklich faszinierend.«
Auf violetten Crocs kam Avery aus der Pizzeria gehüpft. Unter der großen weißen Schürze trug sie T-Shirt und Caprihose.
»Und? Kaufen wir jetzt lauter rosa Sachen?«
»Bist du alleine?«, fragte Clare zurück.
»Ja. Fran taucht erst in einer halben Stunde auf. Geht es dir gut? Ist alles okay?«
»Es ist alles absolut perfekt und wunderbar. Trotzdem würde ich mich gerne zunächst einmal setzen.«
Während die beiden anderen sich fragend anschauten, trat sie durch die Tür des Restaurants, ging schnurstracks auf den Tresen zu, ließ sich auf einen Hocker fallen und stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. »Eine Schwangerschaft und dazu noch drei Jungs, die Sommerferien haben – das ist ganz schön anstrengend.«
»Du bist ein bisschen blass«, bemerkte Avery.
»Ich bin nur etwas müde, weiter nichts.«
»Möchtest du etwas Kaltes trinken?«
»O ja, liebend gerne.«
Als Avery zum Kühlschrank ging, setzte Hope sich neben Clare und sah sie aus zusammengekniffenen Augen an. »Du hältst uns irgendwie hin. Wenn alles in Ordnung ist …«
»Das hast du durchaus richtig erkannt, und ich werde euch auch noch ein wenig auf die Folter spannen. Ich hab nämlich eine große Neuigkeit.« Lachend griff sie nach dem kalten Ginger Ale, das Avery ihr reichte.
»Ich sitze hier mit meinen beiden besten Freundinnen in einem Lokal, in dem es bereits verlockend nach Pizza riecht …«
»Nicht sonderlich überraschend, oder? Denn genau das ist die Spezialität des Hauses.« Avery hielt Hope eine gekühlte Wasserflasche hin,
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