Blueten-Trilogie 03 - Fliedernachte
ist es für ihn völlig okay, wenn ihr einfach miteinander schlaft. Ich kenne ein paar Mädchen, mit denen er mal was hatte. Es hieß, dass er die Abwechslung liebe, ohne dass es jemals böses Blut gegeben hätte. Mehr weiß ich nicht.«
»Perfekt, das ist alles, was ich will. Unkomplizierten Sex mit einem attraktiven, netten Mann. Dass er attraktiv ist, sieht man, und dass er nett sein kann, hab ich inzwischen gemerkt.« Sie hob erleichtert die Hände in die Luft. »Damit wäre dieses Thema abgehakt. Und jetzt zum Rest meines Berichts. Ich bin gestern Abend kurz nach zwölf ins Bett und wurde gegen zwei von lauten Schreien aus dem ersten Stock wieder geweckt.«
»Grundgütiger.« Avery unterbrach ihre Arbeit und starrte die Freundin an. »Was ist passiert?«
»Das will ich ja gerade erzählen.« Während Hope berichtete, bog Avery sich vor Lachen. »Ich hätte mir denken können, dass du das witzig findest. Du und Lizzy habt nämlich viel Ähnlichkeit.«
»Das hat sie absichtlich getan. Lizzy mag uns, und nachdem die Nervensäge dich wie eine Dienstbotin behandelt hat, fand sie es offenbar an der Zeit, ihr einen Denkzettel zu verpassen.«
»Jedenfalls war es eine illustre nächtliche Versammlung in teils grotesker Unter- beziehungsweise Nachtwäsche. Lola schrie, als hätte ihr jemand einen Eispickel ins Auge gerammt, und so ganz leicht plagen mich Gewissensbisse, weil ich ihr nicht die Wahrheit gesagt habe. Alle taten so, als sei sie verrückt. Irgendwie gemein – obwohl sie eine Furie ist.«
»Ach was, die wäre vollends ausgeflippt, wenn sie was von einem Geist erfahren hätte.«
»Genau, das hab ich mir auch gedacht. Da war übrigens noch ein anderes Paar, das es mit Übersinnlichem hat und deshalb alte Gemäuer aufsucht. Die beiden haben Lizzy vorher auf dem Balkon gesehen – er konnte sogar beschreiben, wie sie aussah. Wahrscheinlich läuft Jake heute Nacht stundenlang durchs Haus und sucht sie. Wie dem auch sei: Nach zwei Tassen Tee mit Whiskey konnten wir Lola wieder ins Bett schaffen, allerdings zog sie für den Rest der Nacht die Gesellschaft von Titania und Oberon vor. Elizabeth und Darcy hatten sie zu sehr enttäuscht. Jake und Casey waren bereit zu tauschen. Natürlich hieß das Betten frisch beziehen und Handtücher wechseln, aber das war mir der Frieden wert.«
»Und wann warst du wieder im Bett?«
»Kurz vor vier. Doch damit war die Geschichte noch nicht zu Ende.«
»Nein?«
»Ich hab sie nämlich ebenfalls gesehen.«
»Wen?«
»Wen wohl? Lizzy. Als ich in meine Wohnung hochging, hab ich so vor mich hingeredet und sie dabei direkt angesprochen. Du weißt schon: Nach dem Motto: Lizzy, was hast du jetzt wieder angestellt. Und dann stand sie plötzlich da – ich wollte gerade das Licht ausmachen. Zum ersten Mal war sie bereit, sich mir zu zeigen.«
»Sie war in deiner Wohnung?«
»Das war sie schon öfter, bloß unsichtbar. Und, Avery, sie hat mit mir geredet.«
Ungläubig riss die Freundin die Augen auf. »Was hat sie gesagt? Hast du sie nach Billy gefragt?«
»Als Allererstes, ist ja klar.«
»Und was hat sie geantwortet?«
»Ich hab alles aufgeschrieben. Wort für Wort, damit ich es Owen zeigen kann. Natürlich euch allen, aber vor allem ihm.« Sie zog den Zettel aus der Tasche, faltete ihn auseinander und las Avery den Text vor.
»Und was hat Ry damit zu tun?«
»Keine Ahnung. Meiner Meinung nach hat sie eine romantische Ader und hält uns einfach für ein schönes Paar.«
»Dann sieh zu, dass du Lizzy Dienstagabend zufriedenstellst.«
»Eigentlich müsste sie von mir enttäuscht sei, weil es mir nicht um die große Liebe geht.«
»Warten wir’s ab.« Avery hob beschwichtigend die Hände. »Arme Lizzy. Was will sie mit dem Verblassen sagen? Er verblasst, sie verblasst. Klingt, als ob sie ihn nicht mehr sehen kann und auch vieles vergessen hat. Weil die Erinnerungen mal stärker und mal schwächer sind. Dass sie wie sie selbst kommen und gehen. Glaubst du, dass sie das meint?«
»Könnte sein.«
»Sie hält sich schon so lange in dem Haus auf. Ich hab dir doch erzählt, dass ich sie bereits als Teenager gespürt und gerochen habe, wenn ich heimlich in dem Haus herumgelaufen bin. Bei Beckett war es genauso. Und als sie mit der Renovierung begannen, verstärkte sich das, und er fing an, mit ihr zu reden. Er merkte schnell, dass sie sich immer dort aufhielt, wo das Elizabeth-und-Darcy-Zimmer geplant war, und damit hatte sie ihren Namen weg. Und dann stellten wir auch noch
Weitere Kostenlose Bücher