Blueten-Trilogie 03 - Fliedernachte
vorbei, um mit Avery zu quatschen und mir alles anzusehen.«
»Das würde mich freuen.«
»Jetzt sollte ich langsam zurück zu meinen Freundinnen, sonst schicken die noch einen Suchtrupp los. Danke für das Bier.«
»Gern geschehen.«
»Wie heißt sie überhaupt?«
»Hope.«
»Ist sie hübsch?«
»Sie ist die schönste Frau, die ich jemals gesehen habe.« Auch das hatte er eigentlich nicht sagen wollen.
»Aha.« Jen beugte sich vor und küsste ihn auf die Wange. »Na, dann viel Glück, Schätzchen.«
»Das wünsch ich dir auch.«
Was für ein seltsames Gespräch, ging es ihm durch den Kopf. Er wandte sich zum Gehen, blieb noch einmal stehen und beobachtete, wie der Schlagmann der Suns den Ball so kraftvoll über die linke Hälfte des Feldes fliegen ließ, dass er nicht nur einen Punkt erzielte, sondern obendrein den zweiten und dritten Läufer seiner Mannschaft weiterkommen ließ.
»Hast du das gesehen?«, wollte Harry wissen, als er zu seinem Platz zurückkehrte.
»Ja. Superschlag.« Er drückte Murphy die Nachos in den Schoß und Owen sein Bier in die Hand.
»Und?«, fragte sein Bruder.
»Was und?«
»Was hast du zu Jen gesagt?«
»Dass ich mit jemandem zusammen bin. Meine Güte, Owen, ich spiel nicht mit Frauen.«
»Meine Güte, Owen«, wiederholte Murphy ernst. »Er spielt nicht mit Frauen.«
Als Ryder schallend lachte, zuckte Beckett zusammen, und die Suns erzielten ihren Siegespunkt.
Nach dem Bier, dem Hotdog und den Nachos hatte Ryder vorgehabt, kurz in seinen Fitnessraum zu gehen, sich dann mit seinem Hund gemütlich auf dem Sofa auszustrecken und sich vor dem Schlafengehen vielleicht noch ein Spiel im Fernsehen anzusehen.
Aber bereits eine Viertelstunde, nachdem Beckett ihn zu Hause abgesetzt hatte, stieg er mit Dumbass in seinen Pick-up und fuhr nach Boonsboro. Sie würden diese Sache klären müssen. Er hasste es, wenn etwas in der Schwebe war, und deshalb würde er auf einem klärenden Gespräch bestehen.
Zwei Autos standen auf dem Parkplatz neben ihrem Wagen. Gäste vermutlich. Also würde er direkt in die Wohnung gehen und oben warten, bis sie kam.
Und darüber nachdenken, was genau er ihr sagen sollte.
Der Duft der Rosen, die die Gartenmauer mit ihren Blüten überzogen, und das warme Licht der Außenlampen verliehen dem Hof ein beinahe südländisches Flair.
Die Steinmauer und die Rosen waren ebenso Becketts Idee gewesen wie der violett blühende Judasbaum in der Mitte des Hofes. Es war ein einladender, gemütlicher Ort, und Ryder verstand nicht, warum niemand von den Gästen draußen saß.
Er ging über die Außentreppe in den zweiten Stock, schloss die Tür von Hopes Apartment auf und ging hinein. Inzwischen fühlte er sich hier durchaus heimisch und holte sich eine Cola aus dem Kühlschrank. Hoffentlich kam sie bald.
Wahrscheinlich sollte er sie wissen lassen, dass er auf sie wartete, und er beschloss, ihr eine SMS zu schreiben und sich dann auf ihrem Bett das Baseballspiel im Fernsehen anzuschauen.
Als er das Schlafzimmer betrat, saß sie da mit gekreuzten Beinen, trug Schlafshorts und ein Tanktop, hatte Kopfhörer auf und den Laptop vor sich stehen.
Wie immer, wenn er sie sah, verschlug es ihm den Atem. Sie brauchte gar nichts zu tun, ihr Anblick allein reichte schon.
D.B. marschierte schnurstracks auf sie zu und stützte sich mit seinen Vorderpfoten links und rechts von ihr auf der Matratze ab.
Sie schrie, als hätte jemand ihr ein Messer in den Bauch gerammt.
»He, he.« Er trat eilig auf sie zu, als sie sich ans Herz griff und mit einem Satz auf ihre Knie kam.
»Um ein Haar hätte ich einen Herzinfarkt gekriegt«, sagte sie und ließ sich zurücksinken. »Heute hatte ich nicht mit dir gerechnet.«
»Tja, nun … Ich dachte, dass du noch unten bist. Sonst hätte ich geklopft.«
»Die Gäste haben sich ziemlich früh zurückgezogen.« Sie massierte sich die Herzgegend und stellte lachend fest: »Himmel, jemand, der mit einem Geist zusammenlebt, sollte eigentlich weniger schreckhaft sein. Was meinst du?«, fragte sie den Hund. »Ich wollte die freie Zeit nutzen und mir alle diese Dokumente und Briefe ansehen.«
»Hat’s was gebracht?«
»Ich bin mir nicht ganz sicher. Zumindest lerne ich sie langsam etwas besser kennen. Beispielsweise weiß ich jetzt, dass ihr Vater mit eiserner Hand das Regiment in der Familie führte und die Mutter sich mit schöner Regelmäßigkeit mit Migräne in ihr Schlafzimmer zurückzog – vermutlich ihre einzige Möglichkeit,
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