Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)
einziges Wort davon glaube, werde ich bestimmt viel Spaß dabei haben, die Wahrheit herauszufinden.«
7. Kapitel
»So!« Frankie zog ihr kurzes rotes Wollkleid mit Rüschenrock zurecht, trat zurück und bewunderte ihr Werk. »Wie gefällt dir das?«
Niemand antwortete. Was kaum verwunderte, da sie allein im Geschäft war. Einigermaßen befremdet hatte sie festgestellt, dass sie seit Ritas Abreise dazu übergegangen war, mit sich selbst zu sprechen. Oder mit dem leise dudelnden Radio. Und manchmal sogar mit den Kleidern.
Es war am späten Freitagnachmittag. Morgen würde sie zum ersten Mal die Türen von Francesca’s Fabulous Frocks öffnen.
Und weil ihre Freunde die ganze Woche über beherzt mit angepackt hatten, würde sie sogar wirklich rechtzeitig fertig werden.
Ritas Laden war völlig verwandelt. Es gab nun für jedes Jahrzehnt seit den Fünfzigern eine eigene Abteilung, mit zu der jeweiligen Ära passenden Bildern, Postern und Schnickschnack an den Wänden.
Biff und Hedley hatten sich für die gespendeten Kleider aufs Beste erkenntlich gezeigt und ein paar wahre Schmuckstücke zur Verfügung gestellt.
Die cremefarbenen Wände waren kaum noch zu sehen, da Audrey Hepburn mit Eleganz und Stil, reichlich toupiertem Haar und Wespentaille die Fünfziger repräsentierte und daneben eine kurvige Marylin Monroe die Lippen spitzte; Twiggy und Jean Shrimpton zeigten ihre schlanken Beine in Minirock und weißen Stiefeln bei den Swinging Sixties; Toyah und Siouxsie posierten etwas aggressiver und mit deutlich mehr Ketten für den Punk der Siebziger; die Damen aus Dallas standen mit lebhaften Farben, Powersuits, dicken Schulterpolstern und aufgeplustertem Haar für die Achtziger; und die Spice Girls veranschaulichten gemeinsam mit Prinzessin Diana die Vielfalt der Neunziger.
Die Nullerjahre waren einigermaßen knifflig gewesen, weil niemand – nicht einmal Lilly – eindeutig hätte sagen können, welchen Stil diese Ära genau mit sich gebracht hatte. Am Ende hatte Frankie sich für vergrößerte, aus dem Internet gepickte Bilder ausgefallener Designer-Kollektionen entschieden – einschließlich Alexander McQueen und Stella McCartney –, und alles, was danach an aktueller Mode kam, fand sich unter einem riesigen Poster von Cheryl Cole.
Frankie begutachtete noch einmal den Laden. Sie hatte die Beleuchtung geändert – das hieß, sie hatte in den Ecken, die es brauchten, Strahler mit hübschen rosa Glühbirnen angebracht, damit scharfe Kanten weicher wirkten – und in jeder Abteilung altmodische Hutständer aufgestellt, drapiert mit Hüten natürlich, Schals, Taschen, passendem Modeschmuck und allen anderen Accessoires, die sie hatte finden können – zunächst nur als Dekoration. Aber falls ihr jemand Bares dafür bieten sollte, würde sie die Sachen bestimmt auch verkaufen. Schließlich war sie fest entschlossen, aus diesem Geschäft einen Erfolg zu machen.
Die Kleider, die nun in jedem Bereich nach Größen geordnet an Stangen hingen, bildeten eine herrliche Farbenfülle. Man konnte vom einen Ende des Ladens bis zum anderen von den Fünfzigerjahren ins einundzwanzigste Jahrhundert wandeln und sich unterwegs an sämtlichen Mode-Highlights der dazwischenliegenden Jahre erfreuen.
Der Inhalt entsprach dem Etikett, dachte Frankie beglückt, es sah wirklich aus wie in einer fabelhaften Boutique.
Auch hatte sie es geschafft, sich in das Computersystem einzuarbeiten, sodass sie Preise, Bestand, Verkäufe – alles, was sie brauchte – damit verwalten konnte. Außerdem hatte Lilly versprochen, mit einem echt süßen Typ zu reden, den sie kannte und »der mir einen großen Gefallen schuldet, weil ich seiner Verlobten kein Sterbenswörtchen verraten habe – obwohl ich anfangs von einer Verlobten natürlich überhaupt nichts wusste, der schleimige Hochstapler!«, damit er für Francesca’s Fabulous Frocks eine Webseite gestaltete.
Wenn also die Lokalzeitung ihre Sache gut machte und einen Berichterstatter zur Eröffnung schickte und wenn sie für die Poster, die sie angefertigt und überall hingeklebt hatte, nicht wegen wilden Plakatierens verhaftet würde und wenn die Flyer Interesse weckten, die sie ausgedruckt und in einer der Nächte, in denen Schlaf einfach ein Luxus war, den sie sich nicht leisten konnte, in Kingston Dapple sowie den benachbarten Dörfern verteilt hatte, dann sollte der morgige Tag einer der besten ihres Lebens werden.
In der Tat müsste es eigentlich der beste Tag ihres Lebens seit, nun
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